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  1. #1

    Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz

    Am 05.12.1977 kam ich mit 19 in West Berlin als Student an. Ich studierte, las und versuchte mich zu informieren über meine Umgebung, über die Menschen, deren Alltag ich von nun an teilen werde. Ich ging in Museen, besuchte die Dauerausstellung “ Deutsche Geschichte“ im damaligen Reichstag an der Mauer. Ich begann rückwärts, zuerst bei der Geschichte der BRD, der deutschen Teilung, dem zweiten Weltkrieg, der 12.jährigen NS-Herrschaft, der Weimarer Republik, dem ersten Weltkrieg und tauchte weiter in der „Vormärz-Zeit“ 1848/49 und tiefer zurück.

    Ich liebte die Vielfalt, wanderte durch Deutschland, erfreute mich über Bayrische Trachten und Gesänge, genoss die Weinfeste der Hessen und der Pfälzer, bewunderte die Kohlen-Malochen der Ruhgebieter und ihre polnischen Nachnamen, versuchte mit Freude die Anglistischen Lieder der Norddeutschen zu entziffern und kehrte nach Berlin zurück, setzte mich in einer Urkneipe und bestellte „Berline Weiße mit Schuss“.

    Ich las die “ Dreigroschenoper “ in Deutsch nachdem ich sie zuvor in Arabisch las. Ich lernte die Namen der Politiker auswendig, bewunderte Helmut Schmidt für seine unbeirrten Entscheidungen, den RAF-Terror zu bekämpfen, sang mit den Linken internationale Lieder, diskutierte mit Rechtskonservativen Deutschlandbilder und konnte bereits damals vieles, was sie mir erzählten, nachvollziehen und verstehen.

    Damals wohnte ich in der Weisestr gegenüber dem Hasenheide-Volkspark im Stadtteil Neukölln. Da gab es das Restaurant „zum Jäger“ mit den besten Schweinschnitzeln, den Italiener mit den tollen Pizzen und der scharfen Ehefrau, den Cevapcici-Jugoslawen, der den ganzen Tag schimpfte ohne dass jemand jemals wusste, worüber er schimpfte, den schüchternen Türken mit den leckeren Döner und den eingebildeten Libanesen mit seinem angeblich dem besten Falafel in den westlichen Hemisphären. Ich erfreute mich, heute Falafel zu essen und morgen Bockwurst oder Schweinschnitzel oder einen Döner.

    Ich besuchte arabische Familien und ging mit ihnen grillen. Gemeinsam mit ihren deutschen Nachbaren legten sie die Fleischstücke auf dem Grill, rechts Rind und Lamm, links Schwein und Würste.
    Das Leben war schön, bunt und friedlich.

    Ich ging mit einigen Arabern und anderen deutschen Linken demonstrieren, gegen Nato und den „Imperialismus“. Ich engagierte mich in der Arbeit der „Dritte-Welt-Läden“, ich besuchte den Deutschen Evangelischen Tag mehrere Male. Ich suchte die Verständigung und glaubte, wir können diese wertvolle und humane Gesellschaft ausbauen und aus den humanistischen Werten der Deutschen viel lernen. Ich kämpfte von Anfang an gegen die Reduzierung der deutschen Geschichte auf 12 Jahre NS-Herrschaft und wiederholte oft und nicht so selten den Begriff „Deutschland, Land der Dichter und Denker“ längst bevor irgend jemand den Begriff von mir stahl.

    http://journalistenwatch.com/cms/fis...ischers-fritz/

  2. #2
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    AW: Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz

    Auch wenn es tatsächlich nie so war, wie der Autor es darstellt, hatte das Berlin der damaligen Zeit einen ganz besonderen Reiz. 1977 war auch für mich das Jahr, in dem ich an die Spree zog. Die "Türkei" beschränkte sich auf Kreuzberg und in Neukölln herrschte Frieden. Ohne Angst konnte man auch noch Mitternacht durch die Straßen ziehen. Dank linker Politik ist das endgültig vorbei.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #3
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    AW: Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz

    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Auch wenn es tatsächlich nie so war, wie der Autor es darstellt, hatte das Berlin der damaligen Zeit einen ganz besonderen Reiz. 1977 war auch für mich das Jahr, in dem ich an die Spree zog. Die "Türkei" beschränkte sich auf Kreuzberg und in Neukölln herrschte Frieden. Ohne Angst konnte man auch noch Mitternacht durch die Straßen ziehen. Dank linker Politik ist das endgültig vorbei.
    So kann kann man die Dinge auch verklären und im nachhinein beschönigen. Meine Erinnerungen an diese Zeit und etliche Begegnungen mit diesem „fortschrittlichen” akademischen Proletariat bleiben nach all den Jahren nach wie wie vor unerfreulich.
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

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