Besser kein Urlaub auf Lampedusa


Lampedusa: "Im vergangenen Monat sind wir in die Anarchie gestürzt"

Auf Lampedusa sei die Ordnung zusammengebrochen, beklagt der Bürgermeister. Viele Migranten verstießen gegen die Regeln. Seine Amtsvorgängerin wirft ihm Panikmache vor.
"Bedrohungen, Belästigungen, Diebstähle. Lampedusa steht vor dem Kollaps", mit diesen Worten hat der Bürgermeister Salvatore "Totò" Martello die Zustände auf der italienischen Insel beklagt. In seinem offenen Brief an die italienische Nachrichtenagentur Ansa forderte er die Schließung des seiner Ansicht nach "nutzlosen" Aufnahmezentrums auf Lampedusa. In der Erstaufnahmeeinrichtung werde zu wenig kontrolliert, die Ankömmlinge könnten kommen und gehen, wie sie wollten, beklagt Martello. Vor allem eine größere Gruppe Tunesier würde – unbehelligt von den Sicherheitskräften – in der Innenstadt auf der Straße hausen, Passanten anpöbeln und Frauen belästigen, schrieb Martello.
"Im vergangenen Monat sind wir in die Anarchie gestürzt, die Regeln des bürgerlichen Lebens werden nicht respektiert", sagte Martello der Zeitung La Repubblica. Lampedusa und seine Einwohner fühlten sich im Stich gelassen.

Der Ex-Kommunist und ehemalige Fischer war bereits von 1993 bis 2001 Bürgermeister von Lampedusa. Im Juni 2017 löste er überraschend Giusi Nicolini ab, die für ihr Engagement für Flüchtlinge mit dem Friedenspreis der Unesco ausgezeichnet worden war.
Ehemalige Bürgermeisterin Nicolini widerspricht

Nicolini wirft Martello nun vor, mit seinen Äußerungen "Terrorismus" zu betreiben. "Hier wird versucht, das Klima der Angst, das es auf Lampedusa vor meiner Wahl gab, wiederherzustellen", sagte die ehemalige Bürgermeisterin der Ansa. In einem Punkt gab sie Martello recht: Seit weniger Flüchtlinge über die Libyen-Route Italien erreichten, mehre sich die Zahl tunesischer Migranten.
Die kleine Mittelmeerinsel stand lange im Mittelpunkt der europäischen Flüchtlingspolitik. An manchen Tagen kamen mehr als 1.000 Bootsflüchtlinge auf Lampedusa an. Im Dezember 2013 wurde das völlig überfüllte Auffanglager zwischenzeitlich geschlossen, nachdem Aufnahmen öffentlich gemacht wurden, die eine unmenschliche Behandlung der Angekommenen zeigte. Mittlerweile kommen aber weniger Migranten dort an: Von mehr als 100.000 Menschen, die nach Italien kamen, landeten in diesem Jahr etwa 6.200 auf Lampedusa. Die Insel hat rund 6.600 Einwohner.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...-hotspot-chaos