Wandere aus, solange es noch geht - Finca Bayano in Panama!
Ergebnis 1 bis 4 von 4
  1. #1
    Registriert seit
    21.07.2010
    Beiträge
    223.835

    Islamisches Spanien – Der Mythos vom friedlichen Al-Andalus

    Von Eugen Sorg


    Gemälde oben: “Die Schlacht von Las Navas de Tolosa”: Historiengemälde des 19.Jhs. von Francisco de Paula van Halen

    “Über die Schlachten und den Terror der Muslime gegen die “ungläubigen Barbaren” des christlichen Spanienes schweigen sich die politischen Medien und die allermeisten Geschichtsbücher aus. Schenkt man der muslimischen Geschichtsschreibung vom “defensiven Charakter” des Dschihads Glauben, dann hat sich der Islam im Laufe seiner Geschichte bis nach Europa und Indonesien “hineinverteidigt” – eine bis heute gängige Täuschungsstrategie des Islam, die von unwissenden, aber auch islamophilen Westlern bis in die Gegenwart nur allzu gerne kolportiert wird.. Nach islamischer Auffassung sind das keine Kriege, sondern die legitime Ausbreitung des dar al-Islam (Haus des Friedens) in das dar-al Harb: die Länder der “Ungläubigen”. Denn die Herrschaft über die gesamte Welt war und ist das Hauptziel des Islam.”

    Michael Mannheimer



    Islamisches Spanien – Der Mythos vom friedlichen Al-Andalus



    Das Land, wo Blut und Honig floss

    Von Eugen Sorg
    Montag, 17. August 2009


    800 Jahre lang stand Spanien unter islamischer Herrschaft. Die maurische Epoche gilt als das goldene Zeitalter der kulturellen Blüte und der religiösen Toleranz unter Muslimen, Christen und Juden. Der Mythos von al-Andalus, zu schön, um wahr zu sein. Jede Zeit, jede Kultur, ja jede soziale Gruppe schafft sich Mythen, in denen sie sich ihrer selbst vergewissert. Mythen sind wie magische Spiegel, die dem Betrachter jenes Bild zurückwerfen, das er von sich und seinesgleichen haben möchte.

    Einer der Lieblingsmythen der gebildeten Stände des Westens ist derjenige vom Glanz und Niedergang des maurischen Spanien. Die fast achthundert Jahre dauernde Epoche von al-Andalus, wie die Halbinsel von ihren arabischen Bewohnern genannt wurde, gilt als goldenes Zeitalter der Wissenschaften und der Künste und der christlich-jüdisch-islamischen Harmonie, unter dem Schutz eines toleranten, milden, von Vernunft durchwalteten Islam. „Für einen kurzen historischen Moment“, schwärmt etwa der Herausgeber von Das Wunder von al-Andalus, Georg Bosong, einer jüngst publizierten Sammlung arabischer und hebräischer Gedichte aus dem maurischen Spanien, „wurde der Traum von einem friedlichen Miteinander Wirklichkeit.“ Ein Traum, der 1492 mit dem Abschluss der inquisitorisch-katholischen Reconquista Granadas und der Vertreibung der Muslime und Juden aus Spanien wieder ausgelöscht worden sei.

    Die Erfindung des muslimischen Spanien als Ort überlegenen Menschtums findet vor 250 Jahren in der Aufklärung statt und wird bis heute in unzähligen Versionen erneuert. Immer bedienen diese die Interessen der jeweiligen Zeit.



