Der Pakistaner erzählt und die deutsche Zeitungsartikelschreiberin bringt voll gutem Willen und nicht verifiziert, weil die treuen Augen des Pakistaner schon ausreichen, auch nicht recherchiert, wie die Vorgehensweisen und Gesetze und Bestimmungen so aussehen, weil dies so mühselig ist, und auch nicht nachgerechnet, weil der Taschenrechner streikte, und so entsteht eine Geschichte voller Rätsel und Wunder.

Schicksal eines Asylbewerbers im Allgäu

„Ich falle doch niemandem zur Last“

Eigentlich wollte Abdul Rehman aus Pakistan gar nicht nach Deutschland. Jetzt würde er gerne bleiben – und kann nicht verstehen, warum das nicht geht
Das Artikelbild ist untertitelt (:

Abdul Rehman (links) hat gerne und sehr engagiert bei der Kemptener Schreinerei Hatt gearbeitet, um nicht auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Trotzdem muss er Deutschland verlassen.

Abdul Rehman hat in den vergangenen fast zwei Jahren so viel erlebt wie manche vielleicht ihr ganzes Leben nicht. Eine abenteuerliche Reise hat ihn von seiner Heimat Pakistan nach Deutschland geführt, das eigentlich nie sein Ziel war. Denn eigentlich wollte er doch nur in die Türkei. Dort sollte es Jobs geben und gutes Geld.


2500 Euro hat er den Schleusern gezahlt, die ihn durch den Iran geführt, ihn mit 16 anderen Männern in ein Auto gepfercht und bis nach Istanbul gebracht haben. Doch Arbeit gab es dort nicht. Also weiter nach Griechenland. Als Abdul Rehman das Schlauchboot sieht, in dem schon vor der Abfahrt das Wasser steht und mit dem er mit acht anderen nach Kos paddeln soll, will er umkehren. Doch die Schleuser – Abdul Rehman spricht von „Mafia“ – setzen ihn unter Druck: Wenn er nicht einsteigt, komme er ins Gefängnis.

Auf legalem Weg zurück nach Pakistan kann er nicht: Ausweis und Pass hat er auf Anraten der Mafia zuhause in Pakistan gelassen und nur eine Kopie mitgenommen. Also weiter. Nach Kos, dann auf einem Touristenschiff bis Athen. Wieder keine Arbeit, wieder der Wunsch, einfach umzukehren, zurück zu seiner Frau, den beiden Töchtern und seiner Mutter, für die er das alles doch überhaupt nur macht.

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„Ich falle doch niemandem zur Last“ - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/...d41311301.html
Merke: Erst in Ungarn hört er von Deutschland. Wahrscheinlich, weil der vorher die Blätter von den Bäumen las.
(Kleiner Tipp an die Schreiberin und den Erzähler: Mal die Hungersnot von Nordkorea recherchieren. Es gibt gute Berichte, die auch verifiziert sind: Man stirbt, wenn man Blätter u.ä. ißt, an Vergiftungen. Zuerst bläht sich der Bauch auf.....)

Er aß die Blätter von den Bäumen



Schließlich landet er nach tagelangen Märschen, in denen die Männer die Blätter von den Bäume essen, in Ungarn. Dort schnappt ihn die Polizei und bringt ihn in ein Asylbewerberheim, in dem erbärmliche Zustände herrschen, dort hört er von Deutschland, das ihm als reich und schön beschrieben wird. Im Juni 2015 kommt er über die Grenze des Landes, das eigentlich nie sein Ziel war. Jetzt ist er seit 20 Monaten hier, spricht sehr passabel deutsch, würde am liebsten bleiben und kann nicht verstehen, warum das nicht möglich ist.

„Ich falle doch niemandem zur Last“, sagt der 30-Jährige. Im Juli 2015 ist er in ein Asylbewerberheim nach Heising bei Kempten gekommen, im September hat er in der Kemptener Schreinerei zu arbeiten begonnen, die zuvor regelmäßig in der Flüchtlingsunterkunft zu tun hatte: Abdul Rehman wartete jeden Tag auf seine späteren Kollegen und bat darum, mithelfen zu dürfen. Das hat Norbert Hatt so beeindruckt, dass er ihn einstellt und sich wenig später auch dafür einsetzt, dass Abdul Rehman in eine Wohngemeinschaft umziehen darf. Miete, GEZ, Haftpflichtversicherung und seinen Lebensunterhalt trägt der Pakistaner selbst, er zahlt Steuern und ist jeden Tag pünktlich bei der Arbeit. Seine Chefs sind voll des Lobes. „Der Abdul ist ein Pfundskerle“, sagt Alexander Hatt. „Der hat den Hobel singen lassen, da hätte der an jeder Berufsschule als Lehrer anfangen können.“


Asylantrag unbegründet



Das alles schützt den Pakistaner aber nicht vor dem Brief des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das ihm vergangenes Jahr kurz vor Weihnachten mitteilt, dass es seinen Asylantrag für unbegründet hält. Abdul Rehman legt dagegen Widerspruch ein, er will weiter arbeiten, doch damit ist am 7. März schlagartig Schluss. Weil auch sein Widerspruch abgelehnt wurde und seine Identität ungeklärt ist, gilt ein sofortiges, absolutes Erwerbstätigkeitsverbot.

