Ernte 2022

Das Großunternehmen Ernte ist fast abgeschlossen – noch einmal mit gutem Ertrag

Von Holger Douglas


Sa, 6. August 2022







Seit ein paar Tagen ruhen die meisten Mähdrescher. Das große Unternehmen „Ernte“ ist weitgehend abgeschlossen. Später im Jahr kommen noch die Mais- und Rübenernten dran.


Weitgehend unbemerkt lief einer der größten Produktionsprozesse in Deutschland über die Bühne. Zehntausende Landwirte brachten und bringen noch in Deutschland die Ernte ein. In Tag- und Nachtschichten fahren Hightech-Mähdrescher über die Äcker, mähen das Getreide, dreschen im selben Arbeitsgang die Körner aus den Ähren und legen das Stroh auf dem Boden ab.


Teilweise während des Fahrens über den Acker entladen die gigantischen Ungetüme die Körner aus ihren Tanks in Anhänger, Traktoren fahren sie in Getreidelager, während andere mit Ballenpressen das Stroh aufnehmen und in Ballen zusammenpressen, fest verbinden und auswerfen. Schließlich müssen die Strohballen auf dem Feld eingesammelt und auf große Anhänger verladen und in die Scheunen gefahren werden.

Ein immenser Aufwand, vor allem, da die vielen Arbeiten wie Dreschen, Pressen, Schwaden nahezu gleichzeitig ablaufen. Es sind viele Lohn- und Fuhrunternehmer mit ihren teilweise sündhaft teuren Maschinen beteiligt. Es ist ein beeindruckendes Unternehmen, das zeitlich präzise abgesprochen abläuft. Ohne Flexibilität würde es scheitern, der alles bestimmende Faktor ist das Wetter. Vor dem nächsten Regen muss die Ernte eingebracht werden, das setzt hohe Schlagkraft voraus, dass viele Geräte und Maschinen gleichzeitig zur Verfügung stehen.


Bei einem geplatzten Reifen eines Mähdreschers muss sofort der Landmaschinenmechaniker mit einem Reservereifen zur Stelle sein. Die 500 kg schweren Räder sind empfindlicher, als es ihre Größe vermuten lässt.


Ohne Mobiltelefone und die schnelle Kommunikation wäre ein solcher Ernteprozess nicht möglich. Dies vermag nur ein marktwirtschaftliches System; der Sozialismus mit seinen geplanten Ernteeinsätzen, bei denen sich das Wetter dem Politkommissar unterzuordnen hatte, scheiterte regelmäßig. Es reicht nicht, dass die Plankommission neue Geräte, die benötigt werden, in den nächsten Fünfjahresplan aufnehmen. Die müssen im Winter für die Ernte des kommenden Sommers bestellt werden. Doch erst diese Arbeiten sorgen dafür, dass wir bis in den kommenden Sommer Lebensmittel in einer herausragenden Qualität und günstigen Preisen haben.

Die ersten Abschätzungen über die Weizenernte in diesem Jahr sind verhalten. Die Mengen liegen über denen des Vorjahrs – das allerdings ziemlich verregnet war –, bleiben aber dennoch nach Schätzungen des Deutschen Bauernverbandes 10 bis 12 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.


In diesem Jahr machte den Landwirten die außerordentlich große Trockenheit zu schaffen. Regional sind die Unterschiede beachtlich. In den Gebieten, in denen es regnete und die über genügend feuchte Standorte verfügen, wurden im Gegensatz zu den Trockengebieten sehr gute Erntemengen eingefahren.
Doch erstaunlich, dass die Landwirte trotz der zu hohen Trockenheit noch eine gute durchschnittliche Ernte eingebracht haben. Denn vor allem in der so wichtigen Zeit im Juni, in der das Korn gefüllt werden muss, fehlte Wasser. Sonne war genügend da, sodass die Fotosynthese funktionieren konnte. Im vergangenen Jahr war es übrigens gerade umgekehrt: Es war zu lange zu feucht und zu wenig Sonne da. Noch Mitte August bangten die Landwirte, ob sie ihre Felder befahren und ernten konnten, so feucht waren sie.


Bei Roggen und Triticale, deren Ernten noch nicht abgeschlossen sind, dürften nach Schätzungen des Bauernverbandes die Mengen vergangener Jahre erreicht werden. Allerdings ist noch offen, in welcher Qualität das Erntegut dann vorliegen wird.