    Die Realität: Paläste, Gärten und Gewalt




    Von al-Andalus aus lancierten arabische Truppen und Banden regelmässige Razzien (Raubzüge) bis tief ins Hinterland der christlichen Barbaren. Sie plünderten sich wiederholt durch das Rhonetal, terrorisierten Südfrankreich, besetzten Arles, Avignon, Nîmes, Narbonne, welches sie 793 in Brand setzten, verwüsteten 981 Zamora und deportierten 4.000 Gefangene. Vier Jahre darauf brannten sie Barcelona nieder, töteten oder versklavten sämtliche Bewohner, verwüsteten 987 das portugiesische Coimbra, welches daraufhin sieben Jahre lang unbewohnt blieb, zerstörten León mitsamt Umgebung. Verantwortlich für letztere Operationen war der Amiriden-Herrscher al-Mansur, „der Siegreiche“ (981–1002), bekannt geworden dafür, dass er alle philosophischen Bücher, deren er habhaft werden konnte, verbrannte, und der während seiner Regentschaft rund fünfzig Feldzüge anführte, regelmässig einen im Frühling und einen im Herbst. Sein berühmtester wurde jener von 997 gegen die heilige Pilgerstadt Santiago de Compostela. Nachdem er sie dem Erdboden gleichgemacht hatte, traten ein paar tausend christliche Überlebende den Marsch in die Sklaverei an. Mit sich schleppten sie die Glocken von Compostela ins tausend Kilometer entfernte Córdoba, wo diese zu Lampen für die Moschee umgeschmolzen wurden. (Ein Vierteljahrtausend später eroberten die Kastilier Córdoba zurück, und die wiederhergestellten Glocken wurden nach Compostela zurückgebracht, auf den Rücken von muslimischen Gefangenen.) Die nordafrikanischen Berberdynastien der Almoraviden und Almohaden, die im 11. und 12. Jahrhundert die Macht in al-Andalus an sich rissen, setzten die Praxis der räuberischen Raids (Überfälle) fort.

    Während der ganzen Epoche kreuzten auch islamische Seefahrer und Piraten an den Küsten Südfrankreichs, Italiens, Sardiniens, Siziliens, Griechenlands auf. Ihre verheerenden Überfälle hatten die Entvölkerung ganzer Landstriche zur Folge, wie viele zeitgenössische Berichte dokumentieren. Kreta, überliefert eine Chronik, wurde 827 während zwölf Tagen geplündert, und die Einwohner von 29 Städten wurden in die Sklaverei getrieben. Eine andere Chronik erzählt vom Fall von Syrakus nach neunmonatiger Belagerung im Jahre 878: „Tausende Menschen wurden umgebracht, und es fiel dort Beute an wie niemals zuvor in einer anderen Stadt. Einige wenige konnten entkommen.“




    Die Truppen der Emire und Kalifen bestanden zum Teil aus grossen Kontingenten von Nichtmuslimen. Die Raubzüge stellten, neben dem Auffüllen der Herrscherkasse, den Nachschub an Kampfsklaven sicher, aber ebenso denjenigen an Feldsklaven oder frischen Haremsgespielinnen. Und sie hatten noch einen weiteren Zweck, wie der Historiker al-Maqqari aus dem nordafrikanischen Tlemcen im 17. Jahrhundert erklärte. Der Terror, schrieb er, welchen die arabischen Reiter und Seeleute verbreiteten, habe die spätere Eroberung erleichtert: „Allah, auf diese Weise wurde eine solche Angst unter den Ungläubigen gesät, dass sie es nicht wagten, sich zu rühren und gegen die Eroberer zu kämpfen; nur als Bittsteller näherten sie sich diesen und flehten um Frieden.“

    Bild oben: Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa (1212) gilt in der spanischen Geschichte als einer der größten Siege über die Mauren. Nach schweren Verlusten gelang es den Christen schließlich unter König Sancho VII. von Navarra die letzte Verteidigungsline der Mauren zu sprengen und bis zum Zelt des Kalifen vorzustoßen, woraufhin dieser flüchtete. Die im Bild zu sehende letzte Verteidigungslinie der Mauren bildete die schwarze Sklavengarde des Kalifen, also eine spezielle Art von Söldnertruppe, wie sie im Islam oft anzutreffen war. Sie galten als die treuesten und tapfersten und sollen dementsprechend gut bewaffnet gewesen sein.

    Rohe Brutalität, Versklavung, Brandschatzung waren die Praxis aller Armeen der damaligen Zeit. Aber die „Masslosigkeit, die Regelmässigkeit und der systematische Charakter der Verwüstungen“, urteilt die britisch-ägyptische Historikerin Bat Ye’or, unterscheide die islamo-arabische Expansion von kriegerischen Unternehmungen der damaligen griechischen, slawischen, lateinischen Heere, und mache sie zur „vielleicht grössten Plünderungsaktion der Geschichte“.