Eigentlich müsste ihn Alexander Hatt, der erst an diesem Tag einen Anruf von der Ausländerbehörde bekommt, sofort von der Baustelle holen. Mit etwas Überredungskunst darf er wenigstens noch bis zum Abend bleiben. „Der war von einer Minute auf die andere illegal beschäftigt“, sagt Alexander Hatt, den die Entscheidung nicht nur persönlich trifft, sondern auch geschäftlich: Abdul Rehman war als Arbeitskraft fest eingeplant. „Es ist ja nicht so, dass wir uns erst in der Früh überlegen, wo wir die Leute hinschicken.“ Er musste umdisponieren, Termine verschieben. „Da sind wir ganz schön ins Schwimmen gekommen.“


Die Schreinerei hat oft in Flüchtlingsunterkünften zu tun und schon mehrfach sind Alexander Hatt und sein Vater gefragt worden, ob sie nicht wieder einen der jungen Männer einstellen wollen. „Nein“, sagt der Junior, „das tue ich mir nicht mehr an.“ Die Leute erst anzulernen, nur um sie dann von einem Tag auf den anderen wieder zu verlieren, das kann er sich einfach nicht leisten. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung des Bundesamtes nicht nachvollziehen kann. Rechtlich mag das alles seine Richtigkeit haben, aber trotzdem bleibt für ihn unverständlich, „warum man jemandem mit einem festen Job ausweist. Da redet man immer vom Fachkräftemangel – und dann so was.“ Ein guter und williger Arbeiter sei Abdul Rehman gewesen, dem er erst einmal habe erklären müssen, warum er am Samstag nicht arbeiten dürfe. „Da hat man einen, der in unsere Systeme einzahlt, zu einem gemacht, für den man bezahlen muss.“


Für Abdul Rehman ist das derzeit die größte Strafe: Im Asylbewerber in Mindelheim herumsitzen, in das er inzwischen verlegt wurde, nicht arbeiten zu dürfen und auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. So ist er nicht erzogen worden: Er arbeitet, seit er zwölf Jahre alt ist. Einfach die Hand aufzuhalten, ist nicht sein Ding. In den Unterkünften hat er erlebt, dass einige Asylbewerber offiziell nur Mini-Jobs haben, nebenbei aber Schwarzgeld bekommen und Sozialleistungen obendrein. Andere seien seit Jahren hier, ohne je gearbeitet zu haben. „Deutschland muss doch diese Leute zurückschicken“, sagt er. „Ich habe doch nichts falsch gemacht. Ich bin nicht kriminell. Ich bin Handwerker.“


Er zieht die freiwillige Ausreise vor



Weil er nicht nach Ungarn abgeschoben werden will, hat sich Abdul Rehman für die freiwillige Ausreise entschieden. Doch was heißt schon freiwillig? Vor einem Jahr ist sein Bruder gestorben, offiziell an Herzversagen. Abdul Rehman ist jedoch überzeugt, dass die islamische Partei den 18-Jährigen vergiftet hat und fürchtet sich vor einem ähnlichen Schicksal. „Ich mag Deutschland“, sagt er. Die Bürokratie sei zwar oft schwierig, doch es gebe so vieles, wovon er in Pakistan nur träumen kann: Leitungswasser und Strom zum Beispiel, Arbeit, Versicherungen. Vielleicht, hofft er, kann er in einem Jahr mit einem Arbeitsvisum zurückkehren – ganz legal, ohne weitere Abenteuer.

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Aber der Widerspruch gegen den negativen Asylbescheid läuft ja noch und dann besteht noch die Möglichkeit der Duldung. Und wenn es dann soweit ist, wird er seine Frau und seine Kinder nach Deutschland nachholen und sie werden ganz sicherlich nicht und niemals auf Sozialleistungen angewiesen sein, denn bleibt Abdul gesund, bleibt ihm vielleicht dieser Hilfsarbeiterjob und von diesem kann er ganz sicherlich eine vierköpfige Familie ernähren, die vielleicht, so Allah will, noch um den einen oder andern Nachwuchs bereichert wird.