Ladenburg Bürgermeister Stefan Schmutz nimmt Stellung zu Vorfall in städtischer Flüchtlingsbleibe
„Die meisten Flüchtlinge halten sich an das Gesetz“
Wie erst jetzt bekannt wurde, gab es bereits am 22. März einen ernsten Vorfall in der städtischen Flüchtlingswohnung in Ladenburgs Schriesheimer Straße.
Auf „MM“-Nachfrage bestätigt Polizeisprecher Norbert Schätzle, dass ein 30-jähriger Nigerianer mit einem Beil in der Hand einem Hausmeister der Stadt Ladenburg gegenübergetreten sei. Dieser habe sich bedroht gefühlt und die Polizei alarmiert. Weil man die Situation zunächst nicht habe einschätzen können, seien sechs Streifenwagen vor Ort gewesen. Der Verdächtige sei kurzzeitig festgenommen worden, befinde sich aber wieder auf freiem Fuß. Es sei zu prüfen gewesen, ob der Tatbestand der Bedrohung erfüllt worden sei.
„Auslöser des Verhaltens war mutmaßlich die vorangegangene Anweisung der Stadt Ladenburg, dass der Asylbewerber die Wohnung in der Schriesheimer Straße zu verlassen habe“, erklärt Bürgermeister Stefan Schmutz und fügt hinzu: „Zu einer konkreten Auseinandersetzung oder Straftat ist es nicht gekommen.“


Der Umzug sei zwischenzeitlich „ohne Zwischenfälle“ vollzogen, schreibt Schmutz auf Anfrage dieser Zeitung aus seinem Winterurlaub im schweizerischen Saas-Fee. Er betont, dass sich die überwiegende Zahl der in Ladenburg lebenden Flüchtlinge beziehungsweise Asylbewerber nach Recht und Gesetz verhalte und um eine Integration in unsere Gesellschaft bemüht sei. Schmutz hält allerdings auch fest: „Falls es zu Schwierigkeiten kommt, müssen wir feststellen, dass oftmals junge, männliche Asylbewerber mit sehr geringen Aussichten auf eine Bleibeperspektive durch gewaltbereites Verhalten auffallen.“
Stadt kann nicht ausweisen

Gleichwohl sei aggressives Verhalten nicht zu tolerieren. Schmutz sieht den Vorfall in der Schriesheimer Straße auch als Beleg dafür an, „dass wir auf kommunaler Ebene die Konsequenzen tragen müssen, wenn übergeordnete Behörden für ihre Entscheidung über das Bleiberecht eines Asylbewerbers zu lange benötigen“. Diese Situation sei für alle Beteiligten unbefriedigend. Die Teilnahme am Landesprogramm „Integrationsmanager“ sei in diesem Punkt sicher eine große Hilfe.


Für eine Ausweisung von auffälligen Flüchtlingen fehlten der Stadt freilich die formalen Zuständigkeiten. Die Stadtverwaltung sei „bestrebt, durch die direkte Kommunikation mit Flüchtlingen möglichst früh in einen persönlichen Kontakt zu treten, um Konflikte, die durch mögliche Missverständnisse entstehen, zu minimieren.
Die Polizei erklärt, solche Probleme mit Asylbewerbern kenne man in Ladenburg bislang nicht. Man habe es schlichtweg versäumt, eine polizeiliche Pressemeldung zu dem Vorfall herauszugeben: „Das ist bei der Auswertung übersehen worden“, erklärt Schätzle als Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Mannheim.
„Wenn ich die Lage in Ladenburg so überblicke, war das ein Einzelfall und eine Kurzschlussreaktion“, sagt Sabine Weil vom ehrenamtlichen Arbeitskreis Flüchtlinge und Hilfsbedürftige und erklärt: „Wir haben viele tolle Leute in Ausbildung und Arbeit.“ Sie selbst habe „keine Angst“ vor dem 30-Jährigen, der sonntags den Gottesdienst einer freikirchlichen Gemeinde besuche: „Das trägt ihn eigentlich.“ Gleichwohl würde sich Weil für den Mann eine „professionelle Betreuung“ wünschen.
Jüngste Begegnungen entspannt

Der betroffene Hausmeister habe ihr berichtet, dass die jüngsten Begegnungen mit dem Mann in der Unterkunft Schulstraße entspannt verlaufen seien. Alle weiteren Nigerianer, die in Ladenburg lebten, zeigten ihrem Landsmann derzeit deutlich, dass er der ansonsten unbelasteten Stimmung gegenüber Flüchtlingen geschadet und ihre eigene Situation schwieriger gemacht habe.
https://www.morgenweb.de/mannheimer-...d,1226684.html