Tausende Migranten kommen auf eigene Faust

Nach dem Brand in Moria nahm Deutschland 2812 Menschen aus Griechenland auf - offiziell. Tatsächlich machten sich viel mehr auf den Weg.
Im Ministerium ist man stolz: Deutschland habe mehr Menschen zu sich geholt als alle anderen aufnahmebereiten Staaten zusammen, schreibt eine Sprecherin. Was sie nicht schreibt: Das war nur der offizielle Teil.
Denn weitere Tausende anerkannte Flüchtlinge sind längst auf eigene Faust aus Griechenland nach Deutschland gereist. Die entscheidende Zahl liefert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf): Etwa 27 500 Asylanträge von Flüchtlingen, die möglicherweise bereits in Griechenland anerkannt wurden, waren dort Ende August anhängig. Und es werden immer mehr.
Aus Griechenland einreisende Flüchtlinge könnten sich zum drängendsten Problem der Asylpolitik entwickeln, vermuten Fachleute.
In einem EU-Staat anerkannte Flüchtlinge dürfen zwar in der EU wie Touristen reisen, sich aber in den ersten Jahren nicht anderswo niederlassen. Nach Griechenland aber darf Deutschland sie trotzdem nicht zurückschicken, haben mehrere Oberverwaltungsgerichte entschieden.
Er (Anmerkung: Pro-Asyl-Geschäftsführer Burkhardt) fordert, dass EU-Staaten ihre Asylentscheidungen wechselseitig anerkennen, sodass Flüchtlinge dorthin ziehen können, wo sie Arbeit finden. Da das aber nicht in Sicht ist, müsste das Bamf über ihre Fälle entscheiden.
Die Bundesregierung will unterdessen den Flüchtlingen in Griechenland bei Unterkunft und Verpflegung helfen.
Das Hotspot-System an den EU-Außengrenzen sei gescheitert, nicht erst seit Moria, sagt die Sprecherin für Flüchtlingspolitik der Grünen, Luise Amtsberg. "Es braucht dringend eine solidarische Verteilung aller ankommenden Schutzsuchenden auf aufnahmebereite EU-Mitgliedstaaten."
Deutschland selbst könnte weit mehr Flüchtlingen helfen, sagt Ulla Jelpke von der Linken und verweist auf die "vielen konkreten Aufnahmeangebote von Städten und Kommunen", die aber ohne Zustimmung des Bundes nicht helfen dürfen. Die Linken wollen das ändern.
https://www.sueddeutsche.de/politik/...land-1.5405102