Integration von Migranten
„Was hält Deutschland ab, Menschen innerhalb von drei bis vier Monaten in Arbeit zu bringen?“














Bewohner des „House of Friends“ (v. l): Saliou B. aus Guinea, Mariam A. aus Afghanistan, Mamadou J. aus GambiaQuelle: Kristian Frigelj


Ein Integrationsprojekt in Düsseldorf will Asylbewerber schnellstmöglich fit für das Leben in Deutschland und den Arbeitsmarkt machen. In einem leerstehenden Hotel in Düsseldorf leben Menschen aus vielen Nationen zusammen, üben neue Fähigkeiten unter Expertenaufsicht. Besuch im „House of Friends“.


Saliou B. will so schnell wie möglich einen Job haben. „Ich brauche Geld. Leben ist teuer“, sagt der 24-Jährige mit den Rasta-Locken. Er überlegt, sortiert die Worte, bevor er leise antwortet. Je länger man sich mit ihm unterhält, desto lockerer spricht er Deutsch. B. sitzt an einem Tisch im Salon des „House of Friends“: ein ehemaliges Hotel, wenige Hundert Meter entfernt vom Hauptbahnhof in Düsseldorf.


2018 kam Saliou B. von Guinea nach Deutschland, weil es große Probleme in seinem Heimatland gebe, wie er sagt. Er lebte zunächst in einer überfüllten Unterkunft, ohne Privatsphäre, ohne Ruhe, ohne echte Ansprechpartner. Mit drei Fremden habe er sich ein Zimmer geteilt. „Das war richtig schlecht. Da gibt es viele schlechte, kranke Leute“, erzählt der junge Mann.


Seit wenigen Wochen wohnt B. hier im ehemaligen Hotel. Es könnte für ihn eine entscheidende Zwischenstation in sein. Auch die 45-jährige Mariam A. aus Afghanistan und der 21-jährige Mamadou J. aus Gambia hoffen auf einen Durchbruch. Sie dürfen erst einmal für ein Jahr hier bleiben, haben jeweils ein Zimmer für sich allein. In dem achtstöckigen Gebäude mit etwa 40 Zimmernsollen Asylbewerber den Alltag trainieren, einen geordneten Arbeitsablauf, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Verhaltensregeln, Putzen, Kochen. Und sie sollen ihre Deutsch-Kurse besuchen. Experten aus der Gastronomie und Hotellerie bereiten die Bewohner vor.


Es geht um „niedrigschwellige Jobs“ und um einen „Einstieg in den Arbeitsmarkt“, sagt Karin Jungjohann. Die 63-jährige frühere Agentin für Filmschaffende hat gemeinsam mit Barbara Demmer, 62, langjährige Personalchefin eines Unternehmens, dieses Projekt initiiert. Seit 2015 bietet Jungjohann mit einem Team unter der Abkürzung „Hispi“ – „Hilfe bei der sprachlichen Integration“ – in der Nachbarschaft Sprachkurse für Asylbewerber und Migranten an. Täglich kämen zu den Kursen bis zu 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – „Zugewanderte mit Flüchtlingsgeschichte“, wie Jungjohann sagt.

Das Projekt „House of Friends“ sei der „nächste Schritt“, erzählt sie. Es gebe bei den Unterkünften einen „starken Verbesserungsbedarf“: Die Menschen gerieten dort meist „aufs Abstellgleis“. Sie dürften „nichts selbst entscheiden und nicht am Erwerbsleben teilnehmen

Kollegin Demmer beklagt große bürokratische Hindernisse bei Jobaufnahme. „Was hält Deutschland davon ab, Menschen innerhalb von drei bis vier Monaten in Arbeit zu bringen?“, fragt die Personalexpertin. Es sei „elementar, die Menschen auf eine Arbeitswelt vorzubereiten, die ihnen fremd ist“. Die Menschen hätten ein anderes Zeitgefühl, andere kulturelle Prägungen und müssten sich an die Gepflogenheiten in ihrem neuen Land gewöhnen.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat die Schirmherrschaft übernommen. Die Beigeordnete für Kultur und Integration, Miriam Koch (Grüne), hat sich besonders für „House of Friends“ eingesetzt, weil sie neue Chancen im Umgang mit Migranten sieht. Die Stadt trägt die Miete und drei volle Stellen. Das Pilotprojekt sei auf zwei Jahre befristet, sagt Initiatorin Jungjohann.