    Die muslimischen Kombattanten (Angehörige der regulären Streitkräfte) waren getragen von der Idee des Dschihad, des heiligen Krieges, eines bis heute zentralen Begriffs im Islam. Ihr Glaube unterteilte die Welt in das Dar al-Islam (Haus des Islam), in dem das Gesetz Allahs herrscht, und in das Dar al-Harb (Haus des Krieges), Wohnsitz der Ungläubigen, das heisst aller Nichtmuslime. Das Ziel des Dschihad ist es, die Völker der Erde unter das Gesetz Allahs, unter die Scharia zu bringen. Solange noch Harbi, Ungläubige, existierten, konnte es für die Muslime, für „die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist“ (Koran, Sure 3:110), höchstens vorübergehende Waffenruhe, aber keinen Frieden geben. „Der Dschihad ist eine heilige Aufgabe“, schrieb im 14. Jahrhundert Ibn Khaldun, Politiker, Soziologe und Abkömmling einer adligen Araberfamilie aus al-Andalus, „wegen der Universalität der islamischen Mission und der Verpflichtung, jedermann zum Islam zu bekehren, sei es durch Überzeugung oder durch Gewalt.“ Und: „Der Islam hat den Auftrag, Macht über die anderen Nationen zu gewinnen.“

    Michael Mannheimer schreibt in seinem Essay Das Abrogationsprinzip im Koran über die Zustände im islamischen Cordoba:

    „Die Fakten zeigen, dass er (der Islam) zu keiner Zeit und an keinem Ort tolerant und friedfertig war, auch nicht beim sogenannten Cordoba-Islam (Cordoba war die Hauptstadt des islamischen al-Andalus.), der sich bei näherer Betrachtung als genauso intolerant und blutrünstig zeigt wie alle übrigen islamischen Herrschaftsformen auch. Entgegen der Überzeugung der Mehrheit der Europäer wurden unter der Herrschaft des Cordoba-Kalifats Hunderttausende Christen und Juden getötet, enthauptet, ja ganze Dorfgemeinschaften lebendig gekreuzigt, und aus den Schädeln der geköpften Ungläubigen wurden ganze Minarette in Andalusien errichtet zum Zeichen der Lobpreisung Allahs angesichts des Sieges seiner Religion über die „Ungläubigen“ Spaniens. Die Zwangsbesteuerung der christlichen und jüdischen Ureinwohner Spaniens durch die Muslime erreichte ein derart hohes und unerträgliches Niveau, dass sich Hunderttausende Christen und Juden zum Islam bekehrten, um dem Joch des existenzbedrohenden Steuertributs zu entgehen. Doch der Mythos vom friedlichen Cordoba-Islam wird immer noch in den europäischen Geschichtsbüchern gelehrt und auf den zahllosen Internetforen, in den Fernseh-Talkshows und Medienberichten verbreitet.“
    Forderungen der Moslems: Tribut oder Tod

    Um das Jahr 610 war dem damals 40-jährigen, bescheidenen Kaufmann Mohammed aus Mekka zum ersten Mal der Erzengel Gabriel erschienen. Und als er 22 Jahre später starb, war er der mächtigste Mann Arabiens. Mohammed hatte die meisten Stämme der Halbinsel unter dem von ihm gestifteten Islam vereint. Als charismatischer Heerführer hatte er Karawanen überfallen und Oasen geplündert und als Richter über Tod oder Leben der Gefangenen und die Verteilung der Beute verfügt. Er hatte zwei der drei jüdischen Stämme von Medina, die sich nicht bekehren liessen, ausgeraubt und aus der Stadt vertrieben. Als finsterer orientalischer Leviathan (in der Mythologie ist der Leviathan ein bösartiges Ungeheuer) hatte er die Ausrottung aller Männer des dritten, des Stammes der Banu Quraiza, angeordnet und deren Frauen und Kinder versklavt. Und als Prophet konnte er für jede seiner Entscheidungen göttliche Offenbarung geltend machen.

