Was man auch eben falsch machen kann, wird hier falsch gemacht, selbst im Kleinen. Wie lange hatte man Zeit, die Formalitäten zu erledigen oder den Betreiber durch das Verfahren zu begleiten?

Ist dies alles erst seit gestern bekannt?

Folge des dilettantischen Vorgehens: Der Gaspreis ging noch einmal 10 Prozent in die Höhe, Ende ungewiß, weil ja auch das Gas nicht geliefert werden kann.

Bundesnetzagentur setzt Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 vorläufig aus


Die Bundesnetzagentur hat die Zertifizierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 auf Eis gelegt, aus formalrechtlichen Gründen. Die Märkte reagieren nervös, der Gaspreis steigt ruckartig an.

Die Bundesnetzagentur setzt ihr Verfahren zur Freigabe des Gastransports durch die Gaspipeline Nord Stream 2 vorläufig aus. Zunächst müsse die Betreiberfirma nach deutschem Recht organisiert werden, teilte die Behörde am Dienstag mit. Ohne die Zertifizierung durch die Bundesnetzagentur ist der Gastransport durch die fertiggestellte Ostseepipeline in den deutschen Binnenmarkt nicht zulässig. Es drohen etwa Bußgelder.

Laut EU-Gasrichtlinie müssen Betrieb der Leitung und Vertrieb des Gases ausreichend getrennt sein. Der Bundesnetzagentur zufolge hat sich die in der Schweiz ansässige Nord Stream 2 AG, hinter der der russische Gaskonzern Gazprom steht, dazu entschlossen, eine Tochtergesellschaft nach deutschem Recht nur für den deutschen Teil der Leitung zu gründen. Diese solle Eigentümerin des deutschen Teilstücks der Pipeline werden und dieses betreiben. Das Zertifizierungsverfahren bleibe so lange ausgesetzt, bis die Übertragung der wesentlichen Vermögenswerte und personellen Mittel auf die Tochtergesellschaft abgeschlossen ist, hieß es. Die Behörde könne dann ihre Prüfung fortsetzen. Eine Frist für das Verfahren läuft im Januar ab.

Selbst wenn die Bundesnetzagentur grünes Licht gibt, ist anschließend eine Überprüfung durch die Europäische Kommission vorgesehen. Diese könnte sich bis zu vier Monate dafür Zeit lassen. Danach hätte wiederum die Bundesnetzagentur zwei Monate Zeit für eine mögliche endgültige Zertifizierung.

Im europäischen Gasgroßhandel sorgte die Nachricht für Aufregung. Am niederländischen Referenzmarkt TTF zog der Preis für den Terminkontrakt für Erdgas zur Lieferung im Dezember ruckartig an. Am Vormittag stand er bei rund 88 Euro je Megawattstunde – etwa 10 Prozent höher als am Montagabend.



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