Morddrohungen und Hakenkreuze
Grüner Stadtrat inszenierte rechtsextreme Hetzjagd, die es nie gab


Grüne Erkelenz Manoj Subramaniam täuschte die
Niemand zögerte, sich mit Manoj Subramaniam zu solidarisieren. Der Lokalpolitiker der Grünen hatte öffentlich gemacht, wie er von Neonazis verfolgt wurde. Doch nun stellt sich heraus: Die Anschuldigungen waren offenbar frei erfunden. Subramaniam soll die Vorfälle selbst inszeniert haben.

Alles deutete auf Attacken durch Neonazis hin: Der grüne Stadtrat Manoj Subramaniam (33) erhielt Morddrohungen, Rasierklingen steckten in seiner Post. Der Polizei meldete er aufgeschlitzte Reifen, an seinem Auto fanden sich Hakenkreuzschmierereien nebst dem Wort „Jude“. In einem Brief war vom Todestag am 1. September die Rede. Unterzeichnet von NSU 2.0. Den Nachfolgern der rechtsterroristischen Mörderbande Nationalsozialistischer Untergrund.

Der Staatsschutz der Polizei in Aachen nahm im Juli Ermittlungen auf. Alle Parteien im Erkelenzer Stadtrat stellten sich demonstrativ vor den Lokalpolitiker. Der Grünen-Fraktionssprecher Hans-Josef Dederichs bedankte sich in einer Pressemitteilung ganz herzlich für den Zuspruch: „Was da passiert ist, ist bedrückend und beschämend. Umso wichtiger, dass wir als demokratische Parteien zusammenstehen.“

Es gab wohl nie eine rechtsextreme Hetzjagd


Der Verfolgte Subramaniam betonte, dass er weitermachen und sein Engagement noch verstärken wolle. „Diese Menschen bekommen mich nicht mundtot“, bekundete er unlängst gegenüber der Aachener Zeitung. „Unser Respekt gilt Manoj, der sich nicht unterkriegen lässt…“, lobten die Parteifreunde den unerschütterlichen Mut des Politikers, der seine Wurzeln in Sri Lanka besitzt. Die Polizei stellte den Grünen fortan unter Personenschutz.

Inzwischen aber entpuppt sich die rechtsextreme Hetzjagd offenbar als Mär. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach sagte FOCUS Online, dass der Politiker das ganze Szenario selbst inszeniert habe. „Im Rahmen der Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht, dass es nicht zu den angezeigten Straftaten kam, diese vorgetäuscht waren und eine Bedrohungslage nicht vorlag.“

Stadtrat bricht in Vernehmungen zusammen

Bei einer Durchsuchung in der Wohnung Subramaniams wurden entsprechende Beweismittel entdeckt. So etwa die Farbe, mit der die hetzerischen Schmierereien aufgemalt worden sein sollen. Zudem soll der Beschuldigte in seiner Vernehmung regelrecht zusammengebrochen sein und die Taten weitgehend eingeräumt haben. Zu seinem Motiv wollten sich Ermittler nicht äußern.

Bei der Grünen-Parteispitze in NRW herrscht das blanke Entsetzen. ‎ Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer teilten auf Anfrage mit: „Hass und Gewaltandrohungen sind ein großes Problem in unserem Land. Um so mehr sind wir davon schockiert, dass Manoj Subramaniam Straftaten gegen sich vorgetäuscht hat.“ Man erwarte, dass der Ratsherr seine Ämter und Mandate niederlege. Zudem würden weitere Schritte geprüft, „sobald alle Details bekannt sind“.


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