Frankreich nach Impfpflicht fürs Medizin-Personal. Bonne chance Deutschland!

Von Marie Dufond.

Liebe Ministerpräsidenten Deutschlands, liebe politischen Entscheidungsträger Deutschlands, alle, sämtlich, bei Ihnen findet ja heute wieder ein wichtiges Corona-Treffen statt. Sie planen eine Impfpflicht für Menschen, die in einem Krankenhaus, einem Alten- oder Pflegeheim arbeiten und dabei Kontakt zu vulnerablen Personen haben. Das ist eine gute Idee, denn vulnerable Personen sollen geschützt werden, unbedingt, sie sollen, müssen, wollen geschützt werden!


Das ist furchtbar gut gemeint, lassen Sie mich anlässlich dessen aus Frankreich berichten, hier wurde die Impfpflicht für das gesamte medizinische Personal ja bereits umgesetzt und diejenigen, die sich nicht impfen ließen, die Uneinsichtigen, Unverantwortlichen, Unsolidarischen sind seit 15. Oktober suspendiert. Das ist gut, denn vulnerable Personen werden nun in Frankreich besser geschützt, da ihnen keine Ungeimpften mehr nahe kommen können, und wir wollen ja alle die vulnerablen Personen schützen.


So sind nun knapp 20.000 der 300.000 Menschen, die im Medizinsektor beschäftigt sind, Verzeihung, waren, suspendiert. Diese 20.000 bekommen keine Gehaltsfortzahlung, kein Arbeitslosengeld, keine Sozialhilfe. Und das ist richtig so, denn sie haben nicht eingesehen, dass die vulnerablen Personen geschützt werden müssen.
In manchen Kleinstädten ist die Notaufnahme des Kreiskrankenhauses nun nachts geschlossen. Aber das ist nicht so schlimm, denn die Ambulanz kann ja einfach 70 km weiter ins nächste Krankenhaus fahren. Mit dem Herzinfarktpatienten hinten auf der Liege, den sie aus einem Dorf abgeholt haben. Leider ist die Ambulanz auch erst spät beim Herzinfarktpatienten eingetroffen, eine Wiederbelebung war notwendig. Bei den Sanitätern herrscht eben auch Personalmangel, sie waren vor dem Herzinfarktpatienten noch bei einem anderen Einsatz, zum Glück konnte jener Patient vor Ort versorgt werden und zuhause bleiben, so lohnte sich dann der Weg zum Herzinfarktpatienten überhaupt noch.


Ob sich der Weg ins 70 km entfernte Krankenhaus, dessen Notaufnahme nachts geöffnet ist, noch lohnt, wird sich zeigen, aber wir klopfen mal auf Holz. Von sonst drei Ambulanz-Teams, die nachts zur Verfügung standen, ist jetzt pro Nacht nur noch je eines auf der Wache, denn zu viele Kollegen wurden suspendiert. Es waren die unsolidarischen, uneinsichtigen, unverantwortlichen Kollegen, die sich nicht impfen lassen wollten, und deswegen ist die Suspendierung nur richtig. Acht von zehn waren Ehrenamtler, denen tut ja die Suspendierung dann ohnehin nicht weh. Aber die, die noch da sind, sind geimpft und so sind jetzt alle vulnerablen Personen geschützt. Die Notaufnahme des Kreiskrankenhauses kann nachts nicht mehr geöffnet sein, weil Personal fehlt, die Uneinsichtigen sind ja suspendiert worden, Ärzte, Pflegekräfte, Verwaltungsangestellte, und so kann die Notaufnahme eben nachts nicht mehr öffnen, irgendeine Entscheidung muss nun einmal getroffen werden, wenn es an Personal mangelt. Und der Schutz der vulnerablen Personen hat Priorität, da hat der Staat ja eine Verantwortung, und mit dem Suspendieren von ungeimpftem Personal wird der Schutz der vulnerablen Personen nun gewährleistet, das ist wirklich eine Erleichterung.


