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    Lügenpresse sucht Lügenpresse

    Ein besonderes Schmankerl ist im Tagesspiegel zu lesen. Dieser behauptet, es gäbe keine Lügenpresse und unterstellt daher gleich einmal der Presse, diesbezüglich gelogen zu haben und daher Lügenpresse zu sein.

    Irrer gehts nimmer!

    Eine vergebliche Suche nach der Lügenpresse

    Die „Vertrauenskrise der Medien“ ist ein zentraler Bestandteil des öffentlichen Diskurses geworden. Schaut man genauer hin, bleibt von dieser Krisenerzählung nicht viel übrig.
    Lange Einleitung:

    Es scheint eine klare Angelegenheit. In Leitartikeln, Talkshows und Reden beschwören Journalisten, Politiker und Demoskopen einen Vertrauensverlust „der Medien“. Seit dem Ukraine-Konflikt ist die „Vertrauenskrise der Medien“ ein zentraler Bestandteil des öffentlichen Diskurses geworden. Nicht mehr allein „Politik-“, sondern zunehmend auch „Medienverdrossenheit“ wird als eine Ursache für die Unzufriedenheit und den Protest benannt. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Debatte im Anschluss an die Ereignisse der Silvesternacht in Köln.
    Kernfrage:

    Doch stimmt sie eigentlich, die These eines dramatischen, fast schon historischen Vertrauensverlusts gegenüber den Medien? Will man die aktuellen Daten zum Medienvertrauen richtig einordnen und das Vertrauen in Medien wieder heben, sollte man diese Grundthese zunächst einmal hinterfragen. Denn nur wenn die Diagnose stimmt, kann man die richtigen Schlüsse ziehen.
    Und nun, hurra! Man genieße - besonders die rot markierten Sätze:


    Ein besonders häufig zitierter Ausgangspunkt der aktuellen Debatte ist eine Umfrage des NDR-Medienmagazins „Zapp“. Sie wurde im Dezember 2014 als Reaktion auf die Kritik an der Ukraine-Berichterstattung bei infratest-dimap in Auftrag gegeben und war das Schlüsselereignis, das den Ton für die weitere Debatte setzte. Schon in den Fernseh- und Onlinebeiträgen des Magazins war die Interpretation der Daten eher einseitig. Unter der Überschrift „Vertrauen in die Medien ist gesunken“ ist von „alarmierenden Zahlen“ die Rede. Dieser Eindruck wird vor allem dadurch erzeugt, dass nicht alle vorliegenden Daten berücksichtigt werden. Zum Vergleich für den Anteil derer, die „den Medien“ „(sehr) großes Vertrauen“ entgegenbrachten (29 Prozent), wird allein das Jahr 2012 (40 Prozent) herangezogen.

    Wonach genau gefragt wird, hat offenbar erheblichen Einfluss auf die Antworten

    Zumindest im Fernsehbeitrag unerwähnt bleibt, dass 2012 in der vorliegenden Zeitreihe ein Ausreißer war. Hätte man die weiter zurückliegenden infratest-Umfragen berücksichtigt, die auf der „Zapp“-Website ebenfalls dokumentiert sind, dann wäre dreierlei deutlich geworden: Zum einen schwankte das gemessene Medienvertrauen in dieser Zeit. Zum anderen lag es im Dezember 2014 nicht viel niedriger als schon 2007 (32 Prozent) oder 2009 (29 Prozent). Und: Mehr als 80 Prozent der Befragten sagten, ihr Vertrauen in die Medien habe sich aufgrund der Ukraine-Berichterstattung nicht verändert.

    Auch die in der „Zeit“ (26/2015) veröffentlichten Daten lassen zweifeln, ob sie tatsächlich eine „Glaubwürdigkeitskrise“ des Journalismus belegen. Zwar geben nur 39 Prozent an, der Berichterstattung der Medien zu vertrauen, und 28 Prozent äußern, dass ihr Vertrauen in die Berichterstattung gesunken sei. Allerdings lassen die Daten keinen Schluss darauf zu, wie groß der Vertrauensverlust tatsächlich war – er könnte ja auch nur marginal sein und möglicherweise bereits eine Auswirkung der öffentlichen Debatte aufzeigen. Zieht man zudem die Daten aus dem „Zapp“-Beitrag zum Vergleich heran, offenbart sich gegenüber 2014 ein deutlicher Anstieg von 29 auf 39 Prozent derjenigen, die der Medienberichterstattung vertrauen. Eine Krisenerzählung lässt sich aus all diesen Daten dann allerdings noch schwerlich machen.

