Im Jahr 1571 überfielen die Truppen des türkischen Sultans auch Zypern. Nach dem Ende des Osmanischen Reichs annektierte GB die Insel als Kronkolonie. Die Türkei schleuste immer mehr Türken auf die Insel, die sich im Norden niederließen. Nach 1974 war die Insel faktisch geteilt. Die Türkei hatte den Norden militärisch besetzt und später als eigenständigen Staat deklariert. International ist dieser Staat nicht anerkannt. Ohne die Türkei ist Nordzypern nicht lebensfähig. Sogar das Trinkwasser muss vom Festland dorthin gepumpt werden. Unser Problem dabei ist, dass auch der Norden EU-Gebiet ist und damit den dort lebenden Türken die EU-Freizügigkeit gewährt wird. Indem die Türkei dort immer mehr Menschen ansiedelt, können sie nach einer gewissen Frist als EU-Bürger auch nach Deutschland gehen...

...Immer mehr Menschen verlassen Nordzypern. Das liegt auch an der Islamisierung des eigentlich säkularen Landesteils und an der aggressiven Siedlungspolitik des türkischen Präsidenten Erdogan.....Seit fast 50 Jahren ist Zypern geteilt. Die Grenze verläuft auch mitten durch die Hauptstadt Nikosia. Derya hat ihre Heimat nie anders gesehen. Aber gewöhnen will sie sich an die Grenze nicht. "Das ist einfach traurig", sagt sie.Mangel an Perspektiven für junge Nordzyprer

Derya ist Oppositionsabgeordnete in Nordzypern. Eine der größten politischen Herausforderungen, erklärt sie, sei der Weggang der jungen türkischen Zyprer. Sie verließen den Nordteil der Insel aus Mangel an Perspektiven.
Auch sie sind trotz des türkischen Einflusses im Norden EU-Bürger. Denn völkerrechtlich und damit auch aus Sicht der EU gehört die ganze Insel zum Staatenverbund. Viele der Jugendlichen gingen aus beruflichen Gründen - aber auch wegen des Drucks aus Ankara.
Als wir uns auf der Straße umhören, bestätigen das viele Passanten. "Ein Hoffnungsschimmer wäre nötig", sagt etwa Nesrin Canbaz, und Tülay Sonmez berichtet, sie habe es aufgegeben, traurig zu sein. "Im Jahr 2000 ist meine Tochter in die USA gegangen. Dann nach England." Jetzt schreibe sie ihre Doktorarbeit in Schweden.

Und dann gebe es da noch ein großes Problem mit Glücksspiel und Prostitution, sagt Derya. Tatsächlich sind vor Nord-Nikosia Nachtclubs wie Pilze aus dem Boden geschossen. "In den letzten fünf bis sechs Jahren wurden Frauen, die als Sexsklavinnen arbeiten sollen, als Studentinnen in eine der Universitäten eingeschrieben", so Derya. Doch da Nordzypern kein anerkannter Staat ist, kann beispielsweise Interpol hier nicht gegen Menschenhändler ermitteln.
Nordzypern seit 1974 von Türkei besetzt

Oppositionspolitikerin Derya wirbt dafür, dass die jungen Menschen bleiben und stemmt sich gegen die Zypernpolitik des türkischen Präsidenten Erdogan. Früher hätten türkische Regierungen Nordzypern wenigstens wie einen unabhängigen Staat behandelt. Doch "jetzt behandeln sie uns wie eine türkische Kolonie".
Einige Kilometer entfernt kann man ein Gefühl dafür bekommen. Wir sind Gast bei einer türkischen Militärparade. Hierhin will Derya auf keinen Fall kommen. Seit 1974 hält die Türkei Nordzypern besetzt. Anfangs, um türkische Zyprer vor griechisch-zyprischen Nationalisten zu schützen. Inzwischen aber aus Sicht vieler Einheimischer auch, damit alle verstünden, dass der Norden ein für alle Mal zur Türkei gehöre.

Versuch einer kulturellen Transformation"

"Man mischt sich in unsere Demokratie ein", beklagt Derya. "Es gibt einen türkischen Machthaber, der entscheidet, wer hier die führenden Positionen im Staat übernimmt." Gleichzeitig lasse Erdogan mit türkischem Geld eine überdimensionale Moschee bauen, obwohl die meisten Nordzyprer eher säkular seien und kaum jemand zum Freitagsgebet gehe.
Hinter dem Grenzübergang, der den Norden vom Süden trennt, liegt der griechische Teil der Hauptstadt, die auf der türkisch besetzten Nordseite Lefkosa und im griechischsprachigen Süden Lefkosia heißt. Von dort aus beobachtet Professor Hubert Faustmann, ein deutscher Wissenschaftler, der vor Ort arbeitet, seit vielen Jahren Ankaras zunehmenden Einfluss.
"Es wird massiver Druck ausgeübt, Religion in den Schulen zu verankern, Moscheen zu bauen", bestätigt er. Und geht noch weiter: "Der Versuch einer kulturellen Transformation, der wird ganz aggressiv vorangetrieben." Die türkischen Zyprer würden das im Moment aber noch stark ablehnen..... Nordzypern : "Wie eine türkische Kolonie" | tagesschau.de