Untergang der Fischerei? Aalfang-Regeln bedrohen Küstenfischer


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Entlang der Küste und in den inneren Küstengewässern mit seinen Bodden, Wieken sowie im Kleinen Haff dürfe insgesamt ein halbes Jahr lang kein Aal gezielt gefangen oder als Beifang angelandet werden, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag: "Dies ist eine weitere Verschärfung - zunächst vor allem für die bereits massiv unter Druck stehenden Fischereibetriebe, insbesondere der kleinen Küstenfischerei."
Schonzeit verdoppelt, drei zusätzliche Monate sollen folgen

Die Schonzeit für den Europäischen Aal wird im nächsten Jahr von drei auf sechs Monate ausgeweitet. Ein Zeitraum wurde bereits festgelegt: Er betrifft die Spanne von Oktober bis Dezember. Darüber hinaus muss Deutschland im nächsten Jahr weitere drei Monate festlegen, in denen der Aal nicht gefischt werden darf. Dabei muss auch die Wanderbewegung des Fisches berücksichtigt werden.
Oliver Greve von der Fischereigenossenschaft Wismarbucht befürchtet eine Katastrophe für die Berufsfischerei, sollte sich dieses Aalfangverbot auch auf die Sommermonate ausdehnen. "Weil unsere Fischer in diesen Monaten nur noch über Aal eine Einkommensmöglichkeit haben. Die Quoten für Dorsch und Hering sind zurückgegangen und im Sommer wird von uns im Wesentlichen der Aal gefischt." Die sogenannten Blankaale würden allerdings von den heimischen Fischern gar nicht mehr gefangen, betont Greve, weil deren Fangmethoden - Köder und Langleinen - dies gar nicht zulassen.
Freizeitfischerei auf Aal komplett untersagt

Verboten ist 2023 außerdem ganzjährig jegliche Freizeitfischerei auf den Aal in den entsprechenden Meeres- und Küstengewässern. Axel Pipping, Geschäftsführer beim Landesanglerverband, kann das ganzjährige Verbot der Freizeitfischerei in der Ostsee nicht nachvollziehen. Vor allem deshalb nicht, weil sich der Europäische Aalbestand zuletzt positiv entwickelt hat, so Pipping. Jährlich würden tausende junge Aale in die Gewässer unseres Landes gesetzt, vor allem vom Landesanglerverband. Diese Besatzmaßnahmen würden wissenschaftlich begleitet. "Dass das von den Mitgliedsstaaten der EU und von den Fischereiministern ignoriert wird, das können wir nicht verstehen. Es kommt uns so vor, dass da mehr vom Schreibtisch entschieden wird und die Sache nicht wissensbasiert betrachtet wird", so Pipping. Auch Backhaus befürchtet in diesem Zusammenhang, dass weniger Angler an die Küste kommen und so die Tourismussparte noch mehr mit Einbußen zu kämpfen hat.
EU-Fischereiminister: Bestand erhalten ist das Ziel

Oberstes Ziel sei es, so heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Fischereiminister, den einzigartigen Bestand in den europäischen Gewässern wieder herzustellen. Der Europäische Aal gilt als stark gefährdet. Der Bestand hat in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich abgenommen. Verunreinigte Gewässer, Wasserkraftwerke und Kormorane sind einige der vielen Todesursachen.
Fischereigenossenschaft: "Das beschleunigt nur den Untergang der Fischerei"

Michael Schütt von der Fischereigenossenschaft Freest befürchtet, dass durch die Aalfangbeschränkungen noch mehr Fischer aufgeben werden. "Das beschleunigt nur den Untergang der Fischerei", so Schütt. Er hätte sich gewünscht, dass die EU-Fischereiminister auch auf andere Gefahren stärker geschaut hätten. Noch immer würden auch viele Europäische Aale in den Turbinen von Wasserkraftwerken sterben, auch Wehre versperren ihnen den Weg in die Laichgewässer, so Schütt.

https://www.ndr.de/nachrichten/meckl...quoten166.html

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Freester Fischkutter auf letzter Fahrt

Stand: 01.12.2021 15:11 Uhr
Der letzte 17 Meter lange Kutter, der viele Jahre die Kulisse des Fischereihafens in Freest (Landkreis Vorpommern-Greifswald) geprägt hat, ist zum letzten Mal auf Tour gegangen. Auch wenn der Eigner von der Abwrackprämiere Gebrauch macht, für den Kutter "Bergen" heißt das nicht das Ende.
Aus dem alten Fischkutter soll ein technisches Denkmal werden. Denn das markante Fang-Schiff mit einer Länge von 17 Metern ist das letzte seiner Baureihe, das noch in Betrieb war. Der Kutter lief 1950 bei der Boddenwerft Damgarten vom Stapel und war in der Schleppnetz-Fischerei im Einsatz, hauptsächlich auf Dorsch und Hering in der Ostsee.
Fangquoten zwangen Besitzer zum Aufgeben