Momentan wohnen acht Personen hier, nach und nach sollen es bis zu 40 Bewohner werden. In den vergangenen Wochen wurden Säle und Zimmer auf den Etagen hergerichtet, entrümpelt, teilweise gestrichen, Betten ausgetauscht, vor allem wurde geputzt. Etwa zwei Jahre wurde hier nichts mehr gewartet.
Für einen Platz im „House of Friends“ können sich nur Einzelpersonen bewerben. Für Familie ist das Projekt nicht geeignet, weil dann noch andere Sicherheitsstandards im Gebäude wegen der Kinder notwendig wären. In den Auswahlgesprächen geht vor allem darum, ob die Interessenten lernwillig und engagiert sind, zur Gruppe passen. Denn das Projekt will bald Zeit Erfolge und erste Vermittlungen in den Arbeitsmarkt präsentieren.
„Solingen ist nicht gut“

Bewohner Saliou B. kocht gern in der Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss, am liebsten afrikanische Gerichte. Mamadou J. steht nicht so gern am Herd. Beide fühlen sich am wohlsten in der Großstadt. B. schwärmt vom benachbarten Köln, weil die Leute dort so „locker“ seien. Die Düsseldorfer findet er dagegen etwas zurückhaltender. „Du warst nicht in Sachsen“, entgegnet J. und grinst.


„Sachsen“ ist sein Running Gag, wenn er von seinen ersten Erfahrungen in Deutschland erzählt. Er war dort nach seiner Ankunft 2015 untergebracht in einem Dorf. „Erzgebirge“, sagt er. „Da haben alle nur geguckt, weil ich schwarz bin.“ Düsseldorf sei dagegen eine „Multikulti-Stadt“, das gefällt ihm. Auf die Frage, was in Deutschland wichtig sei, sagt J.: „Frauen sind gleich wie Männer.“









Die politische Entwicklung in Deutschland, die Kontroversen über Asylbewerber und ihre Unterbringung verfolgen sie nicht, aber eines haben sie mitbekommen: „Solingen“, sagt Mamadou J. im Lift nach oben. Er meint den Messeranschlag eines syrischen Islamisten, der drei Menschen ermordete und mehrere teilweise schwer verletzte.

„Solingen ist nicht gut.“

Mariam A. tut sich schwer mit der deutschen Sprache. Sie versteht viel, spricht selbst aber lieber Englisch. Die Afghanin lebt seit acht Jahren in Deutschland, hat einige Jobs hinter sich und hofft auf eine langfristige Anstellung. Sie gilt in ihrer neuen Gruppe als sehr verlässlich.

Bei einigen Teilnehmern ist die Aufenthaltserlaubnis begrenzt, bei anderen unbefristet. Sie stellen sich alle darauf ein, in Deutschland zu bleiben. Saliou B. bringt es für sich und die anderen im „House of Friends“ auf den Punkt: „Ich will ein gutes Leben haben und eine gute Arbeit finden.“
https://www.welt.de/politik/deutschl...utschland.html

Lesermeinungen:

Karl Heinz H.
vor 29 Minuten
2018 kam Saliou B. von Guinea nach Deutschland, weil es große Probleme in seinem Heimatland gebe, wie er sagt. Das ist keine Grund der ihn dazu berechtigt, in Deutschland zu sein,
Kai S.
vor 2 Stunden
Lange hier, geringe Sprachkenntnisse, wenig Qualifikation, und offenbar ohnehin kein echter Asylgrund Selbst solche handverlesenen Personen aus den Asylanten-sind-toll Artikeln zeigen klar, dass diese Leute nicht hier sein sollten und uns auch nichts bringen Alles kein Vorwurf gegen die jeweiligen Flüchtlinge- die nutzen natürlich aus, das Deutschland sie aushält und einfach so akzeptiert

