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    Zurück in die Steinzeit – per Livestream

    Zurück in die Steinzeit – per Livestream



    Salzbachtalbrücke in Wiesbaden
    Es gibt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft.“ (Georg Büchner, „Woyzeck“)
    Ein schräger Drehbuchautor oder Hobbyfilmer hätte den Zustand dieses Landes nicht schöner verdichten können, als dies die letzte Episode in der Geschichte der Wiesbadener Salzbachtalbrücke vermag: Als eines von bekanntermaßen 2.500 baufälligen und stark maroden Brücken der Bundesrepublik war das Bauwerk, das mit dem Rhein-Main-Schnellweg der Bundesautobahn 66 die Hauptverkehrsschlader in einem der größten deutschen Ballungsräume mitträgt, am 18. Juni dieses Jahres aus heiterem Himmel fahrbahnseitig um mehrere Zentimeter abgesackt, Teile der Decke stürzten auf die darunterführende Straße sowie Bahngleise; nur durch ein Wunder wurde niemand durch herabfallende Betonteile verletzt. Besonderes „Gimmick“: Auf der wegen akuter Einsturzgefahr augenblicklich gesperrten Brücke musste ein dort zum Stehen gekommener, niet- und nagelneuer 30-Tonnen-Speziallastwagen an Ort und Stelle belassen werden.


    Während die Verkehrsinfrastruktur Deutschlands auf Drittweltniveau degradiert – nicht nur in Wiesbaden und auf der A66, sondern praktisch flächendeckend -, gewöhnen sich Einwohner und Wirtschaft zunehmend an einen Zustand des schleichenden Verfalls: Man hätte das Menetekel der Salzbachtalbrücke sinnvollerweise zum Anlass nehmen können für ein dringend notwendiges Umdenken – und sich darüber vergegenwärtigen können, welche grundfalschen Prioritäten hierzulande eine Politik setzt, die den Bürgern zwar die mit europaweit höchsten Steuern und Abgaben aus der Tasche zieht, zugleich aber vordringlichste Kernaufgaben des Staates nicht im Ansatz mehr wahrnimmt. Stattdessen zeigen sich einmal mehr heitere Gelassenheit, Vertrauensseligkeit und „Das wird schon!„-Mentalität in skurrilen Ersatzhandlungen, durch die der sukzessive Zusammenbruch zum Event, zum unterhaltsamen Must-See der infantilen Spaßgesellschaft gemacht wird.
    Must-See der Spaßgesellschaft

    Und das geht so: Zuerst wurde Mitte September besagter, auf der instabilen Brücke verbliebene LKW geborgen. Ursprünglich sollte er aus Sicherheitsgründen zusammen mit dem gesamten Bauwerk gesprengt werden. Und als ginge es hier um eine Wissenschaftssendung oder eine Reality-Show, wurde das Manöver mit großen Medien-Tamtam, nach vorheriger breitgestreuter öffentlicher Bekanntmachung, live im Netz übertragen und geriet zur Attraktion für Unmassen Schaulustiger, die sich völlig fasziniert über die zum Einsatz kommende Spezialtechnik zeigten.


    Jetzt, am kommenden Samstag, soll Teil II des Spektakels folgen: Die – mit wiederum großem Brimborium angekündigte – eigentliche Sprengung der Salzbachtalbrücke. Selbst die amtliche Polizeimeldung dazu liest sich, als würden hier eine Car-Show oder die Dreharbeiten für Polizeiruf-110 oder einen Hollywood-B-Actionstreifen beworben: Unter der Schlagzeile „Autobahn GmbH bietet Live-Stream zur Sprengung der Salzbachtalbrücke an!“ verbindet die zuständige Autobahnpolizei einen inständigen Appell an Anwohner, während des Brückenabrisses zuhause zu bleiben, mit dem dramatischem Nervenkitzel, der dafür digital genossen werden kann: „Keine Frage: Das Interesse, die Sprengung der Salzbachtalbrücke … live am Ort des Geschehens zu verfolgen ist riesengroß. Gleichwohl: Sicherheitsgründe machen eine weiträumige Absperrung notwendig… Die Niederlassung West der Autobahn GmbH bietet deshalb am Samstag ab 11 Uhr auf dem eigenen YouTube-Kanal ‚Die Autobahn‘ sowie über die Website: http://www.autobahn.de/west einen Live-Stream an… Der Live-Stream wird auch auf den städtischen Social-Media-Kanälen und wiesbaden.de gezeigt.


