Großmachtpläne der Türkei „Wenn die ihr Imperium wieder errichten wollen – bitte schön. Aber nicht bei uns“

Außenstaatsminister Anwar Gargash (Anmerkung: Vereinigte Arabische Emirate)... fordert Europa zu einer gemeinsamen roten Linie gegen die Türkei unter Präsident Erdogan auf.
Mit seinen Attacken gegen Frankreich manipuliert Erdogan ein religiöses Thema für politische Zwecke.“
„Erdogan will der Anführer des sunnitischen Islam werden. Darum inszeniert er das so. Aber in Wahrheit ist das ein politisches Projekt, kein theologisches.“ Das eigentliche Ziel des türkischen Präsidenten sei es, den Einfluss seines Landes in der muslimischen Welt auszudehnen, der schon heute vom Golf bis zum westlichen Mittelmeer reicht. Im Nahen Osten verschöben sich derzeit die Machtverhältnisse „Erdogan will diese Situation nutzen und das Osmanische Reich wieder errichten. Wie der Iran betreibt er eine imperialistische Politik, und das ist eine der Hauptgefahren in der Region.“
Gargash zählt die Schauplätze auf, an denen die Türkei derzeit aktiv ist: Tausende türkische Soldaten gehen im Nordirak gegen die Kurdenmiliz PKK vor, im Norden des Nachbarlands Syrien stehen ebenfalls türkische Kräfte zusammen mit verbündeten Milizen im Feld, in Libyen sichern türkische Waffen und Türkei-treue Milizen aus Syrien das Überleben der Nationalen Einheitsregierung von Fayez al-Sarradsch. „Und überall expandiert die Türkei zulasten der Araber“, sagt Gargash. „Darum haben wir etwas dagegen. Wenn die ihr Imperium wieder errichten wollen – bitte schön. Aber nicht bei uns.“
Auch Europa müsse sich der Herausforderung durch die Türkei stellen. „Macron ist einer der wenigen europäischen Politiker, die sich offen gegen die regionale Expansion der Türkei stellen“, sagt Gargash. „Europa braucht eine geeinte Haltung der Türkei gegenüber. Wo Erdogan Lücken oder Schwächen sieht, nutzt er das für seinen Machtgewinn aus. Erst wenn man ihm rote Linien zieht, wird er verhandlungsbereit.“
Erdogans ideologisches Projekt hänge untrennbar mit dieser Expansion zusammen. Es sei ein islamistisches Projekt, meint Gargash. „International verbreitet Erdogan die Ideologie der Muslimbrüder. Sie ist zum Teil seine eigene Ideologie, zum Teil aber auch ein Instrument zum Machtgewinn. Das lässt sich nicht trennen.“ Die Muslimbrüder, der älteste internationale islamistische Verband der Welt, wollen eine ultrakonservativ religiös geprägte Gesellschaft mit politischen Mitteln errichten. Doch immer wieder gehen sie auch gewalttätig vor.
Im sogenannten Arabischen Frühling, der Serie von Aufständen gegen die nahöstlichen Diktaturen ab 2011, wurden die Muslimbrüder in vielen Ländern zur zentralen Kraft. Im Ursprungsland ihrer Bewegung, Ägypten, gewann der Muslimbruder Mohammed Mursi die Präsidentenwahl. Nach gut einem Jahr im Amt und einem enormen Vertrauensverlust in der Bevölkerung wurde er vom Militär gestürzt. Unter dem Beifall der Golfmonarchien – auch der Emirate.
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Leserbriefe über die Rolle Deutschlands:

Walter S.

Ein NATO-Partner Türkei, der in der Region an drei Schauplätzen eigenmächtig Krieg spielt und Rüstungsdeals mit Rußland abschließt, ist ein hochgefährliches Sicherheitsrisiko. Um Erdogan effektiv einzuhegen, kann man bspw. auf sozialversicherungtechnischem Gebiet (Mitversicherung von in der Türkei lebenden Familienangehörigen in der deutschen Krankenkassen) schon mal anfangen. Ein weiterer Ansatz ist die Revision des Staatsbürgerschaftsrecht und der Einzug der Doppelpässe bei Nichtintegration. Das Beenden der Wühlttätigkeit der Ditib. Schließlich die Rückführung radikaler, in Deutschland agitierender Erdogan-Anhänger in ihre ideologische Heimat. Einrichtung eines effektiven Schutzes der Außengrenzen, um nicht mehr von dubiosen "Deals" abhängig zu sein. Wie gesagt, da geht schon so einiges, man müßte nur endlich wollen.
Mathias G.

Solange Merkel diesen Wichtigtuer derart hofiert und zudem finanziert, solange wird er glauben er wird ernstgenommen.
ToleranterReaktionär T.

Deutschland hat zuletzt in der EU dafür gesorgt, dass das Thema eventueller Sanktionsandrohungen gegen die Türkei vertagt wird, gegen den Willen von z. B. Frankreich und Österreich. Das bedeutet, wenn die EU nicht länger ein zahlloser Tiger gegenüber der Türkei sein möchte, muss sie sich endlich von der Appeasementpolitik Deutschlands emanzipieren.
Burkhard B.

Das Erdogan seine aggressive Expansionspolitik bezahlen kann liegt zum Teil auch daran das er deutsche Steuergelder erhält.
Ich will keine Steuern bezahlen um einen Despoten zu unterstützen.