Heiner M.
vor 2 Stunden
Die beiden Herren sind ja schon lange hier. Welchen Aufenthaltsstatus sie haben wird uns leider nicht gesagt. Welchen Bildungsstand sie mitgebracht haben erfahren wir auch nicht. Sie sollen nach 6 (!) Jahren mal die Grundzüge der Arbeitswelt kennenlernen. Wenn sie nicht anerkannte Asylbewerber sind, brauchen sie das nicht. Dann müssen sie wieder gehen. Guinea und Gambia sind keine Kriegsländer. Häufiger Grund für junge Männer zu gehen ist die anstehende Wehrpflicht. Das kann und darf nicht unser Problem sein.
Marietta G.
vor 3 Stunden
Acht Jahre in Deutschland und spricht noch kaum Deutsch? Wie ist das zu erklären?
Jack Reacher
vor 3 Stunden
"Die Menschen hätten ein anderes Zeitgefühl, andere kulturelle Prägungen und müssten sich an die Gepflogenheiten in ihrem neuen Land gewöhnen." Der Mann ist seit 2018 in Deutschland. Wieviel Zeit benötigt er noch für die Umgewöhnung seiner Gepflogenheiten?🙄
Manni
vor 3 Stunden
Diese Menschen belasten unser Sozialsystem bis sie in Arbeit sind, falls sie eine bekommen und dann belasten sie wieder unser Sozialsystem da sie nicht viel verdienen. Dann geht's in die Rente und die wird mit Sicherheit auch nicht reichen. Die Migranten bringen unterm Strich nur Kosten für uns Bürger und das ist die Wahrheit.
Paulina G.
vor 4 Stunden
Als erstes sollte man den Menschen klar machen, dass es schon einmal 1 bis 2 Jahre dauern kann, bis man einen neuen Job findet. Man kann ihn auch wieder verlieren.
unther W.
vor 4 Stunden
Großartig: A ist seit 8(!) Jahren in Deutschland, spricht aber noch nicht so gut Deutsch. J. ist seit 9(!) Jahren hier und noch ohne Job. B. Ist seit 6(!) Jahren hier und befindet sich in einer „Zwischenstation. Und jetzt sollen diese Leute in einem Projekt „schnellstmöglich“ fit für Deutschland und den Arbeitsmarkt gemacht werden. Nach 6, 8 und 9 Jahren, in denen ich auch für deren Lebensunterhalt gearbeitet habe. Ganz herzlichen Dank an die Projektleiterinnen…
Kai S.
vor 2 Stunden
Es ist absolut lächerlich, selbst die Musterflüchtlinge für den Artikel bringen nichts als Kosten
Jens H.
vor 4 Stunden
Danke für diesen erhellenden Beitrag. Leider zeigt er anschaulich bei näherer Betrachtung, wie infam die Mär der "Fachkräfte" war. 3 Zitate dazu: "Es sei „elementar, die Menschen auf eine Arbeitswelt vorzubereiten, die ihnen fremd ist“. Die Menschen hätten ein anderes Zeitgefühl, andere kulturelle Prägungen und müssten sich an die Gepflogenheiten in ihrem neuen Land gewöhnen." Es geht um "niedrigschwellige Jobs". Und von Saliou B. aus Guinea, der hierher kam, weil es in seinem Land "große Probleme" gab (hier etwa nicht?) sagt zum Asylheim: "Das war richtig schlecht. Da gibt es viele schlechte, kranke Leute“. Und dieser gehört noch, zu der Auslese, die lernwillig und engagiert sind und somit für das Projekt ausgewählt wurde.
WiGesch
vor 4 Stunden
Sie schreiben das Integrationsprojekt will Asylbewerber schnellstmöglich fit für das Leben in Deutschland und den Arbeitsmarkt machen. Schnellstmöglich ist ein dehnbarer Begriff, denn Sie schreiben auch: 1) Die Asylbewerber sollen Sauberkeit, Putzen und Kochen lernen. Ist das etwas was es in anderen Ländern nicht gibt? 2) Die Afghanin tut sich schwer mit der deutschen Sprache, lebt aber seit acht Jahren hier. Wie lange braucht sie noch? Ich lese daraus es wird sehr, sehr lange dauern und ich fühle mich sehr, sehr verhöhnt.
dagmar M.
vor 5 Stunden
