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    Von der DDR lernen: Wie die DDR ihren Strommangel ohne Blackout managte

    So weit sind wir also jetzt gekommen! Von einem Staat zu lernen, der den Mangel verwaltete und nur überlebte, weil er Devisen aus der Bundesrepublik erhielt und viele, viele Gelder, die diesen Staat stützten.

    Es lebe der Sozialismus! Jetzt auch in der BRD:

    Aus Erfahrung klug: Wie die DDR ihren Strommangel ohne Blackout managte

    Wie den Ausstieg aus Kohle und Atomkraft ohne russisches Gas bewerkstelligen, wenn Sonne und Wind ausfallen? DDR-Energetiker haben Vorschläge.#

    Stress im Stromsystem, weil die Elektrizitätserzeugung unsicher ist? Gasmangellage? Ein vergessenes Wort startete im abgelaufenen Jahr eine neue Karriere: Energiemangel. Was Westdeutschen höchstens theoretisch begegnet war, hatte zur DDR-Normalität gehört. Von der Partei- und Regierungsspitze über sämtliche Wirtschaftsbereiche bis zu jedem einzelnen Haushalt war allen klar: Energie gab es nicht einfach so aus der Dose. Der Strom war nur sicher, wenn man Produktion, Verteilung und Verbrauch ständig im Auge behielt und für alle Notfälle einen Plan hatte – natürlich auch für den Fall, dass einer der Hauptfeinde der Kohleförderung in Aktion trat: Frost, Sturm, Nebel, Starkregen.


    Die heimische Braunkohle, mit Abstand Energielieferant Nummer eins, gefror wegen ihres hohen Wassergehalts, sobald der Frost in die Tagebaue fuhr. Längere Kälteperioden erforderten regelrechte Kohleschlachten mit Armeeeinsatz an Baggern, Transportbändern, Eisenbahnwaggons, in Brikettfabriken und Kraftwerken.


    Auch die Sowjetunion lieferte nicht so zuverlässig Erdöl, wie es im Rückblick manchen erscheinen mag: Nur hartnäckiges Bitten auf höchster Ebene ließ das Öl aus dem Osten fließen. Ab 1977 stagnierten die Lieferungen, während der Bedarf vor allem für die Chemieindustrie stieg. 1976 setzte die Sowjetunion Preise durch, die sich am Weltmarkt orientierten. Die Zeiten billigen Öls waren vorbei. Die DDR reagierte mit einer Steigerung der heimischen Braunkohleförderung und entdeckte als „Hauptquelle für die Deckung des Energiebedarfs“ das Energiesparen.


    Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es zu keiner Zeit gelungen, den „defizitären Charakter der Energieträgerbereitstellung in Ostdeutschland zu beseitigen“, bekannte kürzlich Boris Kudevita, einst Leiter der Staatlichen Energieinspektion der DDR, bei einem Treffen ehemaliger DDR-Energiewirtschaftler im Erzählsalon der Verlegerin Kathrin Rohnstock in Pankow, unter ihnen auch Wolfgang Mitzinger, bis 1989 Minister für Kohle und Energie.


    Nur das Kernkraftwerk lieferte

    Mitzinger übernahm die Misere nach dem Schneekatastrophenwinter 1978/79, der Ost wie West in den Ausnahmezustand versetzte und auch dem Letzten die Verletzlichkeit der DDR vor Augen führte. Die NVA rückte aus, sowjetische Panzer rollten, um im Schnee feststeckende Fahrzeuge und Züge zu befreien oder Ärzte zu transportieren. Der Zusammenbruch des Stromnetzes konnte nur knapp durch radikale großflächige Abschaltungen vermieden werden. Krankenhäuser, Hochöfen, Viehställe – alles ohne Strom bei teilweise unter minus 20 Grad. Selbst die DDR-Staatsgrenze blieb über weite Strecken ohne Elektrizität. Das einzige große Kraftwerk, welches in jenen Tagen Strom mit voller Leistung lieferte, war das Kernkraftwerk Lubmin.


