Özden Terli: Klima-Heulboje des ZDF

Georg Etscheit

Der ZDF-Meteorologe Özden Terli garniert seine Wetterberichte gerne mit apokalyptischen Klima-Drohungen. Die ZEIT nannte ihn jüngst den „Lauterbach der Klimakrise“.

Am Abend des 19. Juli 2022 verkündete Christian Sievers, Moderator des „heute journals“ den Weltuntergang. „Es kann sein, dass dies der kälteste Sommer ist für den Rest unseres Lebens“, sagte der Journalist mit dräuendem Unterton an die Adresse derjenigen, die dem Gebührenfernsehen noch die Treue halten. An diesem Sommertag waren gerade im Westen Deutschlands Spitzenwerte bis zu 40 Grad Celsius gemessen worden, der vorläufige Höhepunkt einer mehrtägigen hochsommerlichen Hitzeperiode, vulgo „Hitzewelle“, was bedrohlicher klingt und mit weiteren dramatischen Arabesken kombiniert werden kann: „Hitzewelle rauscht durch Deutschland“, „überschlägt sich“, „hat das Land fest im Griff“.

Was genau unter einer Hitzewelle zu verstehen ist, weiß niemand so genau. Die häufigste Definition lautet: mehr als 30 Grad an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Mittlerweile jagt demnach eine „Hitzewelle“ die andere, begleitet von „Mega-Dürren“ nebst „nie dagewesenen“ Waldbränden, wiederum gefolgt von Hagelunwettern, Tornados und Sturzfluten. Die Botschaft derer, die sie in immer höherer Schlagzahl und mit immer größerer Dringlichkeit verkünden, ist simpel: Die Klimakatastrophe – das Wort Klimakrise gilt oft schon als zu schwach – ist da, sie ist Realität. Wenn wir unseren Lebensstil nicht ändern, wenn sich nicht ALLES ändert, ist die Menschheit, sind wir alle zum Untergang in der Hitzehölle verurteilt.

Früher wären in regenarmen Sommern wie diesem – wobei es in der Vergangenheit auch ohne menschliche Einwirkungen in Europa nachweislich ähnlich gravierende oder noch gravierendere Dürre- und Hitzeereignisse gegeben hat – wohl Bußprediger übers Land gezogen, hätten den sündigen Menschen die Leviten gelesen und um Regen gebetet. Heute versehen diese Aufgabe Männer wie Özden Terli. Der ZDF-Meteorologe, Kind türkischer Einwanderer, ist das genaue Gegenteil dessen, was dereinst die öffentlich-rechtlichen „Wetterfrösche“ ausmachte. Terli begreift sich nicht mehr als neutraler Präsentator, der mal mehr, mal weniger wortgewandt, die aktuelle Wetterlage erläutert und den Menschen die Frage beantwortet, ob sie am nächsten Tag baden gehen oder grillen können. Er liefert vielmehr die Vorlage für Horror-Aufmacher wie jenen vom 19. Juli. „Klimakrise und Wetter ist nicht mehr trennbar“, sagte er selbst in einer Sendung. „Wir leben in der Klimakrise.“ Und auf Twitter schreibt er aggressiv-kämpferisch: „Wer die #Klimakatastrophe noch öffentlich verharmlost, kann EINPACKEN“.

„Der Lauterbach der Klimakrise“

Eine Figur wie der ZDF-Meteorologe Özden Terli, der zu bester Sendezeit die apokalyptischen Warnungen von sendungsbewussten Klimatologen wie Hans Joachim Schellnhuber und Mojib Latif noch übertrifft und nebenbei politische Ratschläge erteilt („Unsere Ressourcen sind endlich. Ich denke, dass wir einen Teil unseres Wohlstands abbauen müssen“), wäre vor einigen Jahren undenkbar gewesen. Als das Wetter seine Unschuld noch nicht verloren hatte, stand der Wetterbericht immer etwas stiefmütterlich am Ende der Nachrichtensendungen. In holzschnittartigen Animationen wechselten sich isländische Regenfronten mit Schönwetter verheißenden Azorenhochkeilen ab, es war von „schauerartigen, teils gewittrigen Niederschlägen“ die Rede und ab und an von einer Hitze- oder Kälteperiode. Und Experten wie Uwe Wesp, der sein Handwerk beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt gelernt hatte, übten sich in wissenschaftlichem Understatement. Seine Leidenschaft erschöpfte sich im Wesentlichen in seinem Hang für Fliegen zum Selbstbinden. Und auch das erfuhr man nur auf Nachfrage.

