Vielleicht sollten wir zum Dreiklassenwahlrecht zurückkehren: Jeder bekommt so viele Stimmen, wie er Steuern bezahlt. Oder wir gewichten nach verbleibender Lebenszeit. So wie bisher kann das Wahlrecht jedenfalls nicht bleiben.

Es gibt zwei politische Projekte, die ich mit großer Sympathie verfolge, weil ich glaube, dass sie Deutschland verbessern würden. Das eine ist die Wiedereinführung der Monarchie. Das andere ist die Rückkehr zum Dreiklassenwahlrecht.

Was den Plan angeht, in Deutschland zur Monarchie zurückzukehren, gibt es bislang keine wirklichen Fortschritte, obwohl sogar berühmte Leute wie der Schauspieler Ulrich Tukur oder der Autor Henryk M. Broder dafür sind. Beim Dreiklassenwahlrecht sah es bis jetzt ebenfalls schlecht aus. Seit dem Brexit-Votum gibt es plötzlich Bewegung in der Sache.

Es ist nicht ganz leicht, Menschen für die Idee zu erwärmen, den einzelnen Wählern unterschiedlich viele Stimmen zu geben. Auf den ersten Blick wirkt so eine Ungleichbehandlung furchtbar ungerecht. Aber wenn man länger darüber nachdenkt, zeigen sich die Vorteile. Heute sind Wahlen wie ein Freiluftkonzert. Man findet die Veranstaltung ganz nett, aber richtig viel bedeutet sie einem nicht.

Die Leute würden wieder eine völlig andere Wertschätzung für die Demokratie entwickeln, wenn sie den Eindruck hätten, dass man sich anstrengen muss, um an Tickets zu kommen. Außerdem würde der Leistungsgedanke gestärkt. Überall akzeptieren wir, dass man sich mit mehr Einkommen auch mehr leisten kann. Warum soll das nicht auch bei Abstimmungen gelten?
http://www.spiegel.de/politik/auslan...a-1101176.html