Die drastisch gekürzten Fangquoten zwangen Eigner Lars Engelke aus Ueckermünde jetzt zum Aufgeben. Dabei hatte er erst vor sechs Jahren den Kutter von seinem Vater übernommen. Die letzte Tour ging von Freest nach Ueckermünde. Im Ueckermünder Stadthafen soll der 70 Jahre alte Kutter im Frühjahr an Land geholt werden und künftig als Denkmal an die traditionsreiche Ueckermünder Fischerei erinnern.
Nach der starken Reduzierung der Fangquoten hatte auch der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg Vorpommern im Oktober seine Auflösung bekannt gegeben. "Es gibt seit längerem ein Sterben der einzelnen Fischereigenossenschaften", sagte die Geschäftsführerin Ilona Schreiber. Die ständigen Kürzungen der Quoten hätten dazu geführt, dass immer mehr Betriebe aufgegeben hätten - und dem Landesverband die Mitglieder abhanden gekommen seien. "So ist die wirtschaftliche Existenz des Landesverbands nicht mehr gegeben", so Schreiber.
"Der Beruf des Fischers ist am Aussterben"

Die Fangquoten in der westlichen Ostsee waren zuletzt erneut stark reduziert worden. Die Fischereiminister der EU-Staaten hatten beschlossen, dass die Fischer 50 Prozent weniger Hering und fast 90 Prozent weniger Dorsch im kommenden Jahr fangen dürfen. Die Quoten werden schon seit Jahren gekürzt, sodass viele Fischer aufgegeben haben oder noch in diesem Jahr aufgeben wollen - darunter auch die Genossenschaften auf Hiddensee, in Lauterbach und Stahlbrode. 2022 wollen auch die Genossenschaften in Thiessow und Gager einen Schlussstrich ziehen. "Der Beruf des Fischers ist am Aussterben", sagte der Freester Fischer Mathias Labahn. "Es werden zwei, drei übrig bleiben vielleicht in jedem Hafen. Aber sonst die ganze Struktur wird zusammenbrechen."
SPD und Linke wollen Zukunftsforum für Fischerei einrichten

Ministerpräsitentin Manuela Schwesig (SPD) und ihre Stellvertreterin Simone Oldenburg (Die Linke) hatten bereits während der Koalitionsverhandlungen angekündigt, dass Mecklenburg-Vorpommern den Bund auffordern wolle, den "runden Tisch Fischerei" wiederzubeleben. Außerdem soll ein Zukunftsforum Fischerei eingerichtet werden. Oldenburg verwies darauf, dass in den kommenden fünf Jahren 47 Millionen Euro an EU-Mitteln für Besatzmaßnahmen eingesetzt werden sollen, damit sich die Fischbestände stabilisieren.

https://www.ndr.de/nachrichten/meckl...cherei228.html




20 Betriebe wollen Fischkutter abwracken

Stand: 24.08.2021 08:10 Uhr
Die Fischbestände der Ostsee sind so geschrumpft, dass die Fangquoten der EU immer strenger werden. Mit einer Abwrackprämie für Fischkutter will das Land die Flotte verkleinern.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch knapp 200 Fischer im Vollerwerb. 20 Fischereibetriebe haben sich jetzt entschlossen, einige ihrer Fischkutter aufzugeben. Dafür haben sie eine Abwrackprämie beim Land beantragt.
Dezimierte Fischbestände sollen geschont werden

Die Prämie soll ein Anreiz sein, die Fangflotte zu verkleinern. Denn um die Fischbestände in der Ostsee steht es so schlecht, dass die EU die Quoten für Dorsch und Hering zu deren Schutz von Jahr zur Jahr weiter reduziert werden. Wie der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Freest, Michael Schütt sagte, werden einige Fischer ihren Zweitkutter aufgeben. Bei ihm im Hafen seien es drei Betriebe, die die Abwrackprämie beantragt hätten.
Kutter müssen ab Dezember stillgelegt werden

Werden die Anträge genehmigt, müssen die Kutter nach Auskunft des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt ab Dezember stillgelegt werden. Davor können die Betriebe noch ihre Quoten abfischen. Ende September 2022 - also in etwas mehr als einem Jahr - müssen die Kutter dann endgültig abgewrackt sein. Die Höhe der Ausgleichszahlungen ist unterschiedlich, sie hängt von der Größe des Kutters ab. Die Prämien liegen zwischen 50.000 und 850.000 Euro.

https://www.ndr.de/nachrichten/meckl...scher1184.html