Wohlgemerkt, nach geschönten Zahlen, die tatsächliche Inflation liegt dann eher im galoppierenden Bereich.

Auch 2023 mehr Teuerung Bundesbank:
Inflation könnte auf zehn Prozent steigen


Blickt der Präsident der Bundesbank in die Zukunft, sieht er: Inflation. Und die könnte kurzfristig sogar zweistellig sein, wenn Tankrabatt und 9-Euro-Ticket auslaufen, sagt Joachim Nagel.



Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält mit dem Ende des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets einen Anstieg der Inflationsrate auf zehn Prozent für möglich. "Der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket laufen aus, das dürfte die Inflationsrate um gut einen Prozentpunkt erhöhen", sagte Nagel der "Rheinischen Post". "Die Gasumlage kommt, im Gegenzug soll die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt werden, was wiederum die Preise dämpft.“


In der "Summe" sei in den Herbstmonaten eine Inflationsrate von zehn Prozent möglich, sagte Nagel. Der Präsident der Deutschen Bundesbank machte die historische Dimension deutlich: "Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen. Im vierten Quartal 1951 waren es nach den damaligen Berechnungen elf Prozent."


Im vergangenen Juli hat die Inflation in Deutschland bei 7,5 Prozent gelegen, nach 7,6 Prozent im Juni und 7,9 Prozent im Mai. "Für das gesamte Jahr 2022 sehen wir die Inflationsrate in der europäisch harmonisierten Berechnung in Deutschland bei über acht Prozent", sagte Nagel.
"Thema wird nicht verschwinden"

Auch im kommenden Jahr könnte die Inflation höher ausfallen als bislang erwartet, sagte Nagel. "Das Thema Inflation wird 2023 nicht verschwinden. Lieferengpässe und geopolitische Spannungen dürften fortwirken.“


Die Bundesbank habe in ihrer Juni-Projektion für 2023 eine Teuerung von 4,5 Prozent vorhergesagt. "Inzwischen hat Russland seine Gaslieferungen drastisch reduziert, und die Preise für Erdgas und Elektrizität sind stärker gestiegen als erwartet", sagte der Bundesbank-Präsident. "Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Inflation höher ausfällt als bislang prognostiziert und wir im nächsten Jahr im Schnitt eine Sechs vor dem Komma haben."


Nagel unterstrich trotz der zunehmenden Rezessionsgefahren in Deutschland die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). "Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen", sagte er. Das werde auch allgemein erwartet. "Ich will aber keine Zahl ins Schaufenster stellen," fügte er hinzu. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die EZB bei der Geldpolitik von Sitzung zu Sitzung entscheiden müsse.
Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 8. September. Die EZB hat die Zinswende im vorigen Monat mit einer überraschend kräftigen Anhebung um einen halben Punkt auf 0,50 Prozent eingeleitet. Es war die erste Erhöhung des geldpolitischen Schlüsselsatzes seit elf Jahren.

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