Gut, dass diese Kritik nicht von Thilo Sarrazin kommt, sonst wäre sie bestimmt als volksverhetzend und rassistisch verleumdet worden.

In der WELT schreibt Sema Meray:

Falsche Toleranz löst Probleme der Integration nicht

Sema Meray ist hier aufgewachsen und angekommen. Viele andere nicht.

Warum lässt man hierzulande demonstrative Integrationsunwilligkeit zu?

Solange wir an unserem unzeitgemäßen „Gutmenschentum“ festhalten und damit die Konfrontation scheuen, unsere Gesellschaftsprobleme anzugehen, so lange wird es kein Miteinander, vor allem nicht ein Miteinander der Kulturen geben. Falsche Toleranz ist hier nicht angebracht. Wir beheben damit nicht die Probleme der Integration, sondern gehen ihnen schlicht aus dem Weg.

Das ist für viele Deutsche, die sich ratlos fühlen, anscheinend die einfachere Lösung, denn so kann man, falls die Integrationskarre an die Wand fährt, hinterher sein Gewissen beruhigen und sagen: „Ich war’s nicht.“ Genau die gegenteilige Reaktion aber ist gefordert.


Nur die Minderheiten selbst agieren konsequent

Die Einzigen, die systematisch und konsequent agieren, sind in diesem Fall die Minderheiten selbst. Unter dem Deckmantel der Integration wagen die Vertreter der größten Minderheit der deutschen Gesellschaft, die türkischstämmigen Muslime, den Angriff. Natürlich wird kein Politiker, der darauf bedacht ist, weiter in seinem Amt zu bleiben, öffentlich etwas gegen das Vorpreschen der Verbände und Wortführer der muslimischen Mitbürger sagen.



Fast zwei Drittel der in Deutschland lebenden Polen verfügen über eine mittlere oder hohe Schulbildung. Italiener, Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien und vor allem Türken schneiden schlechter ab.


Am Beispiel von Thilo Sarrazin, der ungeniert das sagte, was viele Deutsche denken, konnte man die Massenschelte der „Ausländerfreunde“ miterleben. Wohingegen im umgekehrten Fall eine türkischstämmige, ins Ministeramt berufene Frau, noch vor ihrer offiziellen Vereidigung, die sie in den Dienst des deutschen Staates stellen sollte, frisch und frei das sagt, was viele integrationsunwillige Türken denken. Als hätten wir sonst nichts zu lösen, sollten erst einmal zum Zwecke der Gleichstellung der Religionen die Kruzifixe in den Schulen verschwinden. So ein Blödsinn!


Religiöse Türken sind gewaltbereiter

Wann merken wir auf und bekennen endlich Farbe, wann hören wir auf, um die Probleme herumzureden. Wie viele Studien müssen noch erstellt werden, die genau das belegen, was die Menschen, die intensiv mit Ausländern arbeiten, schon seit vielen Jahren sagen, sowohl deutsch- als auch türkischstämmige Deutsche. Während wir uns noch über die Studien wundern, die renommierte Kriminologen im Auftrag des Innenministeriums abgegeben haben und die belegen, dass besonders religiöse türkische Jugendliche gewaltbereiter sind als Christen, und uns noch nicht so recht klar ist, was die Forschungsergebnisse tatsächlich für uns bedeuten, werden weiter Anträge angenommen und ernsthaft abgewogen, die Moscheebauten, Legitimation von islamischen Vereinen sowie Islamkundeunterricht in deutschen Schulen einfordern, von der Freiheit des Kopftuchs ganz zu schweigen!

Necla Kelek, bekannte Soziologin und Autorin, bestätigte die Studienergebnisse durch ihre eigenen Beobachtungen, wie auch Sonja Fatma Bläser, Autorin von „Hennamond“, zu genau dem gleichen Ergebnis kam – nur viele Jahre vor der Studie. Auch ich stelle bei der Zusammenarbeit mit türkischstämmigen Menschen in Deutschland fest, dass ein Mehr an Religiosität, in unserem Fall Islam, eindeutig ein Mehr an Unverständnis und Unwillen in Bezug auf integrative Themen hervorruft. Besonders die Reaktion der Männer ist erschreckend, vor allen Dingen, wenn sie in ihrem Gegenüber nicht die ängstliche Türkin sehen, die sich ihren tradierten Regeln unterwirft, sondern jemanden, der emanzipiert und selbstbewusst die eigene Meinung vertritt.

Schon in den „Wortgefechten“ erlebe ich, wie aggressiv die Haltung solcher muslimischer Männer ist, ob jung oder alt – wobei mir die jungen männlichen Muslime mehr Sorge machen als ihre Väter. Während die Denkweise der „Alten“ in einem ausschließlich muslimisch orientierten Land entstand und sie prägte, bevor sie auf ein modern-westlich orientiertes Weltbild stießen, wuchsen die Jungen hier auf und hätten die Chance gehabt, sich eine eigene Sicht zu bilden.


