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Prozess gegen Rushdie-Attentäter: Der Angeklagte grinst
Prozess gegen Rushdie-Attentäter
Und der Angeklagte grinst
Beschuldigt wegen Mordversuchs: Hadi Matar
Der Anwalt erkrankt, sein Klient fordert zum Prozessauftakt die Befreiung Palästinas: Im Bundesstaat New York ist Hadi Matar des Mordversuchs an Salman Rushdie angeklagt.Naturgemäß sagte Hadi Matar „Befreit Palästina!“, als er den Gerichtssaal des Städtchens Mayville im äußersten Nordwesten des Bundesstaates New York unweit der kanadischen Grenze betrat. Dabei hat die Tat, die Hadi Matar zur Last gelegt wird, nun wirklich nichts mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu tun. Vielmehr geht es um den britisch-indischen Romancier Salman Rushdie.An einem Vormittag im Sommer 2022 stürzte ein maskierter junger Mann aus dem Publikum auf die Bühne des Amphitheaters der Chautauqua Institution, wo Rushdie gerade in einem Armsessel Platz genommen hatte, um ein Gespräch mit Henry Reese zu führen. Reese hat eine Organisation namens „City of Asylum“ mitbegründet, die sich um Schriftsteller im Exil kümmertSalman Rushdie wollte an jenem Vormittag darüber sprechen, wie es ihm im ethnisch bunt gemischten New York wieder gelungen sei, ein normales Leben ohne Angst zu führen – obwohl die „Islamische Republik Iran“ die Todes-Fatwa, die sie im Februar 1989 gegen ihn verhängte, nie aufgehoben hat.15 Mal stach der maskierte junge Mann auf Salman Rushdie ein; auch Henry Reese, der Interviewer, wurde verletzt. Als es Rushdie gelang, sich zu befreien, lief der Angreifer mit gezücktem Messer hinter ihm her; nur mit Mühe gelang es den Anwesenden, ihn zu überwältigen.Dass die Sache auch hätte tödlich ausgehen können, war das Hauptargument von Jason Schmidt, dem Anklagevertreter, am ersten Verhandlungstag. Wieder und wieder habe der Angeklagte zugestochen. „Er hat sein Messer geschwungen, er hat Mr. Rushdies Kopf zerschlitzt, seine Kehle, seinen Unterleib, seine Hüfte“, auch die Hand, die Rushdie erhob, um sich zu verteidigen. Der Angriff sei ungeheuer schnell erfolgt, weder Rushdie noch Reese hätten Zeit gehabt zu verstehen, was ihnen da geschah. „Mr. Matar war die Person, die Rushdie ohne Provokation angriff“, sagte Schmidt.Zwei Zeugen wurden am ersten Verhandlungstag aufgerufen: Deborah Moore Kushmaul gab zu Protokoll, sie habe nach dem Angriff die Tatwaffe einem Polizisten übergeben. Und Jordan Steves, ein Mann, der die Chautauqua Institution gegenüber den Medien vertritt, erzählte vor Gericht, wie er versuchte, den Angreifer zu stoppenHadi Matar, der des Mordversuchs in Tateinheit mit einem körperlichen Angriff beschuldigt wird, machte sich unterdessen Notizen; er grinste und lachte, während er mit seinem Anwaltsteam plauderte. Dabei hat die Verteidigung eigentlich wenig zu lachen. Sie steht vor schweren Problemen, nicht nur, weil die Tat vor etwa hundert Augenzeugen geschah, sondern auch, weil der Chef des Verteidigungsteams, ein Mann namens Nathaniel Berone, kurz vor Prozessbeginn aus unbekannten Gründen ins Krankenhaus musste.Noch ist unklar, welche Strategie die Verteidigung verfolgt: Vielleicht spekuliert sie darauf, dass der Richter das Urteil der Geschworenen am Ende wegen Befangenheit kassiert und der Prozess ohne Ergebnis bleibt. Ehe er ins Krankenhaus musste, hatte Nathaniel Berone erklärt, in diesem Distrikt von New York, in dem kaum Muslime wohnen, sei es kaum möglich, ein gerechtes Urteil zu fällen. Seine Stellvertreterin Lynn Schaffer sagte in ihrem Plädoyer, alle Geschworenen hätten vorher schon einmal von dem Fall gehört.Der Prozess ist auf zwei Wochen angesetzt. Es wird damit gerechnet, dass auch Salman Rushdie vor Gericht aussagt. Um eine Frage aber wird es in Mayville, New York, zu keinem Zeitpunkt gehen – die Frage nach dem Warum. Sie soll erst später in einem Bundesprozess in Buffalo gestellt werden. Dort wird Hadi Matar, der junge Amerikaner libanesischer Herkunft, sich dann wegen Unterstützung des Terrorismus verantworten müssen.
https://www.welt.de/kultur/article25...te-grinst.htmlEs ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister
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