Die Futterknappheit dürfte zunehmen. War der erste Grünlandschnitt nach einem Frühjahr noch zufriedenstellend, so fiel der zweite Grünlandschnitt in weiten Teilen aus.

Nur der hohen Kunst und der Fähigkeiten der Landwirte ist es zu verdanken, dass die diesjährige Ernte nicht schlimmer ausgefallen ist, sondern von Landwirten noch als einigermaßen durchschnittlich beurteilt wird – trotz politischer Versuche, die Landwirtschaft immer weiter zu erschweren oder zu verunmöglichen.


Denn in Sachen »Weizenqualität« liegt der entscheidende Gehalt an Rohprotein im Weizen deutlich unter den Werten vergangener Jahre. Dies bedeutet: Die Qualität des Weizens sinkt, insbesondere taugt er immer weniger als hochwertiger Weizen zum Brotbacken. In diesem Jahr dürfte einerseits viel die Trockenheit zu einem geringeren Rohproteingehalt beigetragen haben.


Zum anderen macht sich langsam jene unheilvolle Düngeverordnung bemerkbar. Sie sorgt dafür, dass in den kommenden Jahren deutlich weniger hochwertiger Weizen mit einem hohen Eiweißgehalt geerntet werden kann. Die verheerende Landwirtschaftspolitik führt dazu, dass die Bauern in den sogenannten roten Gebieten nicht mehr ausreichend düngen dürfen. Das führt dazu, dass die Pflanzen nicht mehr genügend Stickstoff im Boden vorfinden, unterernährt werden und damit nicht mehr richtig wachsen können. Die Erträge sinken. Es werden also weniger Lebensmittel produziert werden können. Ein Effekt, der sich in den kommenden Jahren immer stärker bemerkbar machen wird, weil noch aufgrund der bisherigen qualitativ guten Arbeit der Landwirte die Böden eine Humusschicht aufbauen konnten.



Die große Kulturleistung der Vorfahren, Land urbar gemacht zu haben und hochwertige Ackerflächen aufgebaut zu haben, zerstört grüne Landwirtschaftspolitik. Vor allem eine EU unter dem linksradikalen Kommissar Timmermans will zudem, dass die Anbauflächen immer weniger werden und damit Lebensmittel verknappt werden. Das in einem Europa, das zu den weltweiten Gunststandorten zählt, in denen gute Anbaubedingungen vorherrschen.

Und vor allem noch ein erstaunlicher Faktor war entscheidend für die einigermaßen zufriedenstellende Ernte in diesem Jahr: der gestiegene Gehalt an CO2 in der Atmosphäre.

In den vergangenen Jahrzehnten stieg er von 280 ppm (parts per million) auf derzeit 420 ppm an, unter 1 Million Teile Luft sind also 420 Teile CO2. Damit bekommen die Pflanzen mehr Kohlenstoff und können ihn mithilfe der Fotosynthese in Stärke umwandeln.


Ein weiterer positiver Effekt des leicht gestiegenen CO2 Gehaltes: Die Pflanzen müssen ihre Spaltöffnungen nicht so lange offen halten, durch die die CO2-Moleküle in das Blattinnere kommen, sondern können sie schneller schließen. Damit verlieren sie auch weniger Wasser. Der höhere CO2-Gehalt hilft ihnen also, Trockenheit besser zu vertragen. Forscher schätzen, dass je nach Pflanzenart – bis zu 60 Prozent der Ertragssteigerungen der letzten Jahrzehnte auf den erhöhten CO2-Gehalt zurückzuführen sind. Das darf man allerdings keinem Grünen erzählen.


Ältere Bauern bestätigen übrigens, dass die Landschaft in den letzten vergangenen 40, 50 Jahren deutlich grüner geworden ist. Ein Umstand, den auch Satellitenbilder der NASA bestätigen. Beispielsweise verwandeln sich derzeit große Teile der wüstenähnlichen baumlosen Savannen Namibias als Folge der steigenden CO2-Gehalte und der potenziell verbesserten Wasseraufnahmefähigkeit der Luft in Buschland. Die vielen Büsche wiederum haben einst Hamburger Grüne dazu bewogen, darüber nachzudenken, ob man nicht diesen klimabedingten Aufwuchs nach Hamburg importieren und dort statt der Kohle zur Energiegewinnung verfeuern könnte. Aber wie das so ist mit dem Denken und dem Glück …

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