Die vielen Flüchtlinge bringen manche Arztpraxen an den Rand ihrer Möglichkeiten. Immer häufiger kommen deswegen die Ärzte zu den Unterkünften. Im Landkreis Esslingen ist der syrische Mediziner Khaled Shamsi mit einer mobilen Praxis im Einsatz.
Denn plötzlich biegt ein ungewöhnliches Fahrzeug ein und hält vor dem Eingang. Khaled Shamsi und Julian Lutz klettern aus dem Auto, das an einen Rettungswagen erinnert. Es ist aber mehr – der Arzt aus Syrien und der Rettungshelfer bilden an diesem Tag die Besatzung der ersten mobilen Arztpraxis im Landkreis Esslingen. 115 000 Euro hat sich das Landratsamt das Fahrzeug kosten lassen. Der Malteser Hilfsdienst stellt die Mannschaft. „Wir haben sogar EKG- und Ultraschallgeräte an Bord“, sagt Shamsi stolz, während Lutz den Strom anschließt. Draußen warten schon die ersten Patienten. Jamal Aldieen klettert in den Wagen. Der Syrer trägt ein Hemd, zwei Pullover und eine Jacke gegen die Kälte draußen. Er klagt über ein entzündetes Auge. Lutz lässt sich für die Erfassung den Ausweis geben, Shamsi hört sich die Patientengeschichte an und übersetzt die wesentlichen Eckpunkte. Er prüft den Blutdruck und steckt dem Patienten ein Fieberthermometer ins Ohr. Aldieen bekommt ein Rezept für eine Salbe.
1000 Patienten in fünf Unterkünften

Fast 1000 Patienten hat Shamsi. Fünf Unterkünfte im Landkreis fährt der 33-Jährige an. „Ich bin offiziell Flüchtlingsarzt“, sagt er schmunzelnd. Denn er ist nach seinem Medizinstudium in Damaskus selbst aus Syrien geflohen und erst seit Oktober 2013 in Deutschland. Seine Eltern und Geschwister leben noch in der Heimat. Nach Fortbildungen ist er seit August als Arzt zugelassen. Er hat ehrenamtlich im Notquartier in der Landesmesse mitgeholfen. Mancher Patient von dort, der längst anderswo im Land lebt, ruft ihn immer noch an, wenn er Rat braucht. Jetzt ist Shamsi bei den Maltesern angestellt. „Es ist sehr hilfreich, dass ich Arabisch, Kurdisch, Persisch und Englisch spreche“, sagt er, „einen Dolmetscher brauche ich nicht. Das ist wichtig, um Missverständnissen vorzubeugen und zu erfahren, was dem Patienten auf der Seele liegt.“

Die Arbeit ist nicht immer das pure Vergnügen. Grippale Infekte müssen Shamsi und seine Kollegen behandeln, Bauchschmerzen und Verbrennungen – aber auch Bisswunden oder andere Verletzungen nach Streitigkeiten. „Wenn es notwendig ist, schicken wir die Leute ins Krankenhaus“, sagt der Arzt und berichtet auch von Drogen- und Alkoholproblemen in den Quartieren. Erst wenige Tage zuvor hat sich der Notfallkoffer im Auto bewährt: In der Unterkunft in Aichtal, wo es immer wieder Ärger gibt, lag ein Mann bewusstlos auf dem Boden. „Er hatte sechs Liter Bier getrunken“, sagt Shamsi. Die Arbeit mache ihm trotzdem Spaß: „Die Leute brauchen mich. Die Situation in Deutschland derzeit ist ein Notfall.“
In Tübingen ist ein umgebautes Wohnmobil unterwegs

Die mobile Arztpraxis der Malteser ist einer der ersten Versuche im Land, die Ärzte zu den Flüchtlingen zu bringen anstatt umgekehrt. In Tübingen hat das Rote Kreuz ein Wohnmobil zu einem ähnlichen Fahrzeug umgebaut. In anderen Unterkünften werden Zelte zur Behandlung aufgestellt oder einzelne Sprechstunden angeboten. Auch in Stuttgart gibt es erste Projekte. So besucht ein Kinderarzt aus einer Klinik regelmäßig eine Unterkunft in Möhringen. „Aus den Reihen der Ärzteschaft sind Wünsche an die Stadt herangetragen worden, die Arztpraxen zu entlasten“, sagt Hans-Otto Tropp. Man wolle deshalb die Einrichtung von Sprechstunden in großen Einrichtungen „ergänzend erproben“, so der Leiter des Gesundheitsamts.


Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg begrüßt solche Modelle. Und sie will den Gedanken weiterführen. Derzeit wird mit dem Land über eine grundsätzliche Neuregelung der Behandlung für Flüchtlinge verhandelt (siehe Hintergrund). Künftig sollen in so vielen größeren Unterkünften wie möglich feste Sprechstunden angeboten werden. „Wir können die Leute nicht mehr einfach in die Praxen schicken. Für so viele ist das System nicht ausgerichtet“, sagt KV-Sprecher Kai Sonntag. Es gehe um schlichte Sanitätsräume: „Wir brauchen jemanden, der die einfachen Fälle erledigt. Dafür ist keine große Ausstattung nötig.“
http://www.stuttgarter-nachrichten.d...68af46883.html

Beim Lesen beschleicht einen ein fahles Gefühl. Irgendetwas stimmt doch hier nicht und ist faul. Wieso das Engagement der KV zum Beispiel? Warum ausgerechnet Ärzte in die Flüchtlingsunterkünfte anstatt Flüchtlinge in die Praxen? Warum reissen sich die Ärzte plötzlich um Flüchtlinge?

Also warum mobil? Ganz einfach, denn nur dann verdient ein Ärzt seine 100,-- bis 200,-- Euro die Stunde, die ihm für die Flüchtlingsbetreuung gezahlt werden. Sofern er zu den Flüchtlingen kommt und nicht umgekehrt.

Das war vor einiger Zeit im Radio SWR zu hören, ist aber auch zu lesen.

200 Euro Honorar pro Stunde - so viel erhalten Ärzte für Sprechstunden in den rheinland-pfälzischen Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Ingelheim und Kusel. Das geht aus einer Antwort des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums auf eine CDU-Anfrage hervor.
Zum Vergleich: Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung wird für eine Stunde im hausärztlichen Bereitschaftsdienst 50 Euro pro Stunde bezahlt. Zuerst hatte der SWR darüber berichtet. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier wies den Vorwurf überhöhter Honorare zurück.In anderen Einrichtungen und deren Außenstellen im Land belaufen sich die Ärztehonorare
http://www.volksfreund.de/nachrichte...158726,4403938

Nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Baden-Württemberg und bundesweit. Ein lohnendes Geschäft.

Landesregierung in der Kritik
Zu hohe Ärztehonorare in Asylunterkünften?


Die rot-grüne Landesregierung zahlt Ärzten in Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge offenbar überhöhte Honorare. Das geht aus einer CDU-Anfrage an das Gesundheitsministerium hervor.

Danach bekommen Ärzte für Sprechstunden in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Kusel und Ingelheim den Höchstsatz von 200 Euro pro Stunde. In den meisten anderen Einrichtungen werden 100 Euro gezahlt. Im hausärztlichen Bereitschaftsdienst verdienen Ärzte dagegen etwa 50 Euro pro Stunde.
http://www.swr.de/landesschau-aktuel...d=1682/pubu18/