Ihr ungeimpfter Hausarzt praktiziert nicht mehr

Dörfer haben ihren einzigen Allgemeinmediziner verloren, auch alle niedergelassenen Ärzte müssen nämlich ihre Praxis schließen, wenn sie nicht einsehen, dass sie sich impfen lassen müssen, wenn sie ihrer Verantwortung zum Schutz der vulnerablen Personen nicht nachkommen. So sind die vulnerablen Personen nun auch sehr gut geschützt, denn ihr ungeimpfter Hausarzt praktiziert nicht mehr. Und manchmal hat der arbeitsloser Großneffe, zum Beispiel im ländlich-gebirgigen Departement Lozère, ja auch Zeit, seine hochbetagte Großtante zu einem anderen Allgemeinmediziner zu fahren, die Praxis im Dorf ist ja jetzt geschlossen, so fahren sie also Serpentinen hinab und wieder hinauf und wieder hinab, es sind nur 43 Kilometer, aber es zieht sich bei dieser Landschaft. Der kränkelnden Alten auf dem Beifahrersitz wird bei der Strecke nicht unbedingt wohler, aber sie ist geschützt, der Großneffe ist nämlich ein verantwortungsvoller Verwandter, er ist geimpft.


Dann kommen sie endlich an und es ist sehr, sehr voll, es fehlt eben ein weiterer Arzt in der Gegend. Großtante und Großneffe müssen auf dem Gehsteig anstehen wegen der limitierten Personenzahl in der Praxis, die der Eindämmung des Virus dient und damit dem Schutz der vulnerablen Personen. Da stehen sie im Mistral an, natürlich mit Maske, der Großneffe stützt, fragt nach zwei Stunden Wartezeit dann doch mal drinnen nach, weil sich die Schlange kaum zu bewegen scheint. Es ist nicht leicht, aber der ungeimpfte Hausarzt im Dorf der Großtante war eine zu große Gefahr, das ist ganz klar, so ist es besser, alle vulnerablen Personen sind jetzt vor ihm geschützt.


In der Zentralapotheke der Krankenhäuser von Paris fehlen Hände, um die Kartons mit den Lieferungen auszupacken. Die Impfpflicht erstreckt sich auch bis zu diesem Personal, und das ist natürlich sinnvoll wegen des angestrebten Schutzes der vulnerablen Personen. So kommt es zum Kartonstau in der Zentralapotheke – und wurden die Krankenhäuser sonst alle 24 Stunden beliefert, warten sie jetzt manchmal bis zu fünf Tage auf ihre bestellten Medikamente, es kommt zu Behandlungsunterbrechungen der Patienten auf den Stationen, sie erhalten manchmal bis zu zwei Tage lang ihre Medikamente nicht.


Sie sind da, die Medikamente, aber wer soll sie wann auspacken und zuteilen, es fehlt an Personal. Manchmal rennen Pflegekräfte aus einem Krankenhaus zur Apotheke an der Ecke und erwerben dort die am dringendsten benötigten Medikamente für ihre Patienten. Die gekündigten Packkräfte waren Uneinsichtige, Unverantwortliche, Unsolidarische, und deswegen arbeiten sie jetzt nicht mehr in der Zentralapotheke, und so sind die vulnerablen Personen jetzt besser geschützt und darum geht es ja.


Beide Pfleger waren Madame Finet seit 17 Jahren vertraut

Madame Finet ist dement, und zu ihr kam jeden Tag eine Altenpflegekraft. An den Wochenenden und im Urlaub kam die Kollegin. Beide waren Madame Finet seit 17 Jahren vertraut, manchmal verwechselte Madame Finet die Altenpflegekraft mit ihrer Tochter: Monique, wie schön, dass du kommst! Und sie streichelte ihr die Wange, die Pflegekraft lächelte sie an, sie war das gewohnt. Aber das mobile Altenpflegeteam in diesem Kreis in der südlichen Ardèche war uneinsichtig, wollte sich nicht impfen lassen – und deswegen sind sie nun suspendiert.