    „In der Nacht wurden quer über den Marktplatz der Stadt (Medina) Gräben ausgehoben, gross genug, um die Leichen der Männer (des Stammes der Banu Quraiza) aufzunehmen. Am Morgen befahl Mohammed, der selber zu den Zuschauern der Tragödie gehörte, dass die männlichen Gefangenen in Gruppen von jeweils fünf oder sechs herbeigeführt werden sollten. Jede Gruppe hiess man dann in einer Reihe am Rande des Grabens niedersitzen, der bestimmt war, ihr Grab zu werden; dort wurden sie enthauptet und die Leichen hinabgestossen. Die Schlächterei, die am Morgen begonnen hatte, dauerte den ganzen Tag und wurde bei Fackelschein bis in den Abend fortgesetzt. Nachdem er so den Marktplatz mit dem Blut von sieben- oder achthundert Opfern getränkt und den Befehl erteilt hatte, die Erde über den Leichen zu glätten, liess Mohammed das furchtbare Schauspiel hinter sich, um bei den Reizen Rihanas Trost zu finden, deren Ehemann und männliche Verwandte alle gerade in dem Massaker umgekommen waren.“ (Sir William Muir, „The Life of Mohammed“, in: Ibn Warraq, „Warum ich kein Muslim bin“.)
    Ausgehend vom exemplarischen Leben Mohammeds, wie es im Koran und im Hadith, den Überlieferungen seiner Worte und Taten, festgeschrieben stand, entwickelten Generationen von muslimischen Rechtsgelehrten eine Dogmatik des heiligen Krieges. Eine der folgenreichsten Verkündungen Mohammeds lautete: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören, von denen, die die Schrift erhalten haben (Juden und Christen), bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten“ (Sure 9:29). Sie sanktionierte nicht nur die Pflicht zum Dschihad, sie eröffnete auch die Möglichkeit, den besiegten Feinden eine Art Vertrag, Dhimma, zu gewähren, der sie in den Status von Tributpflichtigen, Dhimmi, versetzte. Gegen das Entrichten einer Kopf- und Landsteuer erkaufte sich der unterworfene Ungläubige das Recht auf Leben, Besitz, Ausübung seiner Religion, als Angehöriger des Dar al-Harb (des Haus des Krieges), des aussermuslimischen Kriegsgebietes, hatte er das nicht gehabt.

    In allen islamisierten Ländern, auch in al-Andalus, kam die Einrichtung der Dhimma zur Anwendung. Obwohl sie weniger ein Vertrag als ein erpresserisches Arrangement war. Tribut oder Tod, übte sie eine zivilisierende Wirkung aus. Der Dschihad, der Heilige Krieg, war aus der Tradition der Beuteökonomie räuberischer Wanderbeduinen hervorgegangen, die auch die Kerntruppen der grossislamischen Okkupationen (Besetzungen) bildeten. Die Idee nun einer verbindlichen Übereinkunft mit den Unterworfenen, eines auf sakraler Grundlage vereinbarten Verzichts auf übliche Plünderung, Massaker, Versklavung, mässigte die Grausamkeit der Beduinen, „zügelte die Barbarei des Krieges“ (Bat Ye’or). Und sie machte den Dschihad effizienter.

    Die modernen Liebhaber des maurischen Spanien erblicken, mit erstaunlicher Logik, in der Dhimma einen schlagenden Beweis für al-Andalus’ Toleranz. „Die neue islamische Politik“, schreibt beispielsweise die Yale-Professorin María Rosa Menocal in ihrem Buch „The Ornament of the World“, „hat nicht nur das Überleben der Christen und Juden ermöglicht, sondern sie gemäss koranischem Auftrag im Grossen und Ganzen beschützt.“ Doch der „Schutzvertrag“ verdankte sich keiner grossherzigen ökumenischen Inspiration, keinem „pankonfessionellen Humanismus“, wie ein amerikanischer Journalist neulich träumte. Er gehorchte dem weltlichen Prinzip der Utilitas (dem Nutzen, dem Vorteil), der pragmatisch-schlauen Nützlichkeit.

    Der Schutzvertrag wird auch Pakt Umars genannt, nach Umar (634–644), dem zweiten Kalifen, der seine Anhänger aufforderte, die Dhimmi (die „Schutzbefohlenen“) zu schützen, weil es der Wille des Propheten sei und weil „sie für den Lebensunterhalt eurer Familien sorgen“. Und einer der Gefährten des Propheten wurde gefragt, so die Überlieferung, wozu die Tributpflichtigen für die Muslime gut seien. „Sie helfen dir“, so die Antwort, „deiner Armut zu entkommen, um dich mit dem Reichtum zu versorgen, über den du verfügst.“ Das System des Tributs, geleistet in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit, wurde denn auch „die erste (und wichtigste) Quelle“ (Bat Ye’or) des wirtschaftlichen Wohlergehens der Umma, der islamischen Gemeinschaft. (Anmerkung: Heute nennt man so etwas schlicht und einfach Sklavenhaltung.)

