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Turan Dursun

ist 1934 in dem kleinen türkischen Dorf Gümüştepe bei Şarkιşla, Sivas geboren. Sein Vater, der selbst Imam war hatte schon damals beschlossen, dass sein Sohn eines Tages ein Geistlicher werden sollte, wie ihn die Städte Basra und Kufa, (Zentren der islamischen Wissenschaften) noch nicht gesehen hatten. Darum ließ er den Jungen auch nicht einschulen. Stattdessen verbrachte Turan Dursun seine Kindheit bei Religionsscheichs und Lehrern in verscheidenen Tekke und Dergah. (Zentren islamischer Sekten und Sufi-Brüderschaften Ein Tekke oder ein Dergah kann man nicht mit einem christlichen Kloster vergleichen. Sie waren während dem Osmanischen Reich auch eine Art dezentrale Bildungssteinrichtung für Geistliche)

Während dieser Zeit versuchte Turan Dursun den Erwartungen seines Vaters schnellstmöglich gerecht zu werden. Er erlernte Fächer für die andere Jahre brauchten innerhalb von einigen Monaten. Um von berühmten kurdischen Geistlichen unterrichtet werden zu können lernte er innerhalb von drei vier Monaten Kurdisch. Die „sarf“ und „nahv“ genannte arabische Grammatik, beherrschte er als Kind schon innerhalb kürzester Zeit. Die arabische Sprache des 7- und 8. sowie des 11. und 12. Jahrhunderts erlernte er schnell und sehr erfolgreich, sodass er mit 17 Jahren in der Lage war das Werk des islamischen Gelehrten Kazvinis zu verstehen und erhielt sein „icazet“, (ein hohes Qualifikationsdiplom im Islam)

Um bei dem türkischen Amt für Religion als Mufti eingestellt werden zu können musste er die Grundschule extern absolvieren.Als erstes arbeitete er als Dorfimam. Er lehrte an der Ücbas und in der Ismailaga Medrese in Istanbul. Zwischen 1958 und 1965 war er als Imam in Tekirdag, Gemerek, Türkili, Altindag und Sivas angestellt.

Weil er Kemalist war und sich nicht an die harten Regeln des Scherias hielt, wurde er in religiösen Kreisen verurteilt und als Imam sehr oft Exilversetzt. In den 60’ger Jahren wurde er in der Öffentlichkeit als „der intellektuelle Mufti“ bekannt. Seine Tätigkeit als Imam gab er auf, als er wie er selbst sagte, seinen Glauben an den Islam verlor

Der Hauptgrund, warum Turan Dursun die Islamwissenschaften, nach denen er sein ganzes Leben gerichtet hatte aufgab war, dass seine Rationalität über seinen Glauben siegte.
Man kann sich vorstellen wie schwer es für jemanden ist, sich von etwas zu lösen, dem man sein ganzes Leben gewidmet hat. Gerade diese Entscheidung Turan Dursun’s ist es vielleicht, die ihn so außergewöhnlich macht.

Seine Erfahrungen, die ihn zu dieser Entscheidung führten kann man folgend zusammenfassen:

1) Das Gilgamesch Epos gilt als das älteste Epos der menschlichen Geschichte und wurde von den polytheistischen Sumerern, verfasst.
Als er das Gilgamesch Epos lass, musste er feststellen, dass nicht nur der Qur- an, die Geschichte der Sintflut von der Tora übernommen hatte, sondern das die Geschichte der Sintflut bereits in der Tora eine übernommene Überlieferung eines polytheistischen Epos war.

2 Er studierte das alte und das neue Testamen und kam zu dem Ergebnis, dass viele Verse im Qur-an aus diesen beiden Büchern kopiert worden waren.

3) Während seiner Tätigkeit in Sinop lernte er einen marxistischen Lehrer kennen und setzte sich durch dessen Bücher mit deren materialistischen Dialektik und der materialistischen Philosophie auseinander. Er neigte zwar nicht zum Kommunismus, ließ sich aber von dessen Philosophien inspirieren

4) Durch seine kemalistische Prägung war er nicht in der Lage sich den fanatischen Islamisten anzupassen.

5) Er erkannte, dass einige Verse im Qur-an, jenseits jeglichen Verstandes entsprungen sind. Er erkannte aber auch widersprüchliche Aussagen der verschiedenen Verse des Qur-an untereinander, weil er ein Wissenschaftler war, dessen Liebe zur Realität größer war als sein Glaube.

Als Turan Dursun seine Tätigkeit als Imam bei dem türkischen Amt für Religion niederlegte,
arbeitete er seit 1966 bei dem TRT, der türkischen Radio- und TV-Anstalt, wo er bei der Gestaltung religiöser Fernsehprogramme mitwirkte

Zehn Jahre später wurde er bei der selben Institution als Produzent tätig.

Nach dem er aus der TRT in den Ruhestand ging beendete er 1987 sein Werk „Enzyklopädie des Islam. 1989 fing er an in der Wochenzeitschrift 2000’e Dogru Artikel zu veröffentlichen Viele Artikel, die in dieser Homepage veröffentlicht werden, stammen aus dieser Zeitschrift. Wegen diesen Veröffentlichungen wurde er von islamischen Kreisen schwer belastet. Dennoch gelang es ihm immer wieder Islamisten wie Süleyman Ateş’s , Yaşar Nuri Öztürk’s Meinungen und Äußerungen zu widerlegen. So lange Turan Dursun am Leben war traute sich keiner der Islamisten sich mit ihm in Diskussionen einzulassen.

Während der Druck der Islamsten auf ihn immer größer wurde, fand er Unterstützung von nur wenigen Freudnden wie Ihsan Arsel und Doğu Perinçek, die bereit waren seine Bücher und seine Artikel zu veröffentlichen (Viele Verlage hatten Angst seine Bücher zu veröffentlichen und sahen sich gezwungen ihn abzulehnen. Herr Doğu Perinçek war der einzige, der den Mut hatte, die Bücher eines Kämpfers der Aufklärung zu veröffentlichen und dieses Wissen der türkischen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dafür möchten wir ihm unseren tiefen Dank aussprechen.)

Hatte Turan Dursun gewusst, dass seine Bücher ihn sein Leben kosten würden?
Er hatte zu einem Freund, Herrn Hasan Yalçın gesagt: „Soll ich die Wahrheit eines Tages mit in mein Grab nehmen nur um in Frieden weiter Leben zu können, oder soll ich den Tod in Kauf nehmen um dem Volk die Wahrheit zu sagen?“

Er war ein Kämpfer der Aufklärung und mit dieser Antwort stand er bereits über seinem eigenen Tod. Er besiegte ihn dadurch, dass er nach seiner Ermordung über seinen Tod hinweg wuchs und zu einem der Schriftsteller wurde, die für die Aufklärung ihr Leben aufgeben mussten.

Turan Dursun hat die Veröffentlichung seiner Bücher nicht mehr miterleben können. Sein Erstes Buch „Din Bu 1“ (Die Religion 1) erschein zwei Monate nach seiner Ermordung.



SEINE ERMORDUNG UND DER MORDPROZESS

Turan Dursun wurde am 4.September 1990 in Istanbul, in der Nähe seines Hauses in Koşuyolu von islamischen Terroristen ermordet.
Er selbst besaß keine Waffen außer seiner Feder und seiner Bücher.
Den nächsten Tag, nach seiner Ermordung sendete Radio Iran die Nachricht über seinen Tod jubelnd in die Welt. Die türkischen Islamisten atmeten wieder auf.
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