Die Tochter hat aus dem 400 km entfernten Dijon eilig ein anderes Team gesucht, es muss jemand nach ihrer Mutter sehen, es kann sonst passieren, dass sie ein Tischdeckchen mit einem Kohlblatt verwechselt, es anbrät und versucht, es zu essen. Nun kommt dreimal die Woche eine Altenpflegerin aus dem nordwestlichen Gard, häufiger kann sie nicht, sie arbeitet jetzt schon 55 Stunden pro Woche. Aber Madame Finet kennt diese Altenpflegerin nicht und so schreit sie „Einbrecher, Einbrecher!“, wenn die Altenpflegerin kommt. Sie ruft laut ihren Nachbarn, aber der Nachbar ist selbst schon 87 Jahre alt, so schnell kann er nicht rüberkommen und die Sache klären, die anderen Nachbarn sind erst abends wieder von der Arbeit zurück und können Madame Finet nicht helfen, wenn die Einbrecher kommen, das ist nämlich am Vormittag. Es ist natürlich richtig, dass die beiden Altenpflegerinnen, die Madame Finet seit Jahren kennt, nicht mehr zu ihr gelassen werden, denn sie sind ungeimpft und deshalb gefährden sie Madame Finet, unverantwortlich wäre das. So ist Madame Finet geschützt. Und das ist gut, denn das hat Priorität, die vulnerablen Personen zu schützen.


Im Rehazentrum fehlt der Physiotherapeut, er hat das Impfangebot und dann auch die Impfpflicht nicht angenommen, und nun ist er suspendiert. Man hat einen anderen im Ort gefunden, der ist geimpft, der hat aber eine eigene Praxis und kann nur zweimal die Woche jeweils einen halben Tag kommen. So haben die Patienten, die nach Unfällen und Operationen im Rehazentrum sind, nun eben nur zweimal die Woche 15 Minuten Physiotherapie statt täglich 40 Minuten. Das geht schon, der Physiotherapeut leitet Übungen an, und die Patienten können ja dann alleine üben, die Pflegekräfte sollen das überwachen, das klappt im Alltag nicht ganz, denn auch bei den Pflegekräften fehlt nun Personal, aber wichtig ist eben, dass der Physiotherapeut geimpft ist und die verbliebenen Pflegekräfte ebenso, so sind die vulnerablen Personen geschützt.


In fast allen Krankenhäusern sind jetzt 20 Prozent der Betten einfach geschlossen, Personalmangel, die Uneinsichtigen, Unverantwortlichen, Unsolidarischen sind schließlich suspendiert worden. Aber so ist der Schutz der vulnerablen Personen gewährleistet, die geimpften Ärzte und Pflegekräfte stellen ja keine Gefahr mehr dar für die vulnerablen Personen und darum geht es ja uns allen, die vulnerablen Personen zu schützen ist das Wichtigste.


Es gäbe, liebe deutsche Ministerpräsidenten und Verantwortungsträger, noch mehr zu berichten. Von Logopäden, Zahnärzten, Feuerwehrmännern oder vom verbliebenen, geimpften medizinischen Personal, das in den Krankenstand geht oder kündigt, weil sie die Überlastung im dauernden Personalmangelzustand nicht mehr schaffen – nur, wozu sich darauf konzentrieren, ich denke, mit den beschriebenen Beispielen ist schon schön klar geworden, wie gut der Schutz der vulnerablen Personen in Frankreich jetzt nach Einführung der Impfpflicht und der Suspendierung der Ungeimpften gewährleistet ist.


Das wollten und wollen wir ja, die vulnerablen Personen schützen, unbedingt, wir wollen, sollen und müssen sie schützen, alle, und hier, in Frankreich, sind sie es jetzt, endlich, umfassend, ohne Ausnahme. Dank sei der Entschlusskraft und Umsicht von Präsident Emmanuel Macron und seinen erfahrenen, weitsichtigen Beratern. Ich kann sie, liebe politischen Entscheidungsträger in Deutschland nur auffordern, ja, bitten: Tun sie es dem französischen Präsidenten gleich, greifen sie durch, setzen Sie die Impfpflicht für das medizinische Personal durch. Emmanuel Macron hat Ihnen gezeigt, wie es geht, er ist ein Macher, ein Vorbild.

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