    Nur schon die demografische Realität zwang die Muslime zu einer Bürokratisierung und Verrechtlichung der Mittelbeschaffung. Sie standen als fremde Eroberer während langer Zeit einer riesigen Mehrheit Einheimischer christlichen und jüdischen Glaubens gegenüber. Der machtsichernde Transfer von Ressourcen und Wissen wurde gewährleistet, indem der Kalif die Vorsteher der Dhimmi-Gemeinden, die Rabbiner und Bischöfe mit hohen Positionen in Wirtschaft und Verwaltung betraute. Als Befehlsempfänger und privilegierte Nutzniesser der islamischen Macht waren diese bereit, die eigenen Leute auch dann noch auszupressen, wenn die Tributforderungen längst das erträgliche Mass überschritten hatten.

    Gleichzeitig sorgte ein theologisches, politisches und alltägliches Regelwerk für die permanente Erniedrigung und „rituelle Demütigung“ (Bernard Lewis) der nichtmuslimischen Bevölkerung. Der hochgeachtete Gelehrte Ibn Abdun beispielsweise, Vertreter der malikitischen Rechtsschule, die sich in al-Andalus durchgesetzt hatte, verfasste um 1100 in Sevilla ein längeres juristisches Gutachten. Darin heisst es unter anderem:

    „Ein Muslim darf einen Juden nicht massieren, auch nicht einen Christen. Er darf nicht ihren Abfall beseitigen und nicht ihre Latrine reinigen; es ist angemessener, dass Juden und Christen dieses Gewerbe ausüben, denn es ist das Gewerbe der am meisten Verachteten“.
    „Man darf nicht zulassen, dass ein Steuereintreiber, Polizist, Jude oder Christ, sich wie ein Notabler, ein Jurist oder ein Reicher kleidet, sondern man muss sie hassen, den Verkehr mit ihnen meiden und darf sie nicht mit „Der Friede sei mit dir“ grüssen, denn „der Satan hat von ihnen Besitz ergriffen und sie das Gedenken Allahs vergessen lassen. Sie gehören zur Partei des Satans. Wahrlich, die zur Partei Satans gehören, werden ja (letzten Endes) den Schaden haben“ (Sure 58:19). Sie müssen ein Abzeichen tragen, an dem man sie erkennt, das ihnen zur Schande gereicht“.

    „Man darf dem Juden und auch dem Christen kein wissenschaftliches Buch verkaufen, es sei denn, der Verfasser bekenne sich zu ihrer Religion, denn sie übersetzen wissenschaftliche Bücher und schreiben sie ihren Anhängern und Bischöfen zu, während ihre Verfasser Bischöfe sind“.
    Die religiöse „Apartheid“ setzte sich in einer scharfen sozialen Schichtung fort. An der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie al-Andalus’ stand das Herrenvolk der arabischen Stammesverbände. Aufgebrochen aus den unwirtlichsten Gegenden der Welt, hatten sie sich der fruchtbaren Flusstäler Spaniens bemächtigt. In steter Rivalität untereinander um die lukrativsten Positionen im neuen Reich, waren sie sich einig in der Verachtung der nordafrikanischen Berber. Diese, von den Arabern zwangsislamisiert und ihnen als Klienten unterstellt, mussten mit den trockenen Berg- und Steppengebieten vorlieb nehmen und schauten ihrerseits herab auf die Muwallad, auf die zum Islam konvertierten Einheimischen. Die Herablassung aller wiederum traf die Ungläubigen, die in den Städten in Gettos lebten, deren Zeugnis vor Gericht nichts galt, denen es verboten war, auf einem edlen Tier wie dem Pferd zu reiten oder sexuelle Beziehungen zu muslimischen Frauen zu haben und diese zu heiraten, und die in der ständigen Furcht leben mussten, wegen Gotteslästerung angeschwärzt und zum Tode verurteilt zu werden. Sozial tiefer standen nur noch die Sklaven.

    Ein kurze Periode einmaliger und relativer interreligiöser Duldsamkeit erlebte al-Andalus in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Abdurrahman III. (912–961) (Bild links),dem Kalifen von Córdoba, und seinem bibliophilen Nachfolger al-Hakam II. (961–976), der eine Bibliothek mit 400.000 Bänden angelegt haben soll. Nach Konstantinopel und Bagdad galt die Stadt als wichtigstes politisches und kulturelles Zentrum der damaligen Welt. Mit Skrupellosigkeit hatte Abdurrahman das in Teilreiche zerfallene Land wieder vereinigt und mit Umsicht organisiert. Der wirtschaftliche Aufschwung, nicht zuletzt bewirkt durch die Friedfertigkeit der christlichen Fürstentümer, welche die Heereskosten senkte, und durch eine aussergewöhnliche Serie ertragreicher Ernten, nahm etwas Druck von den Dhimmi weg, ermöglichte eine beispiellos verschwenderische Hofführung und lockte grosse europäische Gesandtschaften und die Spitzen der internationalen Intelligenz und Kunst nach Córdoba. Luxus und Weltläufigkeit erzeugten eine „Scheinblüte multikultureller Toleranz“, wie der Orientalist Hans-Peter Raddatz schreibt, „deren Bestand weniger vom Geist des Islam, sondern von seiner Fähigkeit abhing, den Strom der Tribute aufrechtzuerhalten“.

