Die Verteidiger von Ahmet S. fordern ein neues Gutachten, es muss schließlich berücksichtigt werden, dass er unter fast mittelalterlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Letztendlich wird mit allen Mitteln um ein mildes Urteil für dieses Schwein gekämpft. Das Opfer interessiert hier nicht mehr, es scheint nur auf das Wohlergehen des Täters herauszulaufen. Normalerweise müsste bei so einer Tat kurzer Prozess gemacht werden, es sollten nicht noch unnötig die Kosten für den Steuerzahler hochgetrieben werden. Diese Gelder wären bei der Familie des Opfers wohl besser aufgehoben.

DÜSSELDORF –
Die zwei Gesichter des Ahmed S. (52). Einerseits ist er fürsorglicher Vater (fünf Kinder), freundlich, übermäßig korrekt, kooperativ. So beschreibt ihn Gutachter Sven Kutscher. Aber auch das ist der Messerstecher vom Jobcenter: Wütend, misstrauisch, ungeduldig mit Behörden – und er fühlt sich ständig falsch behandelt, dramatisierte das dann gern.
Doch keine Spur von Depressionen, Schizophrenie, Psychose oder sonstigen Krankheiten. Ahmed S. ist nach Gutachter-Meinung voll verantwortlich für den Tod von Sachbearbeiterin Irina N. (32).
Kutscher gegenüber zeigte er in der JVA sein wahres Gesicht. Als er nach seinem Abendgebet (er ist streng gläubiger Muslim) nicht mehr zur Freistunde durfte, regte er sich über den Wachtmeister auf. Zum Gutachter: „Den hätte ich umbringen können. Wenn ich so in Wut bin, kenne ich keine Gesetze mehr.“
Auch von Irina N. war er enttäuscht. Statt ihm eine Formular zu erklären, sagte sie nur: „Sie müssen sich das durchlesen, was sie unterschreiben.“ Ahmed S. zum Gutachter: „Da fühlte ich mich veräppelt, verarscht und betrogen.“ Die Messer hatte er gezielt eingesteckt. Entweder sein Sachbearbeiter konnte ihm alles erklären. Oder aber er wollte ihn verletzen.
Die Verteidiger verlangten ein weiteres Gutachten. Ihr Mandant sei in einem kleinen Dorf in Marokko groß geworden in fast mittelalterlichen Verhältnissen. Um den Mann richtig zu verstehen, müsse ein Spezialist, der sich mit Berbern auskennt, eingesetzt werden. Der Prozess geht weiter.

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