Frankreich wird uns für seine Schulden bezahlen lassen

Weil der jährliche Refinanzierungsbedarf Frankreichs enorm ist, muss die Europäische Zentralbank bei Bedarf aushelfen. Die Last tragen die sparsamen Länder, ist Daniel Stelter überzeugt.

„Die Grille und die Ameise“ ist eine Fabel des französischen Schriftstellers Jean de La Fontaine. In der Kurzfassung geht sie so: Während die Grille im Sommer Party feiert, sammelt die Ameise Vorräte für den Winter und baut sich ein warmes Nest. Als dann der Winter einbricht, hungert und friert die Grille, während die Ameise von ihrer Vorsorge profitiert.


Natürlich wäre es nicht richtig, Frankreich mit der Grille und Deutschland mit der Ameise gleichzusetzen. Aber so ganz daneben ist der Vergleich auch nicht. Lagen die Staatsschulden Deutschlands und Frankreichs vor 15 Jahren noch auf demselben Niveau, so haben sie sich seither massiv auseinanderentwickelt. Schuldenbremse und „schwarze Null“ hier, hohe und wachsende Defizite dort.

Doch damit endet die Analogie mit der Fabel. Denn anders als in der Geschichte von La Fontaine hat Frankreich faktisch unbegrenzten Zugang zu den Vorräten Deutschlands. Das liegt daran, dass wir uns mit Frankreich eine Währung teilen. Hätten wir noch D-Mark und Franc, würde Letzterer angesichts der Staatsschuldenkrise bei unseren Nachbarn massiv abwerten, die Exporte befeuern und so mithelfen, die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen.

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