    Abdurrahman war der erste der Herrscher von al-Andalus, der einen Juden, den Arzt Chasdai Ben Schaprut, in hohe Staatsdienste aufnahm. Dieser wird als einer der fähigsten Männer seiner Zeit geschildert. Noch weitere Juden sollten in höchste Positionen gelangen, so Samuel Ibn Nagrella, der vom Berberkönig Habus von Granada zum Wesir, zum Minister und Hauptberater, ernannt wurde. Samuel Ibn Nagrella war Gelehrter, Heerführer, schrieb Kriegsepen, Lyrik und 22 Werke über hebräische Grammatik und sprach sieben Sprachen. Der bedeutendste Historiker al-Andalus’, Ibn Hayyan, schrieb über seinen Zeitgenossen: „Dieser Mann, der verdammt ist, weil Gott ihn nicht die wahre Religion hatte kennen lassen, war ein überlegener Mensch. Er besass ausgedehnte Kenntnisse und duldete mit Langmut unwürdige Behandlung.“

    Juden in hohen Stellungen galten als etwas verlässlicher als Christen, welche unter latentem Verdacht standen, verräterische Parteigänger der feindlichen Christenstaaten zu sein. Und gegenüber muslimischen Würdenträgern hatten sie den Vorteil, dass sie dem Kalifen oder Sultan nie bedrohlich werden konnten. Sie hatten keine tribalen (stammeszugehörige) oder familiären Verbindungen zum Hof, konnten als Ungläubige nie hoffen, selber die Macht zu erlangen, und verdankten ihre durch die Scharia verbotene Stellung einzig dem willkürlichen Entscheid ihres Herrschers, was eine starke Loyalität schuf.




    Nachdem Samuel Ibn Nagrella (s. Bild links) 1056 unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war, übernahm sein Sohn Josef, ebenfalls ein begabter Gelehrter, seine Ämter. 1066 kam es zu einem antijüdischen Pogrom. Die mehreren tausend Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Granada wurden erschlagen, mit ihnen auch der jüdische Wesir. Pamphlete und Gedichte wie dasjenige des frommen Rechtsgelehrten Abu Ishaq hatten die Stimmung vorbereitet: „Diese Juden, die früher auf den Abfallhaufen einen Fetzen buntes Tuch suchten, um ihre Toten zu begraben, haben nun Granada unter sich aufgeteilt. Sie ziehen Tribute ein und kleiden sich hochelegant, und der Affe Josef hat sein Haus mit Marmor ausgelegt. Eilt, um ihm die Kehle durchzuschneiden; er ist ein feister Hammel, nehmt ihm sein Geld weg, denn ihr verdient es eher als er!“

    Juden und Christen wurden in unerträglicher Weise entehrt






    Der berühmteste Jude des maurischen Spanien, der grosse Philosoph und Arzt Maimonides, verfasste sein Werk in Kairo im Exil. Als er 1149 als Vierzehnjähriger mit seiner Familie vor den Judenverfolgungen aus Córdoba floh, existierten bereits kaum mehr christliche oder jüdische Gemeinden in al-Andalus. Später schrieb er in einem oft zitierten Brief an die Juden des Jemen, die von den dortigen Pogromen berichtet hatten: „Bedenkt, meine Glaubensgenossen, dass Gott uns unserer grossen Sündenlast wegen mitten unter dieses Volk, die Araber, geschleudert hat. Nie hat uns ein Volk so beschwert, erniedrigt, gedemütigt und gehasst wie sie, wir wurden von ihnen in unerträglicher Weise entehrt.“