Wie immer sehr lustiger Artikel: was hält Deutschland davon ab Menschen, die keinerlei Bildung besitzen, kein Schulabschluss haben, geschweige einen akademischen Abschluss haben, in Arbeit zu bringen. Wir könnten natürlich 100 Tausende gemeinnütziger Arbeitsplätze aus dem Boden stampfen und dafür noch mal eine ausufernde Verwaltung aufbauen. Aber Gott sei Dank fehlt uns für so ein Nonsense endlich das Geld.. Auch ist die große Frage, wie lange wir noch Fachkräfte brauchen wenn derzeit die große DeIndustrialisierung inklusive Verbrenner aus im großen Gange ist : wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen und es wird einfach keine Arbeit mehr geben und folglich auch kein Geld und dann haben wir all diese bunten Menschen in unserem Land. Morgen wird es zum 7. Oktober herrliche Bilder geben wie das ist, wenn diese Menschen gewalttätig werden. Am besten fangen wir alle an schon einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen.
Taka
vor 5 Stunden
"Ein Integrationsprojekt in Düsseldorf will Asylbewerber schnellstmöglich fit für das Leben in Deutschland und den Arbeitsmarkt machen." Mit diesem Satz wird das gesamte deutsche Problem beschrieben. Asylbewerber suchen in Deutschland Schutz. So lange sie keinen offiziellen Status als anerkannte Asylanten haben, muss Deutschland das Leben ermöglichen, aber keine Integration. Denn bei Ablehnung des Antrages hat der Antragsteller sofort das Land zu verlassen. Sollte dieser Mensch einen Schutzstatus bekommen, weil in seinem Land z.B. Krieg herrscht, ist er ebenfalls nicht zu integrieren, denn nach Wegfall des Schutzgrundes muss er ebenfalls Deutschland verlassen.
Stefan C.
vor 5 Stunden
„Was hält Deutschland ab, Menschen innerhalb von drei bis vier Monaten in Arbeit zu bringen?“ Nun: Mangelnde Sprachkenntnisse? Kulturelle Inkompatibilität? Mangelnde Kenntnisse über grundlegende technische Dinge? Analphabetentum? Anspruchsdenken? Völlig überzogene Erwartungen? Vielleicht auch die Tatsache, das wir gar nicht so viele einfache Arbeitsplätze ohne jegliche Voraussetzungen haben? Fragen über Fragen...
Lougrattais
vor 5 Stunden
Die beiden Damen, Initiatoren des Projekts, haben auf Kosten des Steuerzahlers endlich einen gutdotierten Job. In Anbetracht der Sozialisierung der betreuten Menschen ist der naive Versuch, ihnen die guten alten deutschen Tugenden beizubrinen, sicher sinnlos und Geldverschwendung. Am Ende steht die Flucht ins Bürgergeld, so man denn diesen Unsinn nicht beendet.
Kleine Raute nimmersatt
vor 5 Stunden
Was alle der hier vorgestellten Menschen gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie illegal ins Land gekommen sind. Warum sollte dieser Gesetztesbruch jetzt für Deutschland auch noch zur Verpflichtung werden, deren Lebensentwurf zu realisieren? Integration ist ein Bringschuld. Die 45jährige Afghanin ist doch das beste negative Beispiel, nach 8 Jahren noch keinerlei brauchbare Sprachkenntnisse. Die Chancen für einen Berufseinstieg ohne Ausbildung sind in dem Alter selbst für Muttersprachler nur im niedrigen Lohnsektor möglich. Außerdem wird sie auch dann nur auf maximal 20 bis 22 Jahre Berufstätigkeit kommen, daher wird sie nur eine Grundrente erhalten. Sie wird also niemals Nettozahlerin werden und immer von anderen Steuerzahlern alimentiert werden. Und sie ist kein Einzelfall. Diese Sozialleistungen werden die folgenden Generationen nicht stemmen können.
Kendra
vor 5 Stunden
"Die Stadt trägt die Miete und drei volle Stellen." Nein, die Steuerzahler machen das.