    Die nächste Bewährungsprobe kam 1987, als über Wochen hinweg die Temperaturen unter minus 20 Grad verharrten. Auch diesmal kam es zu Abschaltungen, aber man war besser vorbereitet, von Ausnahmesituationen abgesehen: Auch im Normalbetrieb machten Kapazitätsengpässe bei der Stromerzeugung eine volle Deckung des Bedarfes während der Spitzenbelastungszeiten an Werktagen unmöglich, besonders im Winterhalbjahr.

    An dieser Stelle wird interessant, was die versammelten DDR-Energie-Mangelexperten zur heutigen Lage zu sagen haben, denn nun steht ganz Deutschland unter Energieversorgungsstress. Akut ist die enorme Lücke zu füllen, die das abrupte Ende der russischen Lieferungen von Pipelinegas mit sich bringt. Mittelfristig sind Atom- und Kohleausstieg zu bewältigen. Alles auf einmal, und der Dezember 2022 – ohne Sonne und Wind – erinnerte daran, dass Solardächer und Windkraftanlagen bei Dunkelflaute nichts bringen, auch wenn man deren Zahl verdreifacht.


    Haushalte wurden geschont

    Die zu 100 Prozent staatlich geplante und gelenkte DDR-Energiewirtschaft handelte nach einer griffigen Formel, die es in sich hat: „Bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung und planmäßige Versorgung der Wirtschaft und der übrigen Bereiche.“ Man beachte den Unterschied zwischen „bedarfsgerecht“ und „planmäßig“. Die Industrie konnte demnach nicht mit bedarfsgerechter Versorgung rechnen. Haushalte durften von weitgehender Schonung ausgehen.

    Jedenfalls gab es trotz permanenten Mangels niemals einen Blackout, also einen großflächigen lange andauernden Stromausfall. Im Rückblick kann man das angesichts heutiger Warnungen durchaus als Erfolg bewerten. Wie konnte das gelingen?


    Ein totaler Netzkollaps kann im Ernstfall durch kurzfristige großflächige Stromabschaltungen vermieden werden. Das war weder in der DDR noch ist es heute eine akzeptable Lösung. Die DDR wählte ein Verfahren, vor der marktwirtschaftliche Systeme zurückschrecken müssen, nämlich einschneidende Eingriffe in das Recht der Verbraucher auf freien Strombezug. Also Zuteilung mit dem Ziel, Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht zu halten.


    Die Energieverordnung (EnVO) bestimmte die Regeln. Demnach hatten alle Abnehmer (außer Privathaushalte, Organisationen und religiöse Gemeinschaften) mit einem maximalen Spitzenleistungsbedarf über 25 Kilowatt oder einer Bezugsmenge über 50.000 Kilowattstunden im Jahr ihren voraussichtlichen Energiebedarf für das kommende Jahr beim jeweils zuständigen Energiekombinat anzumelden. Schulen, Krankenhäuser, Handwerker, Kaufhäuser machten entsprechend ihren Energieplan so wie die großen Industriebetriebe. Die eingesammelten Meldungen wurden dem Ministerium für Kohle und Energie übermittelt.


    Normalerweise überstiegen die Wünsche die Kapazitäten. Also kürzte das Ministerium die beantragten Mengen und informierte die Antragsteller über ihr tatsächliches Kontingent. Die hatten dann ihre Pläne den energetischen Vorgaben anzupassen. Über die Einhaltung wachte die Staatliche Energieinspektion mit Kontrollen an Ort und Stelle. Wer sich nicht an die Zuteilungen hielt, musste mit ernst zu nehmenden Sanktionen rechnen: Zwangsgeld, Ordnungsstrafen. Höchststrafe: Sperrung des Kontingents.


