Zitat:
Interview: Benjamin und Dominik Reding
und mit Sandra Borgmann
Revolver:
Ich habe euch das erste mal auf der Balduintreppe im Hafen in Hamburg gesehen, mit diesen 15 cm Irokesen und einer Arri SR auf dem Arm...
Dominik:
Ich werd verrückt.
War ein schönes Bild: Die Balduintreppe ging da so hoch direkt in den St.Pauli-Himmel, und oben diese zwei Punker mit der Kamera.
Benjamin:
Das war der allererste Kurzfilm. Das ist ja ewig her.
Wie lange ward ihr in Hamburg?
Benjamin:
Dominik jetzt siebeneinhalb Jahre, ich fünf. Schon lang. Aber jetzt ziehen wir um nach Berlin. Nach fünfeinhalb Jahren oder eben sieben ist dann auch irgendwann mal gut, da ist mal n Wechsel fällig. Außerdem wars in Hamburg mit 'Oi-Warning' sehr schwer, und da haben wir uns dann schon gedacht, warum sollen wir in einer Stadt bleiben, in der den Film nur ein einziges Kino gezeigt hat. In Berlin ist er in 10 od. 11 Kinos gelaufen. In Hamburg? Im Ufa-Palast, am Gänsemarkt. Wir hatten mit anderen Kinos gerechnet, Zeise, Abaton, die wollten nicht. Die mochten den Film nicht. Die Chefin vom Zeise meinte, das Thema Skinheads wäre doch durch, im September 2000, wo das grade auf jeder Titelseite stand... Jetzt ist es erst recht verrückt, weil damals hätte man noch sagen können, der Film kriegt vielleicht keine Zuschauer. Aber jetzt sind wir bei 100 000, und da verstehe ich nicht, warum sie den Film immer noch nicht zeigen. Sie zeigen ihn bis heute nicht. Alle drei, 3001 auch nicht.
Haben die Angst?
Benjamin:
Ich glaube eher, daß die den Film persönlich nicht PC finden. Der Film ist ja nichts so für Alt68er. Weiß Gott nicht. Und so für didaktische Filmerzieher ist er garantiert gar nichts.
'100 000 Zuschauer, erstaunlich bei so einem kontroversen Thema' hab ich mal sagen hören. Was ist denn bei dem Film eigentlich kontrovers?
Benjamin:
Das Kontroverse wird ja mehr in den Film hinein gesehen, wir wollten ja nur einen ehrlichen Film machen. Aber vielleicht ist in Deutschland ein ehrlicher Film automatisch ein kontroverser Film. Denn der Film wird durchaus kontrovers diskutiert, und auch heftigst abgelehnt. Die Amis fanden es gut, daß sich da zwei Jungfilmer auf den Weg machen, um so ein gesellschaftliches Phänomen, oder Problem, je nachdem wie mans sieht, anzupacken. Das fanden die "courageous". Hier hat das eher sowas nestbeschmutzendes. Die Deutschen kommen schlecht weg. Erwachsene werden bei uns zu Karikaturen, stand in den Kritiken. Das wäre ja furchtbar, das dürfte man nicht.
Dominik
(grinst breit) Herr Gregor vom Jungen Forum meinte, der Film wäre eine Zumutung. Die Filmbewertungsstelle hat dem Film kein Prädikat verliehen, und in der Begründung stand, der Film ginge zu weit.
Ihr habt einen Softporno gemacht.
Benjamin:
Ja, aber da ging es um die Erwachsenendarstellung. Die Mutter, der Lehrer, die Eltern.
Dominik:
Die Darstellung der Erwachsenen in dem Film wäre "infam". Uns ist gesagt worden, daß das die härteste Ablehnung war, die die FBW jemals geschrieben hat.
Die allererste Szene: Sandra steht Koma gegenüber, Sandra ist angezogen und begeistert, und Koma ist nackt und schön, und auch begeistert... Wie kam es zu diesem Bild?
Benjamin:
Das Bild hatten wir schon relativ früh, das war eins dieser frühen Bilder, es sollte ein 'Innenbild' sein von Janosch, von Janosch erfährt man ja vergleichsweise wenig in der Geschichte. Er sieht da eine Sexualität, die für ihn was faszinierendes hat, aber auch etwas fürchterliches. Und die Eröffnung sollte bildlich furios sein, das ist halt das Prelude, die Themen des Filmes sollen alle anklingen. Und alle drei Anfangsbilder, das Schlecken über das Tatoo, die Skalpellschnitte in die Rückenhaut eines Mannes, und die Szene mit Sandra und Koma, sollten Dinge erzählen, die dann später dem Janosch passieren. Es sollten Bilder zwischen Traum und Alptraum sein....
Zitat:
Nach dem Abitur 1987 in Dortmund studierte Dominik Reding zunächst an der
RWTH bei u.a. Prof.
Volkwin Marg in Aachen Architektur.
[2] 1992 wechselte er an die
HFBK in Hamburg und studierte dort bis zu seinem Diplom 1999 Film im Studiengang
Visuelle Kommunikation. Sein Diplomfilm
Oi!Warning, den er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder
Benjamin Reding verwirklichte, kam 2000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Kinos. Der Film lief u.a. auf dem von
Robert Redford gegründeten
Sundance Filmfestival[3] und erhielt diverse Filmpreise, darunter den Talentpreis der
Directors Guild of America und das Prädikat
wertvoll der
Filmbewertungsstelle Wiesbaden.
[4] 2001 drehte er als Autor und Regisseur für den
SWR den
Tatort Fette Krieger mit
Ulrike Folkerts als Kommissarin
Lena Odenthal. 2006 dreht er als Autor, Regisseur und Produzent wieder zusammen mit seinem Zwillingsbruder Benjamin Reding den Kinofilm
Für den unbekannten Hund, der 2007 bundesweit in die Kinos kam. Der Film, der sich mit der Lebenswirklichkeit von Wandergesellen (
Wanderjahre) beschäftigt, erhielt u.a. den Hauptpreis
Goldener Biber der
Biberacher Filmfestspiele und das Prädikat
Besonders wertvoll der
Filmbewertungsstelle Wiesbaden . Der Rapper und Schauspieler
Sascha Reimann spielte in
Für den unbekannten Hund seine erste Filmhauptrolle.
[5] 1998 gründete Dominik Reding in Hamburg die
Eye!Warning-Filmproduktion, die 2001 nach Berlin umsiedelte.
[6] Neben seiner Filmtätigkeit arbeitete Dominik Reding als Buchautor
(Oi!Warning, ein Film auf eigene Gefahr)[7] und, im Wechsel mit seinem Bruder Benjamin Reding, als Kolumnist für das Architekturmagazin
AIT (Fachzeitschrift)[8] Für sein bisheriges Werk erhielt er 2003 zusammen mit seinem Bruder Benjamin Reding den Förderpreis Filmkunst der
Akademie der Künste in Berlin. Seit 2008 ist Dominik Reding Mitglied der
Deutschen Filmakademie.
[9]
Filmografie [Bearbeiten]
- 1999: Der Mann des Zufalls (7 Kurzfilme für Theaterproduktion)
- 2000: Oi!Warning (auch Drehbuch und Produktion)
- 2001: Tatort, Fette Krieger (Drehbuch und Regie)
- 2002: Stay away from the good guys (Videoclip für die Band Terrorgruppe)
- 2007: Für den unbekannten Hund (auch Drehbuch und Produktion)