In Dortmund kann man Flüchtlingshilfe studieren

Mit der Integration von Flüchtlingen steht Deutschland eine große Aufgabe bevor. Die FH Dortmund hat eigens dafür einen Studiengang ins Leben gerufen. Die Studierenden haben selbst einen Migrationshintergrund.
Studierende haben selbst Migrationshintergrund

Neben den sogenannten Armutsmigranten aus den Balkanstaaten hat Dortmund auch Tausende Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und afrikanischen Ländern aufgenommen. All diese Menschen sollen integriert werden in ein neues, für sie fremdes System. „Die kommenden Sozialarbeiter sollen bereits während des Studiums Brücken bauen zu bestehenden Hilfsangeboten“, erläutert Boße.

Das Besondere an diesem Studiengang ist der Praxisbezug. Alle Studenten haben Migrationserfahrung und sprechen Fremdsprachen.
Kübra Syincaplan ist eine dieser Studentinnen. Die Deutsche hat türkische Vorfahren. Ihr Arbeitgeber ist die Dortmunder „Grünbau“, eine gemeinnützige Gesellschaft für soziale Qualifizierung und Beschäftigung. Kübra Syincaplan wird im Ausbildungscoaching für Geflüchtete und neu Zugewanderte eingesetzt.
Die 25-jährige Studentin fühlt sich wohl, wenn sie Menschen helfen kann. „Dem Sozialen gehört die Zukunft“, sagt sie. Als wichtigste Voraussetzung für ihren zukünftigen Job betrachtet sie Empathie. „Die Menschen, mit denen wir es zu tun haben, sind traumatisiert und befinden sich in einer prekären Lebenslage“, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, die Flüchtlinge nicht sofort mit Forderungen zu überziehen. „Viele Arbeitgeber klagen, diese Menschen assimilierten sich nicht im Betrieb. Dabei ist es doch ein Riesenerfolg, dass sie die Flucht verarbeitet, eine neue Sprache erlernt haben und einer Arbeit nachgehen können. Das reicht doch.“
Kübra Syincaplan hat häufig genug erlebt, wie sich Menschen verhalten, die unter Druck geraten. „Sie bleiben dann eine Woche lang im Bett oder beginnen, sich die Arme zu ritzen.“
Druck will die angehende Sozialarbeiterin daher vermeiden. Das Studium hilft ihr dabei, die Lebensgrundlage der Menschen rechtlich einordnen zu können. „Es kommt immer auf den Aufenthaltsstatus an. Dann weiß ich, welche Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt bestehen.“ Sie versucht auch, die Menschen vor Schuldenfallen zu bewahren und sie dafür zu sensibilisieren, Fristen zum Beispiel bei der Bundesagentur für Arbeit einzuhalten.
Während es im Gründungsjahr auf 35 Plätze 36 Bewerbungen gab, wurden im aktuelle Studienjahr 80 Bewerbungen auf 35 Plätze gezählt. Inzwischen gibt es einen Numerus clausus.


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