    Stromverbrauchende neue Anlagen mussten vom Energiekombinat genehmigt werden, um die Verbrauchszuwächse unter Kontrolle zu halten. Und wer sich schon immer fragte, warum es im DDR-Einzelhandel keine elektrischen Heizgeräte zu kaufen gab, findet hier die Antwort: Die Stromfresser können bei massenhaftem Einsatz zu netzgefährdenden Stromverbrauchsspitzen führen. Wer einen elektrischen Nachtspeicherofen betreiben durfte, musste die Funktion überwachen.


    Alarm bei Stufe 38: Netz in Gefahr

    Energieexperte Wilhelm Riesner, ehemals Vorsitzender der Wissenschaftlichen Sektion Energieanwendung in der Kammer der Technik der DDR, versucht seit Jahren in Büchern und Artikeln, die in Mangelsituationen möglicherweise hilfreichen Erfahrungen zu vermitteln. Zum Beispiel das System der Versorgungsstufen für den Notfall, zu erwarten bei extremer Kälte oder Kraftwerksausfällen. Stufe 38, die höchste, bedeutete: „Netz in Gefahr“. Die Meldung erreichte per Radio, jeweils nach den Nachrichten um 6, 13 und 20 Uhr, die Bevölkerung. Die Zuständigen in den Betrieben waren verpflichtet, die Meldungen zu hören und den Energieverbrauch sofort der ausgerufenen Versorgungsstufe anzupassen.


    Schon vor Jahren forderte Riesner: „Ähnliches könnte man wieder machen.“ Er konnte 2017 noch nicht das Ende der russischen Gaslieferungen ahnen, hatte aber den in Australien von einem Sturm verursachten Blackout vom 28. Juni 2016 vor Augen. Das Extremereignis war von Meteorologen (wenn auch nicht im tatsächlichen Ausmaß) prognostiziert worden, doch blieben Vorkehrungen im Stromnetz aus. Als dann Leitungen ausfielen und Windkraftanlagen wegen Überlastung reihenweise abschalteten, eine Netzsynchronisierung nicht mehr möglich war, was weitere automatische Abschaltungen auslöste, brach innerhalb kürzester Zeit kaskadenartig das Netz zusammen.

    Recht zum Eingriff in Haushalte

    Die naturgemäß instabile Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne verlangt nach Riesners Einschätzung die Möglichkeit zu zentraler Steuerung – auch den Eingriff in den privaten Verbrauch. Gelänge es im Notfall nicht, in Reserve gehaltene Kraftwerke, vor allem gasbetriebene, in kürzester Zeit hochzufahren, müsse dem Netzbetreiber erlaubt sein, so schrieb Riesner in der FAZ, „automatisch im Haushalt Verbrauchsgeräte (etwa Waschmaschinen) abzuschalten, im Büro die Beleuchtung zu dimmen oder in Unternehmen Motoren vom Netz zu nehmen“. Möglich wäre das bei großflächigem Vorhandensein intelligenter Stromzähler. Riesner hofft auf freiwillige Mitwirkung einsichtiger Stromkunden, die auch mit günstigeren Tarifen belohnt werden könnten.

    Das Mitdenken und Mithandeln von Millionen ist also gefragt. Als erster Netzbetreiber in Deutschland organisiert die baden-württembergische TransnetBW eine solche Mitwirkung tatsächlich – ganz einfach über seine App StromGedacht. Diese informiert über im Tagesverlauf auch in ganz normaler Lage auftretende Stromspitzen. Jederzeit ist einsehbar, wann wie viel Strom verbraucht wird. Wer die Wasch- und Spülmaschine, Backofen, Föhn und das Bügeleisen nicht unbedingt in der üblichen Tagesspitze zwischen 17 und 20 Uhr einschaltet, hat schon etwas geleistet. Baden-Württemberg hat Grund, sich zu kümmern, denn der Ausbau der Leitungen aus den Windstromländern im Norden stockt.