In jenen seligen Zeiten, las man jüngst in der ZEIT, sei die Ansage „Und jetzt zum Wetter“ auch das Versprechen gewesen, „dass es nach oft bedrückenden Nachrichten aus aller Welt endlich wieder um etwas Harmloses gehe“. Diese Zeiten habe die Klimakrise beendet, schreibt die Reporterin Isolde Ruhdorfer in einem Porträt über „Deutschlands politischsten Wettermoderator“, in dem sie Özden Terli wohlwollend mit dem amtierenden SPD-Gesundheitsminister vergleicht. „Der ewige Mahner, der schlechte Laune macht und den man am liebsten ignorieren würde, obwohl alle wissen, dass er recht hat.“ Überschrift der groß aufgemachten Geschichte: „Der Lauterbach der Klimakrise.“

Doch hat Terli recht?

Es ist durchaus nicht so, dass nur „rechtslastige“ Trolle und vermeintliche Klimawandelleugner die ambitionierten Prognosen und Interpretationen des ZDF-Wetterjournalisten mit gemischten Gefühlen betrachten. Als schon im April und Mai dieses Jahres tagelang über angeblich mörderische „Rekordtemperaturen“ auf dem indischen Subkontinent berichtet wurde, fuhr der Meteorologe Dominik Jung, beim Portal wetter.net selbst ein Freund zugespitzter Formulierungen, seinem ZDF-Kollegen öffentlich in die Parade. Der hatte behauptet, dass im Zuge des Klimawandels solche Hitzewellen bereits im Frühjahr aufträten. In Indien, korrigierte Jung, liege die heißeste Zeit des Jahres im April und Mai. Dort sei in diesen Monaten Sommer. „Ein einfacher Blick auf diverse Klimadiagramme aus Indien hätte das auch dem Wettermoderator des ZDF klargemacht“, sagte er. Stattdessen werde die Situation zu unrecht als „ungewöhnlich“ dargestellt. „Es gibt den Klimawandel, keine Frage, aber mit solchen schlecht recherchierten Beiträgen erweist man dem Thema einen Bärendienst.“

Schlicht und einfach „unseriös“


Auch Jörg Kachelmann („Über 90 Prozent aller Meldungen zu Wetter und Klima sind falsch oder erfunden“) meldet sich regelmäßig zu Wort, um allzu steilen Ansagen zu widersprechen. Als in diesem Sommer von einer bevorstehenden Extrem-Hitzewelle mit bis zu 45 Grad Celsius in Nordrhein-Westfalen die Rede war, verwies er auf offensichtliche Fehler in einem dieser Langfristprognose zugrunde liegenden US-Wettermodell. Die avisierte Hitze traf dann zwar ein, doch mit Verzögerung, war nur von kurzer Dauer und bei weitem nicht so extrem wie ursprünglich vorhergesagt. Es waren jene Einzelmessungen von 40 Grad, die Sievers und Terli am 19. Juli im „heute journal“ skandalisierten. Auch Terli war zehn Tage zuvor auf die in dem fehlerhaften Modell avisierten, „absolut extremen“ Temperaturen angesprungen. Später rechtfertigte er sich laut ZEIT: „Ich wollte zeigen, dass die Klimakrise mittlerweile in den Wettermodellen sichtbar ist.“

Schlicht und einfach „unseriös“ findet es Joachim Klaßen, Geschäftsführer des privaten Wetterdienstleisters WetterOnline, wenn mittlerweile jedes Wetterereignis reflexhaft auf den Klimawandel zurückgeführt werde. Dies teilte er mir im Interview mit. Eine Flutkatastrophe wie die im Ahrtal vor einem Jahr sei keine Folge der Klimaerwärmung gewesen, sondern ein sehr seltenes Ereignis, wie es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen sei und auch zukünftig immer wieder vorkommen werde. „Wenn die Leute sagen, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten, ist das bei einem Ereignis, dass statistisch nur alle hundert oder mehr Jahre auftritt, kein Wunder.“ Unlängst schaffte es übrigens eine Meldung ins ebenfalls sehr extremwetterlastige Nachrichtenangebot von WetterOnline, wonach gerade in Australien ungewöhnliche Kälte herrsche, ein gewisser Kontrapunkt zu Dürre und Hitze in weiten Teilen Europas. In den Mainstreammedien suchte man vergeblich danach.

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