Was sich etwas schwer liest, ist Teil einer groß angelegten Offensive, um in der Stadt Reutlingen mehr Wohnraum zu schaffen. Ein Karlsruher Büro soll neue Befreiungsrichtlinien für die Genehmigung von Dachaufbauten und Aufstockungen erarbeiten. Konkret geht es darum, dass bei bestehenden Gebäuden, vor allem im Innenbereich der Stadt, neue Wohnflächen entstehen und zwar ohne Bebauungsplanverfahren.
Das Land fördert dieses Ansinnen der Stadt mit immerhin 40 000 Euro. Das beauftragte Büro soll jetzt zunächst einmal Wohngebiete in der Stadt ausfindig machen, die für solche Dachaufbauten und Aufstockungen geeignet wären.
Die jetzt beschlossene Maßnahme ist Teil der „Wohnbauflächenoffensive 2025“ in Reutlingen. Ein Programm, das aus dem Jahr 2012 stammt, wo es bereits Wohnungsnot in der Stadt gab, bei weitem allerdings nicht so drückend, wie dies jetzt der Fall ist. Rund 1000 Einwohner mehr zählt die Kreisstadt pro Jahr, die Tendenz ist ungebrochen.
Anerkannte Flüchtlinge brauchen Wohnungen, in diesem Jahr läuft zudem verstärkt der Familiennachzug an. Und immer mehr Menschen ziehen in die Stadt, die Arbeitsplätze bietet.
Mal kurz die Ursache genannt und gleich wieder abgelenkt. Reutlingen ist kein Boom-Town.

prach man 2012 noch von einem Ziel von 290 Wohnungen pro Jahr, so ist diese Zahl längst überholt. Von jährlich 500 neuen Wohnungen ist die Rede. Ob dies reicht, werden die kommenden Jahre zeigen. Dabei spielt das kostensparende Bauen eine bedeutende Rolle. Allein ein Tiefgaragenstellplatz kostet derzeit bis zu 40 000 Euro. Weitere Auflagen, wie zum Beispiel die Ausweisung von Fahrradstellplätzen, halten Bauherren nicht selten davon ab, Wohnungen zu bauen. Vor allem kostengünstige Wohnungen sind so nicht mehr zu haben. Die Stadt hat jetzt unter anderem festgelegt, dass bei zusätzlichem Wohnraum in Bestandsgebäuden keine zusätzlichen Stellplätze ausgewiesen werden müssen. In Innenstadtlagen, bei guter ÖPNV-Anbindung und bei Wohnraumförderung könnte zudem die Vorgabe von 1,25 Stellplätzen pro Wohnung reduziert werden.
Wartelisten für genossenschaftlichen Wohnraum:

Eine weitere Wohnbauoffensive hat jüngst auch die städtische Wohnungsgesellschaft GWG angekündigt. Bis 2028 plant die GWG den Bau von insgesamt 1400 Wohnungen, ein Drittel davon sollen Sozialwohnungen sein. Aktuell stehen bei der GWG 1800 Menschen als Wohnungssuchende für sozialen Wohnraum auf der Warteliste.
https://www.swp.de/suedwesten/staedt...-27129720.html