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    Die Gastarbeiter-Generation im Alter - Körperlich verausgabt und oft ohne entsprechende Hilfen - Deutschlandfunk

    Die Gastarbeiter-Generation im Alter - Körperlich verausgabt und oft ohne entsprechende Hilfen


    .....„Die ersten Gastarbeiter, die hierhin kamen, nicht nur aus Italien, aus der Türkei, aus Marokko – die durften gar nicht Deutsch lernen“, sagt Mahshid Najafi. Die Rentnerin hat iranische Wurzeln und ist ehrenamtliches Mitglied des kommunalen Seniorenrates in Offenbach: „Die durften gar nicht. Und jetzt sagt man: `Die ist über 50 Jahre hier und kann überhaupt kein Deutsch´. Na klar, warum sollten sie überhaupt Deutsch lernen, wenn der Arbeitgeber sie zehn, zwölf Stunden ausgebeutet hat.“....„Man kann jetzt das Älterwerden der ersten Generation, die wirklich als Arbeiter angeworben worden sind, nicht vergleichen mit den hiesigen älteren Menschen, weil die einfach körperlich ganz hart gearbeitet haben und dementsprechend natürlich auch viele Krankheitsbilder da sind – auch in der Realität“, betont auch die Offenbacher Sozialberaterin Perihan Öksüz. „Die kamen aus der Landwirtschaft. Alleine die Wetterbedingungen waren schon für die ganz heftig.“
    Körperlich belastende Arbeit
    Perihan Öksüz hat auch ihren Vater vor Augen, der nach der Einwanderung beim Stahlkonzern Thyssen Arbeit bekam: „Ich kenne meinen Vater, dass er bis zur Rente jeden Tag in drei Schichten gearbeitet hat – ein ganz harter Job. Und ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals gesagt hat: Es ist zu viel. Obwohl wir alle wussten, dass es schon zu viel war. Das hat man auch körperlich dann am Ende gesehen.“
    Die ehemalige Siemens-Arbeiterin Jefri Ari erinnert sich, dass sie nicht unglücklich war, als sie als Neunzehnjährige vor mehr als fünfzig Jahren in München ihre Arbeit aufnahm. Denn sie sei damals im Wohnheim der Arbeiterinnen nicht allein gewesen: „Wir waren 22 Mädchen. Wir hatten immer das gleiche Wohnheim zusammen. Freundinnen sogar aus der gleichen Stadt auf einem Zimmer. Wir hatten im Haus einen Dolmetscher, auch auf der Arbeit. Ich hatte Glück, ich hatte nicht viel Schwierigkeiten.“
    Höhere Armutsgefährdung bei Migranten
    Andere hatten deutlich mehr Integrationsprobleme. Das weiß auch Jefri Ari. Und bis heute handelt das Thema Arbeitsmigration von Unterschieden und Ungleichheit. Magdalena Nowicka ist Professorin für Migration and Transnationalism an der Humboldt-Universität zu Berlin: „Nehmen wir Personen ohne Migrationshintergrund, dann ist die Armutsgefährdungsgruppe 2019 11,7 Prozent. Wenn wir jetzt Personen mit Migrationshintergrund in weitem Sinne nehmen, dann ist das 27,8 Prozent. Also wir haben einen deutlichen Unterschied.“
    Bildung spiele beim Armutsrisiko immer eine Rolle, so Magdalena Nowicka. Ob Menschen einen Migrationshintergrund hätten oder nicht. Hier aber kämen eben mehrere Faktoren zusammen: „Es kommt aber potenziell zu solchen kumulativen Effekten, die stärker sind bei Personen mit Migrationshintergrund, weil sie ohne anerkannte Bildung sind. Da müssen wir sagen, dass nicht nur die Anzahl der Schuljahre, sondern auch die Anerkennung der Abschlüsse eine Rolle spielt.“ Dazu kommen oft befristete oder schlechter bezahlte Tätigkeiten.....Was der Unabhängigkeit im Alter oft entgegensteht, ist die Sprachkompetenz. Oft konnten die Frauen und Männer der sognannten „ersten Generation“ die deutsche Sprache nicht systematisch erlernen. Jetzt, im Ruhestand, wird daraus ein besonderer Nachteil. Das beobachtet Döne Gündüz vom Offenbacher Arbeitskreis Migration: „Auf jeden Fall stellen die fehlenden Sprachkenntnisse eine große Barriere für den Zugang für alles dar. Zum Gesundheitssystem, zu den Freizeitangeboten, aber auch für das alltägliche Leben einfach dar. Wenn ich mit älteren Migranten der ersten Generation spreche, dann hat kaum einer von ihnen einen Integrationskurs damals bekommen, um eben die Sprache hier zu lernen und eben in dieser Gesellschaft anzukommen.“.....Kaum Migranten in Altersheimen
    „Tatsächlich – ich glaube es ist nicht nur in Offenbach so, sondern überhaupt in Altersheimen, in Pflegeheimen: Man sieht kaum Migranten. Das hat verschiedene Gründe. Na klar, man bringt von der Kultur des Ursprungslandes mit, dass man die Alten nicht weggeben darf.“
    Aber der Hauptgrund sei inzwischen, glaubt Mashid Najafi, dass sich die Heime immer noch nicht genug auf die Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten einstellen. Sie fordert deshalb eine Reform der Pflegeausbildung: Kultursensible Pflege reiche von den speziellen Wünschen in Sachen Körperpflege bis hin zum Festtagskalender.
    Anna Aydemir ist Pflegedienstleiterin bei den Sozialdiensten des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt am Main. Hier ist die kultursensible Pflege bereits gelebte Praxis und sie beginnt für Anna Aydemir schon mit dem ersten Kontakt: „Das ist ganz, ganz wichtig. Das wird auch immer beim Erstgespräch mit erfragt, von welcher Person die Pflege durchgeführt werden soll. Weil – wenn man da schon den Wunsch übergeht, dann hat man eigentlich schon gar keinen Zugang mehr.“
    Infrastruktur muss angepasst werden
    Serhat Karakayali, der Migrationsforscher an der Universität Lüneburg, bringt ein weiteres Beispiel dafür, wo die Unterschiede in den Gesundheitssystemen liegen – etwa im Vergleich der Türkei mit Deutschland: „Ein bekanntes Beispiel ist vielleicht, dass es in der Türkei beispielsweise absolut erwartet wird von den Angehörigen, von den nahen Angehörigen, dass sie mit ihren Verwandten im Krankenhaus übernachten. Dafür gibt es eine Infrastruktur in den ganzen Kliniken, dass man sich als Angehöriger mit den Kranken im Zimmer befindet.“.......

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    Geändert von Realist59 (19.01.2022 um 11:01 Uhr)

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