Die jungen Muslime sind gefährlich, weil sei blass sind

Stattdessen laufen sie als blasse, jedoch gefährliche Kopien ihrer Väter durch ihre „türkischen Reviere“ in deutschen Städten und gebärden sich als aufgeblasene Machos. Blass sind und bleiben sie deshalb, weil sie nicht über Inhalte verfügen, ihre zur Schau getragenen Ansichten zu rechtfertigen. Die meisten verstehen sich selbst nicht. Deshalb sind sie gefährlich, denn wenn man nicht argumentieren kann, greift man an, um seine Stellung zu behaupten.

Leider muss ich Necla Kelek recht geben, dass die Imame einen großen Anteil daran haben, den Integrationsunwillen zu verstärken. Nicht nur die alten Wertevorstellungen des Islam und die dazugehörenden Regeln, patriarchalisch und unbeweglich, werden von der Kanzel gepredigt, sondern auch individuelle Meinungen der jeweiligen Imame in ihren Gemeinden werden unkontrolliert an die Gläubigen weitergegeben. Da fast keiner der Muslime in der Lage ist, den arabischen Koran zu lesen und zu deuten, sind sie den Äußerungen ihrer Vorprediger ausgeliefert und nehmen selbst Hasspredigten als Worte eines gerechten Gottes an.


Der Besuch der Mullahs in Vaters Metzgerei

Anfang der Achtzigerjahre wurde zum Beispiel meinem Vater, dem eine der ersten türkischen Metzgereien in Köln gehörte, von den Vorbetern einer Hinterhofmoschee systematisch die Kundschaft entzogen – nicht ohne ihn vorher gewarnt zu haben. Zwei Mullahs besuchten ihn und forderten ihn auf, das Bild vom Gründer der laizistischen türkischen Republik, Kemal Atatürk, aus dem Laden zu entfernen und den Raki aus den Verkaufsregalen zu nehmen.

Mein Vater schmiss die beiden aus dem Geschäft und schimpfte ihnen hinterher, sie seien Heuchler und keine Gläubigen. Noch nicht einmal ein Jahr später blieb fast die gesamte türkische Kundschaft weg, sodass er sich nach einem neuen Laden in einem anderen Stadtteil umsah. Heute ist die Keupstraße in Köln-Mülheim nicht nur in den vielen bekannten Restaurants eine alkoholfreie Zone und natürlich fest in türkischer Hand.


Viele Deutsche überschauen die Flut der Probleme nicht

Solange wir weiter zulassen, dass noch mehr Moscheen gebaut werden, ohne dass ein Fünkchen Toleranz von muslimischer Seite gegenüber den „Ungläubigen“ gezeigt wird, die immerhin in der Überzahl und im eigenen Land leben, bereiten wir mit unserer falschen Toleranz den roten Teppich für eine Religion, die es zur Aufgabe hat, sich auszubreiten, sanft, aber bestimmt, und die glaubt, dass irgendwann die Zeit der „Ungläubigkeit“ beendet sein wird. Damit soll kein Endzeitszenario vermittelt werden, und natürlich darf man nicht alle Muslime über einen Kamm scheren. Jedoch glaube ich, die ich selbst in dieser Kultur aufgewachsen bin, dass viele deutsche Landsleute die Flut der Probleme, die sich uns heute nur zu einem Bruchteil darstellen, nicht überschauen können.

Erschwert wird das Ganze durch die unterschiedliche Denkweise der beiden Kulturen. Während wir gelernt haben, sachlich konstruktiv, auch ohne Konfessionsbezug, zu diskutieren, ist der Islam im Leben und Denken der muslimischen Gläubigen so fest verankert, dass jedes Argument an der Hörigkeit zum Wort Allahs und seines Propheten abprallt. Wir sollten uns nicht davon beeindrucken lassen, sondern wie in der Studie vom Leiter des kriminologischen Forschungsinstituts KFN, Christian Pfeiffer, die Fakten genau anschauen und der Entwicklung, die gegen unsere demokratische und freiheitliche Gesellschaft geht, mit klaren Worten und Taten entgegentreten. Hierbei sind besonders die auslandsstämmigen integrierten Deutschen gefragt, mitzuwirken.


Auch der letzte Idealist sollte aus seinen Träumen erwachen

Mit unserem Hintergrund, unserem Wissen, unserer Erfahrung und unserem emotionalen Verständnis für unsere Landsleute sind wir das wichtigste Bindeglied zu einer Integration, die nicht nur an Konferenztischen besprochen, sondern auch umgesetzt wird. Nach mehrjährigen übertoleranten Integrationsversuchen, die nicht von Erfolg gekrönt waren, sollte langsam auch der letzte Idealist aus dem „Gutmenschen-Traum“ erwachen. Die Wahlergebnisse unserer Nachbarländer sollten ein Signal sein, beizeiten zu einem klaren Konzept zu finden, bevor man sich in nicht gewünschten Gesellschaftsextremen wiederfindet.

Anscheinend bin ich so gut integriert, dass ich mir gerade vorkomme wie die Prophetin im eigenen Land. Es ist doch mein Land, oder?

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Die 1965 in Mersin geborene Autorin ist eine deutsch-türkische Fernseh- und Theaterschauspielerin. Sie hat ein Theaterstück über die Ehre geschrieben und arbeitet derzeit an einer Komödie und einem Roman. Meray ist kommunalpolitisch für die CDU aktiv und setzt sich für die Erhaltung des in der Türkei befindlichen Klosters Mor Gabriel ein.

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Spürnase: dwM