tagesanzeiger.ch: Libanesischer Grossayatollah Fadlallah gestorben

Der ranghöchste schiitische Geistliche im Libanon, Mohammed Hussein Fadlallah, ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben.


Das bestätigten Mitarbeiter des einflussreichen Grossayatollahs und des Krankenhauses, in dem er seit zwei Wochen behandelt worden war. Fadlallah litt schon länger an Diabetes und hohem Blutdruck; zuletzt führten Komplikationen eines Leberleidens zu inneren Blutungen. Vor dem Krankenhaus und vor der Moschee, in der Fadlallah gelehrt hatte, wurden Trauerflaggen aufgezogen. Dutzende Anhänger liessen ihren Tränen freien Lauf. Fadlallahs Rundfunksender und der Fernsehsender der Hizbollah strahlten nach Bekanntwerden der Todesnachricht Koransuren aus.

Fadlallah hatte eine grosse Gefolgschaft sowohl im Libanon als auch in seinem Heimatland Irak. Dort zählten auch führende schiitische Politiker zu seinen Anhängern so wie Ministerpräsident Nuri al-Maliki, dessen Dawa-Partei Fadlallah mitgegründet hatte. In den 80er Jahren war Fadlallah als geistlicher Führer der militanten Hizbollah bezeichnet worden, was er und die Organisation aber in Abrede stellten.

Fadlallah war bekannt für seine mutigen Fatwas. So sprach er etwa geschlagenen Ehefrauen das Recht zu zurückzuschlagen. In einem anderen religiösen Gutachten verbot er das Rauchen. Er rief aber auch zum Boykott amerikanischer und israelischer Waren auf und sprach der irakischen Regierung das Recht ab, die Anwesenheit ausländischer Truppen im Land zu legitimieren.

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trtdeutsch: Fadlallah gestorben

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In der islamischen Welt war Fadlallah u.a. für seine gemäßigten Ansichten bekannt. Ihm zufolge mussten auch die Frauen wie die Männer soziale Verantwortungen tragen.

Er unterstützte die iranische Revolution von 1979 und war als das geistliche Oberhaupt der pro-iranischen Hisbollah im Libanon angesehen.

Fadlallah befand sich auf der Terroristenliste der USA. Bei dem angeblich von der CIA organisierten Bombenanschlag in 1985 in Beirut, dem 80 Menschen zum Opfer fielen, war er mit dem Leben davongekommen.

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Wikipedia: Muhammad Hussein Fadlallah - Politik

Hussein Fadlallah, dessen politisches Instrument hauptsächlich die Hisbollah war, zielte auf einen nationalen religiös geführten Staat und die Einführung der Schari'a, des islamischen Rechtswesens, wobei er es vermied, direkt von einem Gottesstaat zu sprechen.[1] [...]


Hisbollah

Werkzeug des panislamischen Glaubens

Ganz im Sinne ihres obersten geistigen Seelsorgers, Muhammad Hussein Fadlallah, sieht sich die Hisbollah als Gemeinschaft aller gläubigen Muslime, die für die Verwirklichung des islamischen Staates unter der Herrschaft religiöser Rechtsgelehrter arbeitet. In Khomeini sahen sie den Stellvertreter des bei den imamitischen Schiiten zum Glaubensbild gehörenden Verborgenen Imams, der als Erlöser dereinst kommen würde um die Welt zu retten. Die Hisbollah verfolgte eine panislamische Idee über alle Staatsgrenzen hinweg. Als erster im Libanon sprach Fadlallah über die Hisbollah von der Gründung eines islamischen Staates in seiner Heimat und bekannte sich offen zur Ausschaltung der dort lebenden christlichen Bevölkerung. Als soziale Komponente forderte die Hisbollah zudem „soziale Gerechtigkeit“, die „Befreiung des Libanon“ und den „Kampf gegen ausländische Unterdrückung“.[20] Die Grundprinzipien Khomeinis gelten für die Hisbollah nach wie vor.[21]

1983 wurde der erste große Selbstmordanschlag im Nahen Osten auf das US-Hauptquartier in Beirut verübt, bei dem 241 amerikanische Soldaten ums Leben kamen.[8] Die USA beschuldigten die Hisbollah als Urheber, diese bestreitet jedoch jegliche Beteiligung.


Propaganda

Der Hisbollah ist es gelungen, ihr Bild als Widerstandsbewegung in breiten Teilen der Bevölkerung zu festigen. So sprechen sich heute nicht nur sunnitische Religionsführer für sie aus, sondern sogar Christen im Libanon und in Syrien.[22]

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bbc: Hezbollah 'mentor' Fadlallah dies in Lebanon