Grünes Licht für Großbordell

Die Behörde will den Bau an der Duckwitzstraße in den nächsten Tagen genehmigen. Der Beirat Neustadt fordert Bausenator Joachim Lohse auf, die Pläne noch einmal mit allen Beteiligten zu diskutieren.




In das leerstehende Gebäude an der Duckwitzstraße sollen bald Prostituierte einziehen.


Der Bau des geplanten Großbordells an der Duckwitzstraße 69 soll in den nächsten Tagen genehmigt werden. Anwohner und der Neustädter Beirat hatten gegen die Pläne protestiert. „Wir müssen das Baurecht befolgen und sind keine moralische Instanz“, sagt Frank Steffe, Sprecher der Baubehörde. Alle Prüfungen hätten ergeben, dass das Bordell an dieser Stelle zulässig sei.
Im Neustädter Beirat ist man über dieses Urteil enttäuscht. Vor allem von der Behörde. Die Lokalpolitiker haben Joachim Lohse (Grüne), Bremens Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, nun aufgefordert, alle Beteiligten zum ersten Mal an einen Tisch zu bringen und die Bordell-Pläne noch einmal kritisch zu hinterfragen. „Dafür ist es noch nicht zu spät“, sagt Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne). „Ich erwarte, dass der Senator auf unser Schreiben reagiert“. Gehört habe man aber noch nichts.

Nachdem die Bordellpläne im vergangenen Jahr bekannt wurden, hatten die Stadtteilpolitiker zunächst eine Änderung des Bebauungsplans beantragt, was die Behörde aber ablehnte. „Eine Begründung haben wir bis heute nicht bekommen“, beklagt Mose. Er betont, auch dem Beirat gehe es nicht um eine moralische Debatte. Vielmehr sorgten sich er und seine Kollegen um den Gewerbestandort am Ufer der Ochtum: „Wir haben immer gesagt, dass wir uns an dieser Stelle gut eine Ausdehnung des angrenzenden Gewerbegebietes vorstellen können.“ Da seien die Bordellpläne noch gar nicht auf dem Tisch gewesen. Die Baubehörde habe diese Überlegungen aber ignoriert. Nun bestehe die Gefahr, sowohl die Unternehmen vor Ort als auch mögliche Investoren nachhaltig zu verprellen.




In der Nähe des Gebäudes befinden sich der Lloyd-Industriepark und ein größeres Einkaufszentrum. „Ein Bordell in der unmittelbaren Nähe zum mittlerweile hochwertig entwickelten Standort ist für weitere Mietinteressenten ein absolutes No-Go“, beklagt Lutz Peper, Geschäftsführender Gesellschafter des Lloyd Industriepark, in einem Schreiben an das Ortsamt Neustadt. „Wir bitten Sie dringend, alles in Ihren Kräften stehende zu tun, um die zukünftige Nutzung des Gebäudes so zu lenken, dass eine Ansiedlung weiterer Mieter und damit die Schaffung weiterer Arbeitsplätze im bisher sehr erfolgreich am Markt platzierten Lloyd Industriepark nicht unnötig erschwert oder gar verhindert wird.“
Vertreter der Metro-Gruppe, die das benachbarte Einkaufszentrum betreibt, äußern ebenfalls Bedenken gegen die Baupläne. Das Bordell könne nicht mit den Ansprüchen eines sozial engagierten Unternehmens in Einklang gebracht werden, teilt ein Sprecher mit. Weitere Investitionen an diesem Standort müssten nun „noch kritischer“ betrachtet werden. Die Pläne, eine betriebliche Kindertagesstätte auf dem Firmengelände zu bauen, würden durch das Bauvorhaben infrage gestellt. Man sorge sich zudem um die Sicherheit der Mitarbeiter.

Auch die Anwohner hatten protestiert und Bausenator Lohse eine Liste mehr als 400 Unterschriften gegen das Bordell überreicht. „Wir erwarten, dass von der Baubehörde positive Signale zur Entwicklung des Stadtteils ausgehen. Die Bewilligung eines Großbordells hat aus unserer Sicht den gegenteiligen Effekt“, hieß es in einer Stellungnahme.



Als Eigentümer des Teilgrundstücks ist seit dem 7. November vergangenen Jahres die Klassvilla Grundbesitz GmbH mit Hauptsitz in Bremen im Grundbuch eingetragen. Der Bauantrag sieht ein Bordell mit zwei Etagen und insgesamt 24 Zimmer mit Doppelbetten vor. Auf jeder Etage ist dazu ein Bar-Bereich sowie ein Konferenzraum eingeplant. Das Haus soll künftig „Eros-Center“ heißen. Auf der jüngsten Sitzung des Neustädter Beirats wurde am Donnerstag auch der Verdacht geäußert, die zukünftigen Betreiber hätten Verbindungen ins Rockermilieu. Einer der Hintermänner stünde möglicherweise den Hells Angels in Oldenburg nahe. „Da halten sich die wildesten Gerüchte“, sagt Mose. „Wir wollen endlich wissen, wer der Betreiber ist“. Die Bremer Polizei möchte sich dazu nicht äußern.
http://www.weser-kurier.de/bremen/br...d,1569393.html