    Deutsche Medien genießen im internationalen Vergleich hohes Vertrauen

    Eine noch sehr viel aussagekräftigere Basis für Aussagen über die Entwicklung des Medienvertrauens liefern Langzeitdaten, die in Deutschland allerdings rar sind. Zu finden sind sie zum einen in den öffentlich zugänglichen Daten der „World Values Studie“ beziehungsweise der „European Values Studie“ („WVS“ beziehungsweise „EVS“), zum anderen in den Archiven des Instituts für Demoskopie in Allensbach. Übereinstimmend zeigen die von Anfang der 1990er bis 2013 beziehungsweise 2014 erhobenen Daten Folgendes: Erstens steht ein Großteil der Deutschen der Presse und dem Fernsehen schon seit Jahrzehnten eher skeptisch gegenüber. Zweitens konnten Zeitungen und Rundfunk seit der Etablierung des Internets an Vertrauen gewinnen. Drittens hält sich der Anteil von Skeptikern und Vertrauenden etwa die Waage, wenn auch mit einem leichten Übergewicht für die Skeptiker.

    Blickt man zur Einordnung zudem einmal über die Grenzen, dann zeigen etwa Daten des Reuters Institute an der Universität Oxford, aber auch der „World/European Values-Studie“, dass die deutschen Medien im internationalen Vergleich ein hohes Vertrauen genießen.

    Im Vergleich der Umfragedaten ist außerdem erkennbar: Wonach genau gefragt wird, hat offenbar erheblichen Einfluss auf die Antworten. Je unbestimmter die Frage, etwa nach „den Medien“, umso größer die Skepsis. Offenkundig lädt diese Formulierung eher zu Pauschalurteilen ein und die Befragten denken bei ihren Antworten unter Umständen an ganz unterschiedliche Medien, beispielsweise an Soziale Netzwerke, die die meisten Menschen für deutlich weniger glaubwürdig halten als die klassischen Nachrichtenmedien wie die Tagespresse und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wird dagegen nach bestimmten Mediengattungen, Medienanbietern oder denjenigen Medien gefragt, die man selbst nutzt, dann liegt das Vertrauen oftmals deutlich höher.
    Langzeitdaten zeichnen völlig anderes Bild, als es die derzeit gängige Krisenerzählung vermittelt

    Die verfügbaren Langzeitdaten zeichnen also ein völlig anderes Bild, als es die derzeit gängige Krisenerzählung vermittelt: Viele Deutsche reagieren schon seit Längerem skeptisch, wenn sie nach „den Medien“ gefragt werden, was – solange es sich um eine „gesunde“ Skepsis handelt – grundsätzlich durchaus positiv zu bewerten ist. Offenbar hatte sich zumindest bis Ende 2014 das Medienvertrauen großer Teile der Bevölkerung gar nicht dramatisch verändert. Auch die im Jahr 2015 erhobenen Daten lassen diesen Schluss nicht zu.

    Somit verweist die Berichterstattung über die „Medienkrise“ dann doch auch auf tatsächliche Probleme des Journalismus: Da ist erstens der Umgang mit wissenschaftlichen Daten insbesondere aus Umfragen. Aus einem oder wenigen Datenpunkten werden Behauptungen über Trends und deren Ursachen, wobei der Blick auf die genaue Fragestellung der Studien nicht selten verstellt war. Kompetenzen für Datenjournalismus wären hier gefragt gewesen, um Medienvertrauen oder -skepsis fundierter zu untersuchen.

    ....
    und so weiter: Hier auf Seite 1 und Seite 2 zu lesen:
    http://www.tagesspiegel.de/politik/a.../12870672.html

    http://www.tagesspiegel.de/politik/a...2870672-2.html
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Lügenpresse sucht Lügenpresse

    Es verlangt in der Tat sehr viel Selbstkritik sich dieser Problematik objektiv zu stellen. Daran mangelt es. Die rapide sinkenden Auflagen der Printmedien sprechen Bände und zeigen, dass sich immer mehr Menschen abwenden.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #3
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    AW: Lügenpresse sucht Lügenpresse

    Die Zangsfinanzierung für Printmedien wird bestimmt kommen. Auch wenn vielleicht nur indirekt, also nicht über eine GEZ2.0, sondern über Steuern o.ä. Diesem Scheiß-Verein traue ich inzwischen alles zu.
    "...und dann gewinnst Du!"

  4. #4
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    AW: Lügenpresse sucht Lügenpresse

    Zitat Zitat von Clark Beitrag anzeigen
    Die Zangsfinanzierung für Printmedien wird bestimmt kommen. Auch wenn vielleicht nur indirekt, also nicht über eine GEZ2.0, sondern über Steuern o.ä. Diesem Scheiß-Verein traue ich inzwischen alles zu.
    Das sehe ich auch kommen. Im Gespräch war das ja schon in Form einer "Medienabgabe".
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  5. #5
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    AW: Lügenpresse sucht Lügenpresse

    Ich weiss nicht mehr, von wem ichs aufschnappte. Und zitiere es schlicht frei:

    Nichts ist langweiliger, als wenn Journalisten über Pressefreiheit monologisieren.

    Und wenn ich mir ein dissenting opinien erlauben darf. Ich bekäme keine schlaflosen Nächte, wenn vernünftige Zeitungen / Zeitschriften aus dem Riesen-GEZ-Topf partizipierten. Wobei mir natürlich klar ist, dass kaum einvernehmlich festgelegt werden kann, was man unter "vernünftig" zu verstehen hat.

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