Klimafreundlich, aber unbeliebt

Südwest–Minister verschmähen den Nachtzug

Nur zwei Staatssekretäre haben in den letzten Jahren die klimafreundliche Alternative zum Inlandsflug gewählt. Die FDP wirft den Grünen „Klima–Doppelmoral“ vor.

Die Minister der baden–württembergischen Landesregierung haben seit 2016 kein einziges Mal den Nachtzug für Dienstreisen nach Berlin genutzt. Das ist das Ergebnis einer Anfrage des FDP–Landtagsabgeordneten Christian Jung, die der „Schwäbischen Zeitung“ vorliegt.


Demnach haben lediglich zwei Staatssekretäre, beide von den Grünen, Dienstfahrten per Nachtzug absolviert: Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium, reiste seit 2016 achtmal im Nachtzug nach Berlin und zurück. Umwelt–Staatssekretär Andre Baumann nahm siebenmal den Nachtzug.
Mitglieder der Landesregierung müssen regelmäßig Termine in Berlin wahrnehmen, unter anderem als Mitglieder des Bundesrates. Sehr häufig würden diese Reisen per Bahn erfolgen, fast ausschließlich aber tagsüber, hält Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) in seiner Antwort an Jung fest.
Immer wieder Inlandsflüge

Allerdings hatte eine Anfrage der AfD–Landtagsfraktion kürzlich ergeben, dass die Regierungsmitglieder auch oft Inlandsflüge buchen — Spitzenreiter war 2022 Verkehrsminister Winfried Hermann mit 30 Flugreisen.

Ein Sprecher hatte dies mit dem frühen Beginn der Bundesratssitzungen begründet, die eine Anreise per Bahn am selben Tag unmöglich machen würden, sowie mit einer meist engen Terminplanung am jeweiligen Vortag der Sitzung. Umweltschützer sehen vor allem Inlandsflüge wegen des hohen CO₂–Verbrauchs kritisch.


„Die Grünen in Baden–Württemberg und ihre Minister beweisen hier mal wieder ihre Klima–Doppelmoral“, sagt der FDP–Angeordnete Jung der „Schwäbischen Zeitung“. Fliegen werde mit persönlichem Termindruck begründet. „Das Kuriose dabei ist, dass viele Grüne schon am 6. Juli 2023 zur Stallwächterparty der Landesregierung extra nach Berlin fliegen werden. Danach wird dann gerne Verzicht gepredigt, dass die Menschen im Sommer nicht in den Urlaub fliegen sollen.“
Umstieg in Karlsruhe nötig

Einen direkten Nachtzug von der baden–württembergischen Landes– in die Bundeshauptstadt gibt es aktuell nicht. Allerdings fährt um 23.07 Uhr ab Karlsruhe ein Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nach Berlin, wo man am nächsten Morgen um 7.20 Uhr ankommt.
Um diesen Zug zu erreichen, müsste man von Stuttgart aus um 21.32 Uhr einen Nahverkehrszug nehmen und hätte dann etwa eine halbe Stunde Aufenthalt in Karlsruhe. „Ich habe dies schon oft gemacht“, sagt Jung. „Auf der Rückfahrt klappt dies ebenfalls wunderbar. Aber nur, wenn man will.“


Die Grünen können der von Jung vorgeschlagenen Verbindung wenig abgewinnen. „Die bestehenden Nachtzugverbindungen von Stuttgart nach Berlin, die immer ein Umstieg erfordern, sind so unattraktiv, dass sie nicht dazu einladen, von Stuttgart nach Berlin mit dem Nachzug zu fahren“, teilt eine Sprecherin der Grünen–Landtagsfraktion mit. „Das zeigt uns wieder: Das Nachtzugnetz in Deutschland muss dringend ausgebaut werden.“
Grüne sehen Wissing in der Pflicht

Aus Sicht der Grünen sind Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Bahn in der Pflicht, innerdeutsche Nachtzugverbindungen auszubauen und attraktiver zu machen. „Österreich zeigt in beeindruckender Weise, was möglich ist, wenn sich Bundesregierung und Bahn gemeinsam ins Zeug legen“, so die Sprecherin.


Die Deutsche Bahn hat sich vor einigen Jahren aus dem Geschäft mit Nachtzügen zurückgezogen. Die ÖBB dagegen baut dieses Angebot aus, auch in Deutschland.

https://www.schwaebische.de/regional...chtzug-1715511

Zu unbequem und unkomfortabel fürs Klima....grüne Doppelmoral, Verzicht predigen, aber komfortabel fliegen.