Die Erfolgsmeldungen gehen durch die Presse und ich erinnere mich an einen Thread im Forum, der erleichterte Hochschulzugänge ohne Abitur für Flüchtlinge thematisierte.

Wo immer Erfolgsmeldungen grassieren, liegt der Verdacht auf Manipulation und Bevorzugung nahe. Indirekt erfährt man aus der TAZ, wie die Praxis aussieht.

Der Beispielsyrer des Artikels lebt seit 6 Monaten in Deutschland:

Seit sechs Monaten ist der 20 Jahre alte Syrer in Deutschland. Bevor ihn die Fassbomben des Regimes in die Flucht trieben, studierte er zwei Semester an der Wirtschaftshochschule in Daraa an der Grenze zu Jordanien.
Kein numerus clausus für Flüchtlinge, denn

Für Fächer mit Numerus clausus heißt das: fünf bis acht Prozent der Studienplätze werden für ausländische Studierende freigehalten. Flüchtlinge müssen sich also nicht gegen deutsche Abiturienten, sondern gegen Bewerber aus aller Welt durchsetzen. Sie werden behandelt wie Studenten aus Frankreich und den USA. Deutschen dürfen sie keine Studienplätze wegnehmen.
Rund 9.500 Ausländer haben sich für das Wintersemester an Berliner Hochschulen beworben, darunter 650 Syrer, doppelt so viele wie im Vorjahr.
Die Tutorin beginnt die Beratungsstunde. Sie spricht deutsch, und sie spricht schnell. Eine Syrerin, die neben al-Ghazawi sitzt und sich auch für ein Studium interessiert, übersetzt ins Arabische. Um sich an der Universität einschreiben zu können, erfahren die Anwesenden, bräuchten sie eine Aufenthaltsgenehmigung, ausreichende Deutschkenntnisse und ein Schulzeugnis, das dem Abitur gleichgestellt ist. Doch all das hat al-Ghazawi nicht.
Prinzipiell stehen die Hochschulen den Flüchtlingen offen. Es fehlten aber Plätze an Universitäten und an Studienkollegs, ausreichend Sprachkurse und ein bundesweites System für die Einstufung derer, die ihr Studium in ihrer Heimat abbrechen mussten.
Nun folgt der erste Hinweis. Der Hochschulzugang, für Flüchtlinge sowieso numerus-clausus-befreit, soll für diese unbürokratisch gestaltet werden:

Doch allmählich öffnen sich die Hochschulen für Flüchtlinge. Fast täglich stellt eine andere ihren Beitrag zur Integration vor. Ob in Halle, Frankfurt (Oder), Potsdam oder Mainz, Universitäten im ganzen Land versprechen qualifizierten Geflüchteten einen unbürokratischen Hochschulzugang. Die politische Debatte der letzten Monate hat auch die Wissenschaft erfasst.
Ab Januar sollen anerkannte Flüchtlinge ohne Wartezeit Bafög erhalten. Geduldete Personen müssen 15 Monate in Deutschland gewohnt haben, zuvor waren es noch vier Jahre. Alles Weitere müssen die Bundesländer bezahlen – und regeln.
Dies übersetze ich mal: Wer anerkannt ist, erhält sofort Bafög.
Wessen Asylantrag abgelehnt wurde (Geduldete), muss 15 Monate in Deutschland gelebt haben und erhält danach Bafög.

Von Land zu Land sind die Zulassungshürden jedoch unterschiedlich hoch.
Das gereicht eher zum Vorteil als zum Nachteil.

Über den Umweg Gasthörerschaft geht es gegebenenfalls auch weiter, vermutlich Bafög-gefördert, denn von irgendwas muss der geflüchtete Gasthörer ja leben.

Und die Gasthörerschaft birgt je nach Dozent und Prüfstelle die Möglichkeit, auch so ein Studium abzuschließen.

Auf die Frage, ob Gaststudenten Prüfungen ablegen und Leistungen anerkennen lassen könnten, für den Fall, dass sie später regulär studieren, reagiert sie ausweichend: Das hänge vom Dozenten und der entsprechenden Prüfungsstelle ab.
Auch al-Ghazawi will der Universität so bald wie möglich seine Deutschkenntnisse nachweisen. Doch einen offiziellen Sprachkurs darf er erst dann belegen, wenn ihn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für schutzwürdig befunden hat. „Bei anderen Syrern hat das nur zwei Monate gedauert“, sagt er ratlos.
Ob sein syrischer Schulabschluss als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt wird, weiß er nicht. Das Original hat er in Daraa zurückgelassen. Das Foto auf seinem Smartphone reicht nicht als Nachweis. Er braucht das Original des Dokuments, selbst eine Kopie würde nicht genügen.
Was nun folgt, ist eine Regelung, die fast jedem Flüchtling einen Hochschulzugang verschaffen könnte, wenn er den Dozenten kennt und die Auslegungen der Unis bezüglich etwaiger Nachweise und (den Rest spare ich mir):

. Demnach ist ein „indirekter Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung möglich“, wenn Studierende die Unterlagen aus „politischen Gründen“ nicht erbringen können. Derzeit wird diese Regelung unterschiedlich ausgelegt.
Eidesstattliche Versicherungen, ein Abitur in der Tasche zu haben oder ein Studium im Heimatland begonnen zu haben, reichen oftmals aus:

Manche Hochschulen begnügen sich mit eidesstattlichen Versicherungen
Manche prüfen auch Fachwissen, wie auch immer, der Empfehlung folgend, bei der Prüfung nicht zu strenge Maßstäbe anzulegen:

prüfen Fachwissen aus einem begonnenen Studium. Die Kultusminister empfehlen den Hochschulen, bei der Einzelfallprüfung nicht zu strenge Maßstäbe anzulegen.
Der politische Wille ist es, zukünftig auch Fotos auf Smartphones anzuerkennen und es werden Mitarbeiter an Unis damit beauftragt, Flüchtlingen den Hochschulzugang zu erleichtern:

Heute haben alle Fotos von Zeugnissen in der Cloud gespeichert, da müsste es eine Möglichkeit geben“, sagt Lars Fähling, der bei der Universität Potsdam daran arbeitet, Flüchtlingen den Hochschulzugang zu erleichtern.
In allen Bundesländern scheint der Wille vorhanden zu sein, sich für Flüchtlinge zu öffnen. Doch die Bürokratie setzt enge Grenzen. Und der Umfang des Problems ist noch nicht erkannt: Der Berliner Senat hat zwar angekündigt, dass er die Zugangshürden für Flüchtlinge abbauen und die Kosten für Gasthörerschaften und die Aufstockung von Studienkollegplätzen und Sprachkursen übernehmen will.
Zudem lobt das Berliner Studentenwerk 50 Starthilfestipendien über 1.000 Euro aus, um einmalige Kosten wie die Anerkennung von Studienleistungen oder Verwaltungsbeiträge zu decken. Doch den Universitäten fehlt jede Vorgabe der Politik, für wie viele Studenten sie planen sollen.
Zusätzlich gibt es natürlich viele andere Stipendien nur für Flüchtlinge und Migranten.

Zurück zum Syrer:

Er ist sich nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch Wirtschaft studieren will. Als er das Formular ausgefüllt hat, hat er auch ein Angebot auf Arabisch gewählt: einen Kurs zu Integrations- und Migrationsforschung.
https://taz.de/Hochschulzugang-fuer-...inge/!5239440/