Wandere aus, solange es noch geht - Finca Bayano in Panama!
Ergebnis 1 bis 3 von 3
  1. #1
    Registriert seit
    13.07.2010
    Beiträge
    61.654

    Indien und die 90-Stunden-Woche

    Der Inder ist nicht bekannt dafür, sonderlich schwer zu schuften. Wie in den meisten südlichen Ländern lässt man es dort eher geruhsam angehen. Trotz allem ist es Indien gelungen inzwischen auf den 5. Platz der größten Volkswirtschaften vorzurücken. Aber das mit dem BIP ist ja so eine Sache. Erbrachte Wirtschaftsleistungen aus Dienstleistungen sind nicht mit der Produktion von Exportartikeln vergleichbar. Deutschland exportiert Waren in dreifacher Menge Indiens und das bei erheblich geringerer Bevölkerung. Experten sehen Indien auch eher als Scheinriesen und sogar der hochgelobte IT-Sektor ist auf Hochglanz poliertes Katzengold. Nun sorgt ein Konzernchef dort für Aufregung....


    Müssen die Inder mehr arbeiten, um sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können? Und ist es vergeudete Zeit, wenn sie den Sonntag mit ihrer Familie verbringen? Über diese Fragen wird in Indien heftig diskutiert, seitdem sich der Konzernchef S. N. Subrahmanyan in einer Neujahrsansprache für eine 90-Stunden-Woche ausgesprochen hat. Die Mitarbeiter sollten am Sonntag lieber ins Büro zu kommen, statt die Zeit mit ihren Ehefrauen zu verbringen, sagte Subrahmanyan. Denn dies, so implizierte er, sei reine Zeitverschwendung.
    «Was habt ihr denn zu Hause zu tun? Wie lange könnt ihr eure Frau anstarren? Los, kommt zurück ins Büro, und fangt an zu arbeiten!», sagte der Chef des Industriekonglomerats Larsen & Toubro in einem Video, das in Indien vergangene Woche weite Verbreitung fand und eine hitzige Debatte über Arbeitsmoral, Produktivität und das Verhältnis der Geschlechter ausgelöst hat. Die Inder sollten dem Beispiel der Chinesen folgen und 90 Stunden die Woche arbeiten, forderte Subrahmanyan.
    Der Konzernchef knüpft mit seinen Äusserungen an eine schon länger laufende Debatte in Indien an, wie viel Arbeit angemessen sei. Erst im November hatte der Infosys-Mitbegründer Narayana Murthy die indische Jugend aufgerufen, 70 Stunden die Woche zu arbeiten, um das Land voranzubringen. Und der Milliardär Gautam Adani meinte im Dezember, wenn Männer mehr als acht Stunden zu Hause verbrächten, würden ihnen ohnehin nur die Frauen davonlaufen.

    Viele Inder reagieren mit Humor auf Subrahmanyan

    Ausgelöst hatte die ganze Debatte der Suizid einer jungen Frau, die sich im Juli aus Verzweiflung über die hohe Arbeitsbelastung bei dem Rechnungsprüfer EY das Leben genommen hatte. Viele junge Leute hatten daraufhin über den enormen Druck auf dem hochkompetitiven Arbeitsmarkt geklagt und ein besseres Verhältnis von Arbeit und Freizeit verlangt. Ältere kritisierten dagegen, die Angehörigen der Generation Z wollten nicht mehr richtig arbeiten und hätten überzogene Ansprüche und keinen Respekt für die Leistung Älterer.

    Mit seiner von sexistischen Untertönen unterlegten Forderung nach mehr Sonntagsarbeit stiess Subrahmanyan nun in der Öffentlichkeit auf breiten Widerspruch. Viele Inderinnen und Inder bezeichneten eine 90-Stunden-Woche empört als Form von Sklaverei und Ausbeutung, andere reagierten dagegen mit Humor. In den sozialen Netzwerken wurde der Sonntag zum «Stareday» erklärt, und Männer posteten Fotos von sich, wie sie liebevoll ihre Ehefrauen anschauten.

