Branche steckt in Schwierigkeiten

Höhere Lkw-Maut: Spediteur erklärt, weshalb das nicht zu stemmen ist

Mit dem neuen CO₂-Aufschlag steigt die Lkw-Maut kräftig. Ein Spediteur erzählt, wie ihn die Erhöhung trifft und warum er keine Chance sieht, die Mehrkosten aufzufangen.

Speditionen zahlen ab Dezember deutlich mehr Lkw-Maut. Durch den neuen CO2-Aufschlag wird sich diese annähernd verdoppeln, so die Einschätzung des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik. „Für die Branche ist das bedrohlich“, schildert der Schemmerberger Spediteur Mathias Ehrmann die Auswirkungen. Er erläutert, wie stark sich die Kosten für sein Unternehmen erhöhen, weshalb er diese nicht auffangen kann und warum er findet, die deutschen Spediteure sollten sich ihre französischen Kollegen zum Vorbild nehmen.


Die Spedition Ehrmann gehört zu den kleinen Familienbetrieben. Das Schemmerberger Unternehmen bringt für seine Kundschaft in Deutschland und Österreich Waren von A nach B. Der Fuhrpark umfasst 16 Vierzigtonner, darunter zwei gasbetriebene Fahrzeuge. 18 Fahrer beschäftigt Mathias Ehrmann aktuell. Zudem seien täglich mindestens zehn Subunternehmer für seine Spedition im Einsatz, um die Aufträge abzuarbeiten, sagt er.

So wirkt sich die höhere Maut aus

Auf circa zehn Prozent beziffert Ehrmann den Anteil der Maut an seinen Betriebskosten. Nach der Erhöhung im Dezember seien es künftig also etwa 20 Prozent, sagt er. „Wie sollen wir das stemmen?“, fragt er sich. Einsparpotenziale habe er längst ausgereizt. Die Fahrzeuge seien optimiert, die Fahrer hätten Schulungen zum Sprit sparenden Fahren durchlaufen.


Bei der Fahrtenplanung habe er alles ausgereizt, erzählt der Unternehmer. Leerfahrten versucht er ‐ wie alle Spediteure ‐ zu vermeiden. Doch Ladung für den Rückweg zu bekommen, wird immer schwieriger. 70 bis 80 Kilometer Leerfahrt hat er im Schnitt. Früher seien es 20 bis 30 Kilometer gewesen, so der Spediteur. „Wegen der Wirtschaftskrise ist weniger Ware auf dem Markt, die transportiert werden muss“, berichtet er. Dass viele Spediteure um diese wenige Ladung konkurrieren, wirke sich auf die Preise aus. Von Kampfpreisen bei Rückladungen, spricht Ehrmann. „Die höhere Maut macht es noch härter für die Speditionen.“


Einsparpotenzial längst ausgereizt

Und was ist mit Einsparpotenzial bei Reparaturen und im Büro? Ehrmann winkt ab. Was gehe, werde längst in der eigenen Werkstatt gemacht. Und den kaufmännischen Bereich des Betriebs hat er schlank aufgestellt. Die Arbeiten übernehmen seine Frau Carmen und er selbst. „Wir können darüber hinaus nichts mehr einsparen“, lautet sein Fazit.


Die Konsequenz: „Wir müssen die Preise erhöhen.“ Zum Glück habe er Verträge mit kurzen Laufzeiten, erzählt er. „Aber ich kenne Kollegen, die langfristige Verträge gemacht haben und die höhere Maut nicht an ihre Kunden weitergeben können.“

Unternehmer sieht bedrohliche Lage für Branche

„Die Maut ist bedrohlich für die Speditionsbetriebe“, stellt Ehrmann fest. Als im vergangenen Jahr die Spritpreise in die Höhe schossen, habe die Wirtschaft geboomt. Doch heute sei die Lage anders. Zu den steigenden Kosten ‐ nun durch die Maut ‐ komme dieses Mal eine Wirtschaftskrise. Der Transport von Baustoffen sei fast weggebrochen, nennt der Schemmerberger ein Beispiel für die Entwicklung. „Die Wirtschaft ist am Schwächeln. Wie kann man da die Kosten für die Unternehmen erhöhen? Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand“, kritisiert er die Bundesregierung. „Wir Spediteure können die Maut nicht leisten.“

Warum E-Lkw derzeit keine Lösung sind

Einen Umstieg auf Elektrofahrzeuge ‐ die Bundesregierung will mit der Maut den Wechsel auf klimaneutrale Antriebe beschleunigen ‐ hält Ehrmann für unrealistisch. E-Laster hätten derzeit noch eine viel zu geringe Reichweite. Zudem fehle die flächendeckende Ladeinfrastruktur. Und wenn alle Lkw mit Strom fahren würden, woher solle der Strom dann kommen? Aus Atomkraftwerken aus dem Ausland?, fragt er.


Ein Damoklesschwert schwebe über den Speditionen, sagt der Schemmerberger. Er befürchtet, dass in Deutschland ein Speditionensterben einsetzen wird. Die Transportunternehmen würden aber gebraucht. Die Bahn, die die Politik mit den Mauteinnahmen stärken will, mache die Speditionen nicht überflüssig. Vom Bahnhof müssten die Waren per Lkw zum Kunden, betont Ehrmann.

Auswirkungen für Verbraucher

„Die Maut ist bedrohlich für die Speditionen und für die Gesamtwirtschaft“, sagt er zusammenfassend. Am Ende würden für die Endverbraucher die Preise steigen.

Eigentlich müssten die Spediteure jetzt streiken, findet Ehrmann. „Schade, dass unsere Branche nicht so zusammensteht wie unsere Kollegen in Frankreich“, fügt er hinzu. Dort streikten die Transportunternehmer auch mal. Wenn kein Lkw mehr rolle, sehe jeder, dass die Lager übervoll seien und die Regale in den Supermärkten leer blieben. „Dann würde sich etwas bewegen“, sagt Ehrmann.

https://www.schwaebische.de/regional...en-ist-2017906

Leider setzt sich ja Herr Habeck mit solchen Menschen nicht an einen Tisch.