Anschläge auf Ausländer in Jemen

NZZ: Britischer Diplomatenwagen und französischer Manager im Visier

Bei zwei Anschlägen im Jemen sind ein britischer Diplomat verletzt und ein französischer Geschäftsmann getötet worden. Nach Ansicht von Experten könnte es sich um Anschläge von Al-Kaida-Extremisten gehandelt.

(sda) Wie die Polizei in der Hauptstadt Sanaa mitteilte, griffen Unbekannte am Mittwoch ein britisches Diplomatenfahrzeug mit einer Panzerabwehrrakete an, dabei wurden drei Personen verletzt. Der Anschlag ereignete sich nach Angaben des Aussenministeriums in London rund drei Kilometer von der britischen Botschaft in Sanaa entfernt. Das Fahrzeug mit fünf Insassen sei am Morgen auf dem Weg zur Botschaft gewesen.

Durch die Explosion sei ein Mitarbeiter der Botschaft leicht verletzt worden. Zudem seien zwei Passanten verletzt worden. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen war unter den Fahrgästen die stellvertretende Botschafterin Fiona Gibb, sie blieb demnach unversehrt.

Mysteriös blieb das Motiv des Schützen, der auf dem Gelände des österreichischen Energieunternehmens OMV in Sanaa um sich gefeuert und dabei einen Franzosen getötet hatte.


Wachmann schoss auf Franzosen

Aus der OMV-Firmenzentrale in Wien hiess es, der Mann, der für ein Subunternehmen arbeitete, sei nach der Attacke in ein Spital gebracht worden und dort gestorben. Ein von dem jemenitischen Wachmann ebenfalls angeschossener Brite werde in der Klinik noch behandelt.

Kollegen des Wachmannes erklärten, der Schütze habe mit dem Franzosen zuvor über Geld gestritten. Ein Polizist hatte anfangs erklärt, der Wachmann habe das Feuer eröffnet, nachdem neben dem OMV-Büro ein Sprengsatz explodiert sei. Diese Version wurde von den Augenzeugen jedoch später nicht bestätigt.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, der Schütze habe «Allah ist gross» gerufen und das Feuer eröffnet. In Sanaa hiess es, der private Sicherheitsdienst, für den der Schütze arbeitete, gehöre einem Sohn des jemenitischen Geheimdienstchefs.


Al-Kaida will Land destabilisieren


Bereits im April hatte ein mutmasslicher Al-Kaida- Selbstmordattentäter einen Konvoi des britischen Botschafters attackiert und dabei drei Menschen verletzt. Bei einem Al Kaida- Anschlag auf die US-Botschaft in Sanaa im Jahr 2008 waren 16 Menschen ums Leben gekommen, darunter sechs Angreifer.

Der jemenitische Ableger der radikal-islamischen Al-Kaida hatte sich in der Vergangenheit wiederholt zu Anschlägen im Land bekannt und weitere Angriffe angekündigt. Die Gruppierung radikaler Islamisten zielt darauf ab, das Land zu destabilisieren und die jemenitische Führung zu stürzen.

Am Montag war der ranghohe amerikanische Diplomat William Burns zu Gesprächen über die Sicherheitslage im Jemen. Die USA unterstützen das Land im Kampf gegen Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, für Militärhilfe an den Jemen hat Washington 150 Millionen Dollar bereitgestellt.

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BBC: Twin attacks strike at Western targets in Yemen

Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel - Al-Qaeda in the Arabian Peninsula (AQAP) - übernahm später die Verantwortung.

Der britische Außenminister William Hague sagte, durch die Attentate würden nur die Anstrengungen der Briten, mit der jemenistischen Regierung zusammenzuarbeiten, verdoppelt.

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Mehr als 40% der Bevölkerung des Jemen von 23,6 Millionen müssen mit weniger als 2 Dollar - 1,25£ pro Tag auskommen, 2006 betrug das jährliche Durchschnittseinkommen 950 Dollar, etwa 684 €.

Die vorherrschende Religion ist der Islam, gesprochen wird meist Arabisch.