Mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen das eigene Volk – Wo waren jene Knüppel an Silvester?


Die fragende, anklagende Parole von Köln "Wo wart ihr Silvester?" hat sich fest in die Köpfe gebrannt. Bei jedem, der dabei war.
Ein Augenzeugen-Bericht.
Die pure Fassungslosigkeit über so viel Unrecht treibt uns an. Wir schreien es heraus, "Volksverräter", "Wir sind das Volk", "Wo wart ihr Silvester?". Trotzig starren wir die Polizeikette an, die mit Wasserwerfen, Schlagstöcken und Tränengas droht. Ich bin bereit zu bleiben, egal was es kostet. Weil es Unrecht ist. Wir sehen der Macht des Staates in einer Direktkonfrontation ins Auge. Eine Gänsehaut überkommt mich, bei dem Gedanken, dass wir die Kuschel-Ebene des demokratischen Protestes nun verlassen.
Dass das nun der wirkliche Widerstand ist, der, wo wir nicht mehr unsere "demokratischen Rechte ausschöpfen", von der Polizei geschützt auf einem Platz stehen und einzig und allein die verblendete Antifa-Truppe mit ihren Eierwürfen zum Feind haben.
Ich war in der "Hölle von Frankfurt", als der Frankfurter Ableger dieser eigentlich kriminellen Vereinigung, die mit Antifaschismus so viel zu tun hat, wie eine Kuh mit mikrobiologischen Forschungen, mit Bierflaschen, Fahrrädern und Pyrotechnik auf uns los ging.
Trotzdem war es anders. Die Polizei schützte uns tatsächlich, im Rahmen ihrer von "oben" eingeschränkten Möglichkeiten.
In Köln standen wir der uneingeschränkten Macht unseres eigenen Systems gegenüber, einer Staatsarmee, ehemals Polizei, die offensichtlichst den Auftrag hatte, unseren Protest mit allen Mitteln zu unterbinden.
Bis zu diesem Tag habe ich immer mitgerufen, wenn es hieß: "1, 2, 3, danke Polizei!". In Köln hatte ich das Gefühl, dass ich das nie wieder tun will! Natürlich sind nicht alle so. Und ja, man muss differenzieren. Doch Köln gab uns einen sanften Vorgeschmack auf das, was kommt, wenn wir dem System tatsächlich gefährlich werden sollten.
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Ester Seitz, 11.01.2016