„Was Gefangene bekommen, davon kann Oma Lieschen im Altersheim nur träumen“

[Turmfalke]

Über die Bedingungen im Gefängnis, geschildert von einer ehemaligen Gefängnispsychologin der sächsischen Justizvollzuganstalt Torgau:

Alles, was ihm fehlt, ist die Freiheit. Alles andere hat er auf gutem Niveau. Er hat die Wahl zwischen sechs Gerichten: vegan, vegetarisch, moslemisch, Schonkost, Spezialkost, Normalkost.

Er beantragt einen Fernseher, der wird ihm geliefert. Er kreuzt Einkäufe an, sie werden ihm gebracht. Er trainiert in einer nagelneuen Sporthalle mit Fitnessgeräten und allem, was das Sportlerherz begehrt. Er hat Psychotherapie, Physiotherapie, den Arzt und so weiter. Davon kann Oma Lieschen im Altersheim, die ihr Leben lang gesetzestreu war und gearbeitet hat, nur träumen.

Der andere Grund für mich, aufzuhören, war: Meine Aufgabe als Psychotherapeutin ist es, die Gefangenen zu resozialisieren. Es ist ein unmöglich zu erfüllender Auftrag. Was der Gefangene tut und sagt, ist fast immer zweckbestimmt. Er will Vorteile wie Lockerungen oder vorzeitige Entlassung. Ein Häftling weiß genau, wie er sich geben und reden muss, um sie zu erreichen. Das Gefängnis ist ein System mit seinen eigenen Gesetzen. Es wird darin ständig gehandelt. Drogen, Pillen, selbstgemachte Stichwaffen, kleine Privilegien. Ein Schein vom Arzt, eine Vergünstigung durch Fürsprache des Therapeuten.

Nach und nach habe ich begriffen, dass die Geschichten, die mir erzählt wurden, mein Mitleid erregen sollen, um etwas zu bewilligen. Ich sage nicht: einmal kriminell, immer kriminell. Bei Ersttätern gibt es eine Chance, sie zu erreichen.

In Torgau sind aber die schweren Fälle. Oft Männer, die nicht zum ersten Mal einsitzen. Mord. Raub. Vergewaltigung.

Oft wurden Bedienstete angegriffen, auch ich. Das reichte von Anspucken über lautstarke verbale Entgleisungen, beleidigende Schriftstücke, Drohungen bis hin zu fliegenden Stühlen und anderen Möbeln. Es gab in Torgau damals vier besonders gesicherte Räume,

Seit 2015 ist die ohnehin harte Situation nochmal härter geworden. In Torgau fluktuierte der Ausländeranteil stark. In der U-Haft in Leipzig kam phasenweise ein Deutscher auf 20 Ausländer. Die Gewalt hat seit 2015 zugenommen, die Verachtung der Frau. Auch wurde versucht, psychische Krankheiten attestiert zu bekommen – ein sicherer Weg, einer Abschiebung zu entgehen.

Die Häftlinge wissen das. Und auch, was sie alles wie einfordern können: Ich brauche einen Gebetsteppich. Er kommt. Ich brauche einen Koran. Er kommt. Ich möchte mit meinen Glaubensbrüdern zusammen sein. Geht in Ordnung. Was sie dann in der Gruppe reden, wissen wir nicht, wir verstehen ja ihre Sprache nicht.

Einmal klopfte ich früh um sieben Uhr an eine Zellentür, weil Therapiestunde war. Der Häftling war gut gecoacht. Er schrieb daraufhin eine Beschwerde an den Petitionsausschuss des Sächsischen Landtags. Tenor: Ich wisse doch, dass Ramadan sei und er darum tagsüber schlafen müsse. Mein Klopfen an seine Tür sei also ein Akt der Moslemfeindlichkeit gewesen. Ich musste dann dem Petitionsausschuss genau darlegen, wieso mein Klopfen keine islamfeindliche Aktion gewesen war, sondern eine normale Diensthandlung.

Oft wird von posttraumatischer Belastungsstörung unter Migranten gesprochen. Sicher gibt es solche PTBS-Fälle. Ich selbst habe in der Haft keine gesehen. Ich habe sie bei Soldaten nach Afghanistaneinsätzen gesehen, bei vergewaltigten Frauen, bei Angestellten nach einem Banküberfall.

Ganzer Artikel mit noch weiteren Details und ausführlichen Schilderungen hier:

https://www.welt.de/politik/deutschl...-traeumen.html

[Elena Markos]

Was sie dann in der Gruppe reden, wissen wir nicht, wir verstehen ja ihre Sprache nicht.

Prima, dann können die ja ihren Ausbruch oder neue Verbrechen planen, man versteht ja nichts!