    Bild: Bereits 1000 Jahre vor den Nazis wurden die Juden von dem Moslemen Spaniens gezwungen, ein deutliches Erkennungszeichen an ihren Kleidern zu befestigen, das sie für jedermann als Juden erkennbar machen sollte:. der Judenstern. als öffentliche Sichtbarmachung und Stigmatisierung von Juden geht nicht auf das Christentum oder der Nazis, sondern auf den Islam zurück.
    Al-Andalus hat ein reiches lyrisches Vermächtnis hinterlassen. In arabischer und hebräischer Sprache wird die Natur besungen, der Weingenuss, die Liebe zu Jünglingen, die Vergänglichkeit des Lebens. Die Raffinesse, die Schönheit, die Frivolität der Gedichte zeugen von der geistigen Freiheit und Libertinage einer schmalen städtischen und höfischen Elite, welche sich von den starren Vorschriften einer strengen Gotteslehre weit entfernt hat. Auffällig ist aber auch der hohe Anteil an Lobpreisungs- und Schmeichelpoesie: Fast alle Dichter haben viele Hymnen an die Mächtigen verfasst. Dies verweist auf ein anderes Merkmal ihrer Lebensweise. Nicht nur die Hofjuden, sondern auch Dichter und Gelehrte, die Wissenschaft und die Kunst generell waren Teil eines orientalischen Klientelsystems.

    Der Herrschermäzen erteilte den Auftrag, und er hatte die Macht, den Künstler in den Kerker zu werfen, wenn ihm das Resultat nicht gefiel. Nur er konnte ihn vor den Nachstellungen einer fanatischen Theologie schützen oder vor der Rachsucht eines anderen Mäzens. Wofür er sich entschied, hing ab von seiner Laune oder seiner momentanen Interessenlage. Der Künstler oder Gelehrte war seinem Herrn auf Leben und Tod ausgeliefert, und er hatte allen Grund, diesen bei guter Stimmung zu halten.

    Noch prekärer wurde der Status des Gelehrten durch die instabilen politischen Verhältnisse. Die Epoche von al-Andalus war geprägt von Aufständen, Semi-Anarchie, Bürgerkrieg, Vagantentum (Fahrendes Volk), Thronkämpfen, Eroberungen und Rückeroberungen. Zeiten der Ruhe waren selten. Der schützende Mäzen konnte plötzlich weg sein, ermordet vom Bruder, verjagt vom Konkurrenten eines anderen Stammes. Die Biografien vieler maurischer Gelehrter widerspiegeln diese Situation. Sie erzählen von Flucht, Neuanfang, Verbannung, von Verstellung, List und Hintersinn. Wie diejenige des grossen Gelehrten Averroës (1126–1198), dem die neuzeitliche europäische Philosophie so viel verdankt.

    Von seiner Audienz beim Almohaden-Sultan Jusuf I. berichtete Averroës: „Nachdem der Herrscher der Gläubigen mich nach meinem Namen gefragt hatte, ebenso nach meiner Herkunft, begann er das Gespräch mit den Worten: „Was denken sie (die Philosophen) über den Himmel und die Welt? Betrachten sie sie als ewig oder als geschaffen?“ Es überkam mich eine Mischung von Scham und Angst. Ich versuchte mich zu rechtfertigen, indem ich sagte, ich befasse mich nicht mit Philosophie. Der Herrscher der Gläubigen bemerkte meine Verwirrung. Er wandte sich an Ibn Tufail (Philosoph und Freund des Averroës) und begann mit ihm über das Problem zu disputieren, das er mir vorgetragen hatte. Er erinnerte an das, was Aristoteles, Platon und die anderen Philosophen darüber gelehrt hatten. Auf diese Weise fand ich zu meiner Gelassenheit zurück, so dass ich am Ende das Wort ergriff und er erfahren konnte, was ich darüber dachte. Als ich mich verabschiedete, gebot er, mir als Geschenk Geld, ein kostbares Ehrenkleid und ein Reitpferd zu überreichen.“

    Averroës wurde Leibarzt des Sultans und kommentierte in dessen Auftrag die Werke des Aristoteles. Als der Sultan starb, erliess sein Nachfolger Sultan Jakub „al-Mansur“ 1195 ein Dekret, in dem die Philosophie und die „griechischen“ Wissenschaften verurteilt wurden. Die Bücher Averroës’ wurden ins Feuer geworfen, der Philosoph vor der Moschee von Córdoba an den Pranger gestellt und anschliessend für drei Jahre verbannt. Kurz nach seiner Freilassung starb er.

