Ich möchte die Sendung nicht unbedingt empfehlen, nehme aber den Sendetermin dennoch zum Anlass für ein paar Lesetipps zum Thema Al-Andalus (Auch al Andaluz, mit und ohne Bindestrich, ...)

Die geschichtsfälschende Grundaussage vieler Al-Andalus-Geschichtchen ist die, dass im islamisierten Spanien paradiesartige Zustände und harmonisches, tolerantes Multikulti geherrscht und Künste und Wissenschaft Spitzenleistungen vollbracht hätten.

Die Grundaussage der Sendung selbst dürfte wohl ähnlich sein und nicht überraschen.

Es ist dennoch bedenklich, dass derartige Sendungen 1. Unter der Rubrik 'Geschichte' und nicht unter 'Propaganda' oder 'Hirnwäsche' laufen, 2. dass die Erstsendung bereits 2006 war und dies nicht die ersten und sicher auch nicht die letzten Wiederholungen sind, und dass 3. die ganze Volkserziehung auch noch GEZ-gebührenfinanziert wird.

Wer zu diesem Thema was lesen will, dem seien Artikel in der Weltwoche empfohlen:

Das Land, wo Blut und Honig floss

Weltgeschichte der Sklaverei

(Als OT noch ebenfalls bei der Weltwoche: Dossier Islam)

Auch findet man bei Kewil unter der Rubrik 'Al Andalus' gute Infos:
Es gibt im Westen eine ideologische Geschichtssschreibung und erzieherische Presse, welche immer wieder das angeblich jahrhundertelange Goldene Zeitalter Andalusiens beschwören. Hierbei handelt es sich im besten Fall um Unwissen, im schlechtesten um bewußte Verdrehung historischer Tatsachen. Auf dieser Seite werden Links gesammelt, welche die Realitäten beschreiben:

Al-Andalus - das hätten wir gern wieder!

Die dummdreiste Lüge von den friedlichen Mauren in Andalusien

Muslime wollen Kathedrale von Córdoba

Das märchenhafte Andalusien und was Oriana Fallaci dazu meint

Andalusische Maerchen: maurophile Verklaerung

Das Rolandslied und Termagants Karfunkelstein

Remi Brague - Zahl der Islam-Experten verzehnfacht
...

Ebenso:

Wie lieb die Muslime doch zu den Christen im “Goldenen” Zeitalter waren!

Clot - Die Vertreibung der Morisken aus Spanien vor 400 Jahren

Lomax - Die Vertreibung der Morisken aus Spanien vor 400 Jahren

Das schlägt dem Faß den Boden aus: Spanier sollen sich für Vertreibung der Mauren vor 400 Jahren entschuldigen!
...

Als Dokumentation könnte man die ARTE-Sendung dennoch ansehen - als Doku der gebührenfinanzierten Geschichtsfälschung und Propaganda.


Spanien unter dem Halbmond

Samstag 17.04, 20:15 - 22:05 Uhr
Dienstag 20.04, 10:00 - 11:50 Uhr


welt.de: Spanien unter dem Halbmond

Über sieben Jahrhunderte standen weite Teile Spaniens unter Herrschaft arabischer Kalifen. Ihre Regentschaft gilt als eine Zeit weitgehender Toleranz gegenüber christlichen und jüdischen Minderheiten. Immer wieder gab es aber auch Kämpfe zwischen Arabern, Westgoten, Berbern und Christen. In Nachspielszenen und Historiker-Interviews skizziert die Dokumentation die bewegte Geschichte von "Al Andalus" - von der Eroberung durch die Araber im Jahr 756 bis zur Vertreibung ihrer letzten Nachfahren aus Spanien 1614 unter Phillip III.

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Arte beschreibt die Sendung selbst so:

Die Dokumentation erzählt die wechselvolle Geschichte der arabischen Kultur in Spanien von der Eroberung Andalusiens, al Andalus, durch den aus Damaskus geflohenen Abd ar Rahman I. im Jahre 756 bis zur Vertreibung der letzten Muslime und Juden durch Philipp III. im Jahre 1614. Dazwischen liegen zahllose Kriege und Kämpfe mit den Westgoten, die bis dahin Spanien beherrschten, den Berbern, die den arabischen Eindringlingen ihre Eroberung streitig machen wollten, und den christlichen Königen im Norden des Landes, die vom Papst aufgehetzt, nicht hinnehmen konnten, dass Mauren Spanien beherrschten.