    Desweiteren wird in der Bekanntmachung so getan, als handele es sich bei der Sprengung selbst um ein Zukunftsprojekt: Diese diene nämlich dazu, „der Stadt Wiesbaden wie der Region schnellstmöglich wieder eine intakte Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung zur stellen.“ Indes bleibt die Bahn- und Straßenverkehrslage in und um Wiesbaden allerdings auch nach der Sprengung dramatisch: Frühestens in anderthalb Jahren wird eine Brücke fertig sein (im Lichte früherer Erfahrungen ist wohl eher 2024 oder 2025 realistisch). Das scheint ber niemanden zu jucken. Dafür wird die technische Umsetzung der Live-Übertragung der Sprengung gebührend angepriesen: „Eine aufwendige Produktion im HD-Format mittels Einsatz mehrerer Live Kamera-Drohnen, Kameras sowie Interviewgästen, die das Geschehen kommentieren, bietet dann Information und besten Blick. Und das kostenlos, frei Haus in sicherer Umgebung!
    Digitalisierung des Verfalls

    Eine tolle Sache, gewiss – irre spannend, professionell gemanagt; in der Tat! Wer wollte es bestreiten? Peinlich bloß, dass über diese Faszination, wie schon bei der LKW-Bergung vergangenen Monat, doch glatt in Vergessenheit zu geraten droht, warum dieser ganze Aufwand auf Steuerzahlerkosten überhaupt notwendig wurde: Nämlich deswegen, weil eines der (gängigen Narrativen nach) „reichsten“, höchstentwickelten und wirtschaftsmächtigsten Industrieländer, das eine Dreiviertelmilliarde Euro Entwicklungshilfe jährlich nach China überweist und für eine vorsintflutliche Taliban-Barbarei Gelder in ähnlicher Höhe bereitstellen kann, es nicht auf die Kette bekommt, ein halbwegs intaktes Straßennetz aufrechtzuerhalten. Umso kurioser und sonderbarer mutet der Stolz darüber an, die Trümmerbeseitigung dieses Fiaskos zu einem gestreamten Highlight zu machen, und sich dabei noch der zum Einsatz kommenden hypermodernen Kommunikations- und Medientechnik zu rühmen. Motto: Unsere Straßen und Brücken sind zwar Schrott, aber wir zeigen volldigitalisiert, wie wir sie abräumen. Fit fürs 21. Jahrhundert!


    Derweil wird die „Erneuerung der Infrastruktur“ leider absehbar auch unter der kommenden Ampelregentschaft ein Rohrkrepierer bleiben. Deutschlands öffentliche Bausubstanz und seine Verkehrswege werden, bis auf wenige Vorzeigeprojekte, ganz gezielt weiter den Verfall preisgegeben. Denn wo bald zwei Prozent der Landesfläche windkraftversiegelt sein müssen, bleibt für Asphalt noch weniger Geld, Aufmerksamkeit und Geduld als bisher. Und weil weite Teile der Grünen den Individualverkehr ohnehin „überwinden“ wollen und ihre Bodentruppen von „Fridays for Future“ schon ganz unverhohlen den Stopp aller Straßenbauprojekte fordern, wird die Wiesbadener Salzbachtalbrücke nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Sprengungen sein, die wir demnächst dann lustvoll „live“ auf dem Handy, Tablet oder am Rechner mitverfolgen dürfen. Solange dafür noch Strom aus der Steckdose kommt.

    https://ansage.org/zurueck-in-die-st...er-livestream/
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Zurück in die Steinzeit – per Livestream

    Zitat Zitat von Turmfalke Beitrag anzeigen
    ....... am 18. Juni dieses Jahres aus heiterem Himmel fahrbahnseitig um mehrere Zentimeter abgesackt, Teile der Decke stürzten auf die darunterführende Straße sowie Bahngleise;...


    Nun, "aus heiterem Himmel" ist da nichts abgesackt oder eingestürzt. .....

