Sind Vorurteile und Angst gut oder schlecht? Weshalb gibt es sie und was ist deren Sinn?

Ein Versuch diese beiden Fragen zu beantworten:

Ein Vorurteil ist, wie es der Name bereits zu erkennen gibt, ein Urteil, das aufgrund von Vermutungen und Erfahrungen gefällt wird, um eine Situation besser einschätzen zu können. Ein Vorurteil entsteht, wenn nicht genügend 'Inputs' vorhanden sind, um den tatsächlichen Zustand der Lage zu beurteilen.

"Vorsicht ist besser als Nachsicht"
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser"


Wiedereinmal hat es die Natur aus überlebensstrategischen Gründen so eingerichtet, dass ein Vorurteil i.d.R. so ausfällt, dass der Urteilende selbst sich dabei der geringst möglichen Gefahr aussetzt. Unbekannten Personen wird mit Misstrauen begegnet, da diese nicht eingeschätzt werden können. Was wollen sie, was wollen sie von uns?

Ein gesunder Mensch vertraut nicht darauf, dass wenn er einem Wildfremden ohne Pfand 500 € leiht, er diese je wieder zurück erhält.

Und bei diesem obigen Beispiel wären wir bereits bei einem der beschriebenen Vorurteile. Würde er dem Wildfremden die 500 € dennoch leihen, dann hätte er bestenfalls die Hoffnung diese wieder zu kriegen, gepaart mit der Angst/Sorge die 500 € für immer zu verlieren. Gewissheit gäbe es jedoch keine.

Immer wieder hört man davon, dass es Ängste zu überwinden gilt. Wer keine Angst hat, der lebt ein sorgenfreies Leben. Auch die Existenz der Angst hat ihren Grund. Die Angst ist instinktiv, sie dient dazu potentiell gefährlichen Situationen schon von Vornherein aus dem Weg zu gehen. Diese Reaktion nennt sich Vorsicht und die wiederum äußert sich in diversen Sicherheitsvorkehrungen.

Die Flucht ins Rückzugsgebiet, doch in die Enge getrieben ist der "Angriff die beste Verteidiugung" .. Notwehr


"Doppelt hält besser"

Es gibt viele Ängste, sogenannte Phobien, die tatsächlich überflüssig und belastend sind, das wissen die Betroffenen auch stets selber, doch können sie ihren vorhandenen Instinkt nicht einfach nach Belieben deaktivieren. Aber Angst kann auch genausogut berechtigt sein und damit ein Überlebensvorteil.

Wenn es z.B. ein Akrophober aufgrund seiner Höhenangst vermeidet eine Hängebrücke zu betreten, da er fürchtet sie könnte reißen und er in den Abgrund stürzen, andere die nicht von dieser 'Phobie' betroffen sind die Brücke dennoch betreten und sie tatsächlich reißt, darf mit Fug und Recht behauptet werden, dass es seine Angst war, die ihn als einzigen vor dem (unsicheren) Tod bewahrt hat. Wie groß wohl die Möglichkeit ist, dass sowas geschicht?

"Man kann nie vorsichtig genug sein"

Airbags, Gurtstraffer, Knautschzonen, alles ängstliche Menschen, die sich solche Fahrzeuge anschaffen? Wie groß wohl die Chancen stehen, dass diese passiven Sicherheitsfeatures tatsächlich zum Einsatz kommen?

Jeder, der seine Haustüre abschließt hat wohl Angst davor, jemand könnte unberechtigt in seine Wohnung eindringen. Würde er es nicht tun, gälte er als fahrlässig.

"Es gibt keine 100% - ige Sicherheit"

Anscheinend gilt eine Angst allgemein als unberechtigt, wenn ihre Richtigkeit nur selten bestätigt wird. Dennoch sind solche Ängste immer nur 'relativ' unbegründet.

Die Angst vor einem Meteoriteneinschlag ist unbegründet in Realtion zur Angst vor einem Flugzeugabsturz etc.

Wenn sich jemand dagegen entscheidet in ein Flugzeug zu steigen, das von einem Unternehmen betrieben wird, welches auf der Liste der Luftfahrtunternehmen, gegen die in der EU eine Betriebsuntersagung ergangen ist befindet, da er fürchtet es könnte abstürzen - es danach jedoch keinen Absturz gibt - dann handelt es sich dabei um ein Vorurteil zugunsten der eigenen Sicherheit.

Den sich auf der Liste befindlichen Luftfahrtunternehmen ist es untersagt einen europäischen Flughafen anzufliegen, da deren Maschinen in Relation zu anderen als zu unsicher gelten. Der Grund für dieses Verbot liegt in einer weiteren Angst, derjenigen Angst vor Klagen und Konsequenzen, die im Falle eines Unglückes sowohl auf Flughafenbetreiber wie auch Politiker zukommen könnten.

Aus Angst um die eigene Sicherheit würde kaum einer diese eigene Sicherheit in die fremden Hände von jemandem legen, der keine Angst davor hat zu Versagen und den daraus folgenden Kosequenzen. Nur jemand der das Versagen fürchtet hat die Motivation alles zu unternehmen, um ein solches Versagen abzuwenden, was nur über den Weg des geringsten Risikos zu erreicht ist.

Bei den Investmentbankern schien diese Angst nicht so sehr im Vordergrund gestanden zu haben, weshalb dort ohne weiteres große Risiken eingegangen wurden. Anscheinend mit recht, denn persönliche Konsequenzen für ihr Versagen folgten bislang nicht wirklich.