    Am 7. Dezember sendete die App zum ersten Mal eine Warnung. Kunden sollten bitte ab 14 Uhr für eine Stunde Strom sparen. Zuvor hatte der Netzbetreiber in einer Mangellage 700 Megawatt aus der Schweiz gekauft, um das Netz auszugleichen. Keine Panik, man hätte auch fossile Kraftwerke hochfahren können. Aber das wollte man mit dem Sparaufruf vermeiden. Die Vorstufe zum Sparalarm Rot wäre bei absehbarem Mangel die Stufe Gelb und ein Aufruf zum „vorgezogenen Stromverbrauch“. Also: Bitte mal alle jetzt noch den Kaffee kochen und alles aufladen, zum Beispiel Laptops und Handys.


    Warnstufen als smarte App-Lösung, das ist ganz im Sinne der DDR-Experten. Für die derzeitige deutsche Energiepolitik findet der Kreis der meist promovierten Herren allerdings keine freundlichen Worte: Sie beklagen den Mangel an Sachkenntnis unter politischen Entscheidungsträgern, was nach ihrer Einschätzung zu Fehlentscheidungen wie dem Ausstieg aus der Atomkraft führt.


    Politik mit Wunschvorstellungen

    Ex-Minister Wolfgang Mitzinger bringt es auf den Punkt: „Marktwirtschaft denkt nicht langfristig – Energie verlangt aber langfristiges Denken. Die Energiewirtschaft müsse vergesellschaftet werden, brauche Planung und zentrale Lenkung. Zudem werde Politik derzeit auf der Grundlage von Wunschvorstellungen statt naturwissenschaftlicher Fakten gemacht: „Schlimm, dass die große Masse der Menschen an schöne Worte glaubt. Sie werden wohl erst aufwachen, wenn Wohnungen einfrieren.“


    Mitzinger erinnert sich an die „harten Kämpfe“ in der DDR zwischen wissenschaftlichen Laien im Politbüro und den Fachministern samt deren Experten. Er fragt sich: „Wie mag es heute den Fachleuten in Habecks Ministerium gehen?“ Ob da wohl der Primat der Politik über die Naturgesetze bestimmt?


    Und er zitiert (ausgerechnet) ein russisches Sprichwort: „Hoffnung ist ein Seil, auf dem viele Narren tanzen.“ Darin stecken Millionen Erfahrungen.

    https://www.berliner-zeitung.de/wirt...agte-li.300823
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Von der DDR lernen: Wie die DDR ihren Strommangel ohne Blackout managte

    Wohnungsmangel, Versorgungsunsicherheit, Propaganda aus allen Rohren und Freiheit nur für jene, die den linken Schwachsinn nachplappern. Wir sind die DDR 2! Der einzige Unterschied ist der, dass die DDR die Umwelt belastete wie kaum ein anderer Staat in Europa. Als es kaum noch Diesel gab, reaktivierte man tatsächlich die alten Dampfloks. Inlandsflüge gab es seit 1980 nicht mehr. Der Spiegel schrieb damals....


    Weil die Ölpreise ihre Betriebskosten zu hoch trieben, stellte die ostdeutsche Gesellschaft Interflug kurzerhand ihre Inlandsflüge ein.....Im Sommer 1975, als die Sowjets noch reichlich und preiswert Erdöl lieferten, war auf dem Flugfeld südöstlich von Berlin noch etwas mehr Betrieb.

    Pro Woche startete 17mal ein Flieger nach Erfurt. In der Urlaubszeit gingen wöchentlich bis zu 16 Flüge nach Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom, bis zu elf nach Barth bei Stralsund...... https://www.spiegel.de/wirtschaft/id...0-000014329950

    ......das einzige was uns die DDR lehrt ist, dass die heimischen Energieträger in Zeiten von Krisen überlebenswichtig sind. Unsere Steinkohle würde für 200 Jahre reichen. Aber anders als in der DDR haben unsere Politiker keinerlei Ambitionen das Leben der Bürger zu verbessern.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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