Im Jahr 756 wurde Andalusien von dem aus Damaskus geflohenen Abd ar Rahman I. erobert. Bis zur Vertreibung der letzten Muslime und Juden durch Philipp III. im Jahre 1614 herrschten die Araber auf der Iberischen Halbinsel. In dieser Zeit entwickelte sich eine Periode blühender Kultur und beispielhafter Toleranz zwischen Muslimen, Juden und Christen. Vor allem unter dem Kalifen Abd ar Rahman III. erlebte Spanien einen großen Aufschwung von Handel und Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.

In der Zeit des Kalifats von Cordoba stieg die Stadt mit fast 500.000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zur bedeutendsten Kulturmetropole im Mittelmeerraum und dem Nahen Osten auf. Zur größten Bedrohung des Kalifats wurden die Berber. Im Jahre 1013 eroberten sie Cordoba und zerstörten das Symbol des Kalifats, den Palast von Abd al Rahman. Das muslimische Spanien zerfiel in eine Reihe unabhängiger Stadtstaaten, so genannten Taifas, unter denen vor allem Sevilla herausragte. Auch hier blühten Kultur und Wissenschaft im toleranten Miteinander der Religionen.

Die nach dem Zerfall des Kalifats von Cordoba weniger starken nördlichen "Taifas" begannen sich Schutz von christlichen Söldnern und den Truppen der katholischen Könige zu erkaufen, die davon wirtschaftlich profitierten. Dieser Handel erzürnte den Papst Alexander im fernen Rom so sehr, dass er die Vertreibung der Muslime von der spanischen Halbinsel forderte. Damit markiert das Jahr 1063 auch den Beginn des religiösen Fundamentalismus in Spanien.

Es waren aber nicht christliche Fanatiker, die der Toleranz ein Ende setzten. Zunächst richtete sich der Zorn unterprivilegierter und fanatischer Muslime gegen die Juden. Viele Muslime neideten den Sepharden ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss. Es kam zu einem furchtbaren Pogrom gegen die jüdische Gemeinschaft, dem mehr als 4.000 Menschen zum Opfer fielen.

Unterdessen begann im Norden Spaniens die von Papst Alexander III. geforderte Säuberung des Landes von den Muslimen. 1085 eroberten christliche Truppen Toledo. Aber erst 150 Jahre später konnte König Ferdinand Cordoba erobern. Damit war der größte Teil Spaniens unter der Herrschaft des Kreuzes. Nur das kleine Emirat von Granada konnte überleben. Vor allem der Palast von Emir Mohammed V. wurde zum Symbol der im nunmehr christlich beherrschten Spanien immer noch blühenden muslimischen Kunst und Literatur.

Erst 1492 fiel auch diese kulturelle Oase der Toleranz nach achtmonatiger Belagerung durch die Armeen des katholischen Königspaares Isabella von Kastilien und Ferdinand, die damit ihren Lebenstraum eines vereinigten katholischen Spaniens erfüllt sahen. Im selben Jahr befahlen Isabella und Ferdinand die vollständige Vertreibung der muslimischen und jüdischen Bevölkerung aus dem Süden des Landes. Alle nicht taufwilligen Juden wurden von der Iberischen Halbinsel vertrieben. Zwei Jahre später folgte die Ausweisung der besiegten Mauren. Das bedeutete einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Aderlass.

Trotz Verfolgung und Vertreibung lebte eine Minderheit von Juden und Muslimen, die ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner und Handwerker verdienten, weiter im katholischen Spanien. Viele konvertierten, um der Verfolgung zu entgehen. Es sollte ihnen und ihren Nachfahren wenig nützen. Im Jahre 1614 schließlich vertrieb König Philipp III. die letzten verbliebenen 300.000 Muslime und Juden aus Spanien. Das Zeitalter der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen war zu Ende.

Gedreht wurde die Dokumentation an Originalschauplätzen in Spanien und im gesamten Mittelmeerraum. Archivbilder, Statements von Historikern und inszenierte Szenen illustrieren die wechselvolle 900-jährige Geschichte der Mauren, Juden und Christen auf der Iberischen Halbinsel.

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Spanien unter dem Halbmond
Regie: Rob Gardner
ARTE/ZDF, USA, 2006, 110mn