    Al-Andalus ist nicht nur für die maurophilen Bildungsbürger ein mythisches Wunschland. In einer der Wohnungen der islamistischen Attentäter, die am 11. März 2004 in Madrider Zügen 191 Leute getötet und Hunderte verletzt hatten, fand die Polizei ein Bekennervideo. Die Terrorislamisten rechtfertigten darauf ihren Anschlag mit dem Verweis auf al-Andalus, das Land, das einst zum Dar al-Islam gehörte.



    Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 35/05

    Quelle: Islamisches Spanien

    Wie die spanische Rückeroberung der iberischen Halbinsel, die Reconquista, ausgesehen hat, kann man u.a. bei wikipedia.org nachlesen: Reconquista

    Siehe auch:
    Das „goldene Zeitalter des Islam“ ist ein Mythos
    Islamischer Kolonialismus
    Beim Sklavenhandel lernten Christen von Muslimen
    Europäer als Opfer des islamischen Kolonialismus

    Al Andalus

    Es gibt im Westen eine ideologische Geschichtssschreibung und erzieherische Presse, welche immer wieder das angeblich jahrhundertelange Goldene Zeitalter Andalusiens beschwören. Hierbei handelt es sich im besten Fall um Unwissen, im schlechtesten um bewußte Verdrehung historischer Tatsachen. Auf dieser Seite werden Links gesammelt, welche die Realitäten beschreiben:

    Al-Andalus – das hätten wir gern wieder!
    Die dummdreiste Lüge von den friedlichen Mauren in Andalusien
    Muslime wollen Kathedrale von Córdoba
    Das märchenhafte Andalusien und was Oriana Fallaci dazu meint
    Andalusische Maerchen: maurophile Verklaerung
    Das Rolandslied und Termagants Karfunkelstein
    Die Toleranz im islamischen Spanien ist ein multikultureller Mythos



    Weiterlesen...

  2. #2
    Registriert seit
    20.04.2007
    Beiträge
    2.097

    AW: Islamisches Spanien – Der Mythos vom friedlichen Al-Andalus

    Man kann diesen Artikel nicht oft genug lesen!

    Weiteremfpehlen!

  3. #3
    Registriert seit
    23.05.2010
    Beiträge
    9.680
    Blog-Einträge
    2

    AW: Islamisches Spanien – Der Mythos vom friedlichen Al-Andalus

    So sehen sich die Musels gerne vorgetragen.
    Wir bösen, bösen Europäer.
    Wie können wir nur so schlecht über den Islam und seine Verbreitung daherreden?
    Gut haben sie es doch mit uns gemeint. Das man dafür Tribut zahlen muss, ist doch klar.
    Genau so denken die heute noch.
    Die behaupten doch tatsächlich in einigen Diskussionen, das wir Europäer ihnen viel schulden, weil wir sie ja in den Zeiten der Kolonisation vor hundert Jahren so ausgenommen haben.
    Dabei hätten sie lernen können von den Kolonisatoren. Aber nein, sie kannten nur Krieg und Hass gegen die Eindringlinge.
    Jede Neuerung wurde abgelehnt und bekämpft.
    Der Dschihad war ihnen wichtiger als jede neue Erkenntnis, mit der sie Fortschritte hätten machen können.
    Selbst die Eisenbahn nach Mekka wurde abgelehnt, weil das Bimmeln der Züge den Religionsfrieden in der heiligen Stadt gestört hätte.
    Da laufen diese Spinner lieber tagelang zu Fuß bis zu ihrer Pilgerstätte.
    Aber der Islam ist ja so gut!
    Übrigens wollen die Islamisten in Andalusien ja schon seit geraumer Zeit wieder an alte Zeiten anknüpfen.
    Spanien muss wachsam sein! Die bescheuerten Basken würden denen sogar Hilfestellung bieten.
    Armes Europa. Und da werden immer mehr Musels reingelassen!

  4. #4
    Registriert seit
    13.07.2010
    Beiträge
    57.818

    AW: Islamisches Spanien – Der Mythos vom friedlichen Al-Andalus

    Geschichte ist immer das was aufgeschrieben wird und das Geschriebene spiegelt immer die Einstellung des Schreibers wider. Schon die alten Pharonen beschönigten ihre Feldzüge und blamable Niederlagen wurden zu großen Siegen umgedeutet.

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Der Mythos des Goldenen Zeitalters in Spanien
    Von open-speech im Forum Spanien
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 02.07.2013, 10:02
  2. Der Mythos vom friedlichen Islam
    Von open-speech im Forum Islam - fundiertes
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 05.04.2011, 01:52
  3. Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 06.05.2010, 14:32

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •