Wahabismus
Tötet die Ungläubigen

Hans-Ulrich Helfer

Der Ruf der extremistisch, sektiererischen Vertreter des Islam «Tötet die Ungläubigen, wo ihr sie zu fassen bekommt!» wird von vielen Westeuropäern schmerzlich zur Kenntnis genommen. Welche abartige Ideologie steht hinter diesem Ruf und welche Ansätze sind in der Schweiz vorhanden?
Der Wahabismus der Wahabiten

Der Wahabismus (Ideologie der Wahabiten), Staatsreligion in Saudi Arabien, ist eine fundamentalistische Richtung des Islam - eben ein Islamismus, welche eine sehr strenge Einfachheit des Lebens verlangt, die Heiligenverehrung ablehnt und die Wirksamkeit fremder Fürbitte bei Allah leugnet. Die Taliban oder die Terrororganisation Al-Qaida mit ihren islamistischen Selbstmordattentätern waren bislang die bekanntesten Wahabiten ausserhalb Saudi-Arabiens.

Der Begründer des Wahabismus, Mohammed Ibn Abdel Wahab (etwa 1703 bis 1791), stammte aus Diriyah, einem Ort in der Nähe des heutigen Riad. Nach dem Besuch verschiedener islamischer Schulen auf der Arabischen Halbinsel und im damaligen Osmanischen Reich, kam er zu der Schlussfolgerung, dass sich der Islam in all seinen Richtungen weit von dem 'reinen' Ursprung entfernt habe. Die Muslime betrieben seiner Auffassung nach Vielgötterei und verehrten materielle Objekte (beispielsweise Heiligengräber). Er predigte eine Rückkehr zu den Werten und der Lebensweise des Propheten Mohammed.

Die Vorstellungen des Gründers fanden bei den damaligen sunnitischen Gelehrten keine Resonanz. Er wurde aus seiner Heimatstadt verbannt. Der islamische Weltverbesserer fand sodann als Wanderprediger etwa Mitte des 18. Jahrhundert Unterschlupf beim aufstrebenden Beduinen-Scheich des Stammes as- Saud. Diese offiziell unter dem Osmanischen Reich stehenden Beduinen begannen mit dem Wahabismus einen beispiellosen Eroberungsfeldzug, der neben der machtpolitischen auch eine missionierende Komponente beinhaltete: Alle eroberten Stämme wurden vor die Wahl gestellt, sich dem Wahabismus zu unterwerfen oder sofort umgebracht zu werden. In den Jahren vor dem Zerfall des Osmanischen Reiches mussten die Wahabiten jedoch auch etliche Niederlagen hinnehmen.

Die beabsichtigte Aufspaltung nach dem ersten Weltkrieg der Arabischen Halbinsel in einen Teil im Osten und einen im Westen wurde durch die militärischen Erfolge des Stammes al Saud zunichte gemacht. Mit der Eroberung von Mekka und Medina entstand mit Saudi- Arabien ein dominanter Staat, der durch die ausgedehnten Reserven an Erdöl rasch an Bedeutung gewann. Diese Entwicklungen schloss die politische Konsolidierung der Wahabiten ab, die bis heute anhält.

Die Wahhabiten betrachten sich als die einzig wahren Muslime. Sie lehnen alle anderen Richtungen des Islam ab und sind deshalb auch kompromisslose Gegner der Schiiten. In Saudi- Arabien ist der Wahabismus heute absolute Staatsreligion, das Konvertieren zu anderen Richtungen des Islam ist streng verboten. Gleichzeitig fördert der saudi- arabische Staat dem Wahabismus nahe stehende Organisationen in allen Regionen der Welt. Etliche islamistische Organisationen, sowohl in islamisch dominierten Ländern, als auch in Europa und Amerika, haben enge Verbindungen zu den Vertretern des Wahabismus.

Wahabiten auch in der Schweiz?

Innerhalb zehn Jahren hat sich die muslimische Bevölkerung in der Schweiz verdoppelt und ist drittstärkste Religionsgemeinschaft geworden. Laut der schweizerischen Volkszählung 2000 gehören 310'807 Personen dem islamischen Glauben an, dies sind 4,3 Prozent der offiziellen Bevölkerung. Davon besitzen 36'481 Bürgerinnen und Bürger den Schweizer Pass, damit entwickelt sich die muslimische Gemeinschaft zu einem festen Bestandteil des sozialen und politischen Lebens der Schweiz. 274'326Muslime verfügen über eine andere Form der Niederlassungsbewilligung. Diese Zahlen sind jedoch mit Vorbehalt zu geniessen, da von der Volkszählung weder jene Bürger berücksichtigt werden, die sich illegal in der Schweiz aufhalten und deren Zahl auf 150'000 - 250'000 geschätzt wird (rund 100'000 davon sollen muslimischer Herkunft sein), noch jene, die bisher nur eine vorläufige Aufnahme in der Schweiz fanden, teilweise aber bereits mehrere Jahre anwesend sind. Zudem ist zu bedenken, dass sich die Zahl der Muslime seit der Volkszählung wiederum markant erhöht hat.

Die Muslime in der Schweiz bilden weder ethnisch, noch kulturell, noch sprachlich, noch politisch eine Einheit. Eine vom «Religionswissenschaftliches Seminar - Universität Luzern» geschätzte Einteilung nach dem jeweiligen Herkunftsland ergibt folgendes Bild: 42% Türken, 36% Ex-Jugoslaven (Kosovo-Albaner und bosnische Muslime), 4% Nordafrikaner (Algerier, Marokkaner, Tunesier und Ägypter). Abgesehen von der 75%-Dominanz des sunnitischen Islam (Wahabiten sind radikale Sunniten) leben in der Schweiz etwa 12'000 Schiiten, vorwiegend iranischer Herkunft. Hinzu kommen türkische Aleviten (10- 15%), Sufis sowie Schweizer Muslime.

Die meisten Muslime der Schweiz respektieren friedlich die anderen Religionsgemeinschaften, sie tragen jedoch immer wie im Koran angedeutet die Hoffnung in sich, dass sich die Christen, das «Volk der Schrift», sich ihrer Konfession anschliessen. Eine Minderheit der Muslime in der Schweiz huldigt jedoch auch einem extremistischen ideologischen Islamismus, einige davon zählen sich auch zu den Wahabiten.

Eine Radikalisierung der schweizerischen Muslime geschieht hauptsächlich durch religiöse Predigten und Schriften. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass dies keinesfalls nur von den Wahabiten aus geschieht, sondern auch durch Schiiten, die dem Iran nahe stehen. Innerhalb der Radikalisierung sind besonders politische Flüchtlinge und Immigranten der zweiten Generation arabischer Herkunft sowie Konvertiten zu finden. Der extremistische Islamismus in der Schweiz wird nur in wenigen Einzelfällen von Bürgern aus der Türkei oder Ex-Jugoslawiens gepredigt.

In einigen Moscheen in der Schweiz (Übersicht der Moscheen in der Schweiz siehe http://www.islam.ch) wird jedoch auch der Wahabismus gefördert. Dies verwundert nicht, wird doch auch in der Schweiz ein grosser Teil der islamischen Begegnungsstätten durch Saudi-Arabien finanziert. Insgesamt ist auch hier festzuhalten, dass die Tätigkeiten innerhalb der liberalen schweizerischen Gesetzgebung geschehen. Doch es gibt auch Ausnahmen. So haben auch schon die Vertreter von «Fondation culturelle islamique » (http://www.mosque.ch) in Genf zum heiligen Krieg aufgerufen.

Radikale Vertreter stehen besonders auch in engem Kontakt mit dem «Centre Islamique de Genève» (http://www.cige.org). So etwa Hani Ramadan, welcher der Enkel von Hassan al-Banna ist, dem Gründer der terroristischen Moslem- Bruderschaft in Ägypten. 1997 wurde Ramadan die Einreise nach Frankreich verboten, weil die französische Regierung befürchtet, dass seine Anwesenheit die öffentliche Ordnung gefährdet. Seit 1999 verweigert ihm auch Ägypten die Einreise. Sein Bruder Tariq Ramadan wiederum gehört zu den wichtigsten Chefideologen des Wahabismus, er ist in der Schweiz als Professor für Philosophie und Islamistik tätig. Auch gegen ihn besteht in Frankreich eine Einreisesperre.

Ein besonders wichtiges Zentrum des Wahabismus ist das «Islam Center» (Friedensgasse 18 in 4056 Basel), welches finanziell von der «Islamischen König Faysal Stiftung» (Postfach 223, 4012 Basel) gefördert wird. Wahabiten sind aber auch in Bern, Biel und Delémont aktiv. In einigen Fällen werden diese auch von radikalen Konvertiten wie etwa Ahmed Huber unterstützt.
Fragen und Antworten

Wichtige Fragen zum Thema Wahabismus werden von bedeutenden Regierungen wie derjenigen der USA und Grossbritanniens, Frankreichs oder der Schweiz vermieden. So könnte beispielsweise gefragt werden: Wie viele Milliarden US-Dollar gibt das saudische Königshaus und der Familienclan pro Jahr für die Verbreitung des sektiererischen Wahabismus im Ausland aus? Warum distanziert sich das Königshaus von Saudi-Arabien, wo der Wahabismus ja die offizielle Staatsreligion ist, nur zögerlich von islamitisch-terroristischen Gruppierungen? Wie ist zu erklären, dass 15 der 19 Terroristen des 11. Septembers Pässe Saudi-Arabiens hatten und einige davon aus einflussreichen saudischen Familien stammten? Wollen die Europäer wirklich Länder wie Bosnien, Albanien und die Türkei, wo auch solche radikal-ideologische Zentren bestehen, in die EU aufnehmen? Ist es richtig, dass Personen in der Schweiz einen extremistischen Islamismus predigen dürfen, wenn diese in anderen Ländern Einreisesperre haben? Wäre es nicht an der Zeit, dass sich auch verantwortungsvolle Führer der islamischen Welt für Mässigung und ein friedliches Nebeneinander aller Völker auf dieser Erde einsetzen würden. Persönlich meine ich, es wäre der Zeitpunkt gekommen dies zu tun!

aus:http://www.presdok.ch/sicherheitspol...200405_252.htm
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http://www.geistigenahrung.org/ftopic23961.html