    Am 21. Januar 2019 wurde bekannt, dass Montagegestelle, die die Brücke stabilisieren sollten, fehlerhaft montiert wurden, wodurch Spannglieder der Brücke beschädigt wurden....https://de.wikipedia.org/wiki/Salzbachtalbrücke

    ....also eine missglückte Sicherungsmaßnahme
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #3
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    AW: Zurück in die Steinzeit – per Livestream

    Kosten von 350.000 Euro – und das jeden Tag

    Die Sperrung der vor einigen Wochen gesprengten Salzbachtalbrücke der A 66 bei Wiesbaden verursacht jeden Tag Kosten in Höhe von rund 350 000 Euro. Seit der Vollsperrung am 18. Juni dieses Jahres sei ein Schaden von mehr als 52 Millionen Euro entstanden, sofern man ausschließlich die Werktage seit der Sperrung berücksichtige. Das hat die Initiative „Brückenschlag der Wirtschaft“ am Donnerstag mitgeteilt.

    Die Industrie- und Handelskammern aus Wiesbaden, Rheinhessen und die Handwerkskammern der Region hatten sich zu der Initiative zusammengeschlossen und tauschen sich seitdem über die Entwicklungen an der Brücke aus. Sie fordern nach dem Wiesbadener Verkehrsinfarkt eine regionale Verkehrspolitik aus einem Guss.

    Handwerker in Wiesbaden und Mainz betroffen
    „Die Brückensprengung war ein wichtiger Zwischenschritt zum Neubau, doch weiterhin müssen unsere Mitglieder Tag für Tag die Versäumnisse der Verkehrsplanung ausbaden“, teilte der Wiesbadener IHK-Präsident Christian Gastl mit. Den Unternehmen gehe täglich wertvolle Zeit in Staus und auf Umleitungsstrecken verloren. Um sich ein genaues Bild über die Schadenshöhe zu machen, hätten die Kammern daher nachgerechnet, berichtet Gastl weiter. Der genannte Schadenswert setze sich aus den Kosten durch zusätzlich gefahrene Kilometer auf Umleitungsstrecken, gestiegene Personalkosten für den Lastwagenverkehr und den distanzabhängigen Zeitkosten für den Autoverkehr zusammen.
    „Unsere Berechnungen bilden den absoluten Mindestbetrag ab, den uns der Brückenschaden jeden Tag kostet“, stellte Gastl klar. Er prognostiziert, dass bis zur geplanten Neueröffnung des südlichen Brückenteils, die derzeit für März 2023 avisiert ist, Gesamtkosten von mehr als 190 Millionen Euro entstanden sein werden.

    Peter Hähner, Präsident der IHK Rheinhessen, befürchtet, dass die Brückensperrung zu einem Standortnachteil für die gesamte Rhein-Main-Region wird. „Wenn Pendler auf dem Weg zur Arbeit so viel Zeit und Nerven verlieren, verliert damit auch die Region im Wettbewerb um Fachkräfte“, zeigte sich Hähner überzeugt. Derzeit müssen sich jeden Tag rund 80.000 Fahrzeuge in der Fläche einen neuen Weg suchen, die zuvor über die Brücke fuhren.
    Auch die Handwerker in Wiesbaden und Mainz sind von der Sperrung betroffen. „Gerade auch das kleinbetriebliche Handwerk ist auf eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur zwingend angewiesen“, erinnerte Stefan Füll, Präsident der Wiesbadener Handwerkskammer. Bei allen Überlegungen zu modernen Mobilitätskonzepten und dem Ausbau des Nahverkehrs dürfe die Bedeutung der Straßen für den Gewerbeverkehr nicht aus dem Blickfeld geraten, warnte er.

    Damit sich ein solches Chaos nicht wiederholt, fordern die Kammern eine länderübergreifende Verkehrspolitik. Das Thema regionale Mobilität müsse in den Rathäusern und Parlamenten zur Chefsache gemacht werden.

    Für die staugeplagten Pendler gibt es jedoch auch eine gute Nachricht. Vom 22. Dezember an sollen die Züge vom Wiesbadener Hauptbahnhof wieder fahren. Die zuständige Autobahn GmbH des Bundes will am nächsten Montag mitteilen, wann die Bundesstraße 263 in Höhe der gesprengten Brücke wieder für den Verkehr freigegeben wird. Auch der Radweg, der gesperrt werden musste, soll dann wieder befahrbar sein.

    https://www.faz.net/aktuell/rhein-ma...-17676316.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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