    Unterstützung erhielten sie vom Chef des Autokonzerns Mahindra. «Meine Frau ist wunderbar, ich liebe es, sie anzustarren», sagte Anand Mahindra. Der Fokus bei der Arbeit sollte weniger auf Quantität als auf Qualität liegen. Auch wer nur zehn Stunden die Woche arbeite, könne die Welt verändern. Wer seine ganze Zeit im Büro verbringe, verliere das Gefühl für die Bedürfnisse der Menschen und könne keine guten Produkte für sie entwickeln, sagte der Mahindra-Chef.
    Die Aufteilung der Arbeit im Haushalt ist höchst ungleich

    In der Zeitung «Indian Express» schrieb die Ökonomin Ashwini Despande am Freitag, der Schlüssel zur Produktivität liege nicht in langen Arbeitszeiten, sondern in fairer Bezahlung und gleichen Chancen. Sie wies darauf hin, dass indische Frauen zehnmal so viel Zeit für Hausarbeit aufbrächten als Männer. Dafür kämen auf zehn erwerbstätige Männer lediglich vier erwerbstätige Frauen. Frauen wie Männer sollten beruflich Erfolg haben können, ohne Gesundheit und Familie dafür zu opfern.

    Der Politiker Tarun Vijay schrieb dagegen in der gleichen Zeitung, die Ferienmanie der Inder sei ein «koloniales Überbleibsel». Es sei falsch, blind den Westen zu imitieren und immer mehr Ferientage zu gewähren. Die Tradition des Landes sei es, sich seinen Aufgaben zu widmen, bis sie erledigt seien. Nur durch harte Arbeit könne die Armut überwunden werden. Premierminister Narendra Modi mache niemals Pause, schrieb Vijay. Er sollte der Nation als Vorbild gelten.
    Es gibt heute eine wachsende Mittelschicht in Indien, die Wert auf Freizeit legt und es sich leisten kann, in die Ferien zu fahren. Der Tourismus in Indien boomt seit Jahren, auch Auslandsreisen sind für immer grössere Bevölkerungsschichten finanzierbar. Im globalen Vergleich arbeiten die Inder aber noch immer sehr viel. Gerade die vielen Millionen Strassenverkäufer, Taxifahrer und Lieferanten haben keine Wahl, als von morgens früh bis abends spät zu arbeiten. Für sie ist eine 70- oder 90-Stunden-Woche allzu oft noch immer Realität.

    https://www.msn.com/de-de/finanzen/t...a64f630b&ei=67
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  2. #2
    Registriert seit
    15.10.2013
    Beiträge
    4.014

    AW: Indien und die 90-Stunden-Woche

    Tatsächlich gibt es eine weltunfassende ähnliche Arbeitshaltung bei jüngeren Leuten. Das ist auch kein Wunder, denn mittlerweile ist die ganze, und wirklich die ganze, Welt über X und ähnlich verbunden. Die WOLLEN nicht für Konzerne usw ihre Lebenszeit opfern !!!

    Eigendlich irgendwie verständlich und nachvollziehbar.
    Nur ein Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Wirbelsturm auslösen

  3. #3
    Registriert seit
    13.07.2010
    Beiträge
    61.654

    AW: Indien und die 90-Stunden-Woche

    Zitat Zitat von ryder Beitrag anzeigen
    Tatsächlich gibt es eine weltunfassende ähnliche Arbeitshaltung bei jüngeren Leuten. Das ist auch kein Wunder, denn mittlerweile ist die ganze, und wirklich die ganze, Welt über X und ähnlich verbunden. Die WOLLEN nicht für Konzerne usw ihre Lebenszeit opfern !!!

    Eigendlich irgendwie verständlich und nachvollziehbar.
    Es ist vor allem eine Generation nachgewachsen, die nie etwas tun musste, die auch gar nicht den Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und Bezahlung erkennt.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 04.06.2022, 08:24
  2. 48-Stunden-Woche soll her
    Von Realist59 im Forum Deutschland
    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 07.04.2018, 11:03
  3. Pflegeteilzeit in 15 Stunden die Woche
    Von Turmfalke im Forum Aktuelles
    Antworten: 8
    Letzter Beitrag: 30.12.2012, 15:11
  4. Familienministerin: 30-Stunden-Woche für Eltern
    Von Q im Forum Gesellschaft - Soziales - Familie
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 23.05.2010, 03:04

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •