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  1. #11
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Erstaunlicherweise drischt nun die Presse auf die Bundesregierung ein. Man hat fast den Eindruck, dass Deutschland in Afghanistan alleine war. Was hatte die Bundeswehr dort zu suchen und vor allem, was waren eigentlich die Ziele dieser NATO-Operation? Und warum zog die Bundeswehr zur "Unzeit" ab? Die Bundeswehr orientierte sich mit ihrem Abzug an der US-Armee. Alleine hätte die Bundeswehr dort nichts ausrichten können. Die Anwesenheit unsere Soldaten war ohnehin nur eine Art Feigenblatt-Politik. Mehr als Flagge zeigen war nicht drin. Die Bundeswehr war auf diesen Einsatz nicht vorbereitet und nicht ausgerüstet, die Soldaten nicht entsprechend ausgebildet. Verantwortlich für ihre Entsendung waren SPD und Grüne, die den Einsatz unter dem damaligen Kanzler Schröder beschlossen.
    Von Anfang an litt diese Militäraktion unter mangelnder Zielsetzung. Was wollte die NATO dort? Offiziell sollte die Terrororganisation Al-Kaida bekämpft werden. Gleichzeitig sollte die Schreckensherrschaft der Taliban beendet werden. Diese waren einst erst durch die USA stark und mächtig geworden. Das Ur-Problem des Westens ist das Unwissen über den Islam und die Moslems und so begreift dort kaum jemand, dass die Mehrheit der Afghanen einen konservativen, islamischen Staat will. Der Plan, das Land zu demokratisieren, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hätte es dort freie Wahlen gegeben, wären radikal islamische Kräfte an die Macht gekommen. So wie in Ägypten nach dem Sturz von Mubarak, als sich mehr als 80% der Wähler für eine der radikalen islamischen Parteien entschieden.
    Es war ebenfalls von Anfang an klar, dass die ausländischen Truppen nicht ewig in Afghanistan bleiben, und nach ihrem Abzug die Taliban zurückkehren würden. Alles, was nun geschieht, war von Anfang an klar. Umso verwunderlicher, dass Regierung und linksorientierte Medien von der Entwicklung völlig überrascht wurden.
    Aber wer in seiner links-grünen Märchenwelt lebt und seine Träume für die Realität hält, der ist eben überrascht, wenn sich die Tatsachen nicht weglügen lassen.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  2. #12
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Erstaunlicherweise drischt nun die Presse auf die Bundesregierung ein. Man hat fast den Eindruck, dass Deutschland in Afghanistan alleine war. Was hatte die Bundeswehr dort zu suchen und vor allem, was waren eigentlich die Ziele dieser NATO-Operation? Und warum zog die Bundeswehr zur "Unzeit" ab? Die Bundeswehr orientierte sich mit ihrem Abzug an der US-Armee. Alleine hätte die Bundeswehr dort nichts ausrichten können. Die Anwesenheit unsere Soldaten war ohnehin nur eine Art Feigenblatt-Politik. Mehr als Flagge zeigen war nicht drin. Die Bundeswehr war auf diesen Einsatz nicht vorbereitet und nicht ausgerüstet, die Soldaten nicht entsprechend ausgebildet. Verantwortlich für ihre Entsendung waren SPD und Grüne, die den Einsatz unter dem damaligen Kanzler Schröder beschlossen.
    Von Anfang an litt diese Militäraktion unter mangelnder Zielsetzung. Was wollte die NATO dort? Offiziell sollte die Terrororganisation Al-Kaida bekämpft werden. Gleichzeitig sollte die Schreckensherrschaft der Taliban beendet werden. Diese waren einst erst durch die USA stark und mächtig geworden. Das Ur-Problem des Westens ist das Unwissen über den Islam und die Moslems und so begreift dort kaum jemand, dass die Mehrheit der Afghanen einen konservativen, islamischen Staat will. Der Plan, das Land zu demokratisieren, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hätte es dort freie Wahlen gegeben, wären radikal islamische Kräfte an die Macht gekommen. So wie in Ägypten nach dem Sturz von Mubarak, als sich mehr als 80% der Wähler für eine der radikalen islamischen Parteien entschieden.
    Es war ebenfalls von Anfang an klar, dass die ausländischen Truppen nicht ewig in Afghanistan bleiben, und nach ihrem Abzug die Taliban zurückkehren würden. Alles, was nun geschieht, war von Anfang an klar. Umso verwunderlicher, dass Regierung und linksorientierte Medien von der Entwicklung völlig überrascht wurden.
    Aber wer in seiner links-grünen Märchenwelt lebt und seine Träume für die Realität hält, der ist eben überrascht, wenn sich die Tatsachen nicht weglügen lassen.
    Und warum drischt die Presse jetzt? Weil die Presse zu den Befürwortern der Migration zählt und mit diversen Organisationen alles daran setzen will, dass Deutschland möglichst viele dieser Migranten aus Afghanistan aufnimmt und auch möglichst ungeprüft. Dass auch Kämpfer zu den Migranten gehören werden, die unter dem Schirm miteinreisen und die Zahl derer, die hier Aufnahme finden werden, weit oberhalb der Zahl der Ortshelfer liegt, kann man ahnen.
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  3. #13
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Zitat Zitat von Turmfalke Beitrag anzeigen
    Und warum drischt die Presse jetzt? Weil die Presse zu den Befürwortern der Migration zählt und mit diversen Organisationen alles daran setzen will, dass Deutschland möglichst viele dieser Migranten aus Afghanistan aufnimmt und auch möglichst ungeprüft. ....

    Dazu passt die Verteufelung der neuen Machthaber. Obwohl noch nichts passiert ist und die Taliban
    sich deutlich zurückhalten, werden Horrorgeschichten erzählt. Merken diese Journalisten eigentlich gar nicht, dass sie sich im völligen Widerspruch befinden? Sonst wird der Islam immer als friedliche und liebenswerte Religion geschildert. Und nun erzählen uns diese Islam-Fans diese Schauergeschichten?
    Geändert von Realist59 (20.08.2021 um 09:27 Uhr)
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  4. #14
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Naive, verträumte Politiker. ...


    AHNUNGSLOS UND BLAUÄUGIG
    Warum haben unsere Minister über diese BILD-Berichte nur gelacht?

    Es waren Horror-Berichte, die BILD-Reporter Paul Ronzheimer im Juli aus Afghanistan schickte. Die Reaktion der Bundesregierung? Spott.

    Innenminister Horst Seehofer (72, CSU) ätzte: BILD biete den Taliban eine unnötige Bühne, schreibe eine neue Flüchtlingswelle herbei.

    Hätte er mal BILD genauer gelesen ... Die ihm vorliegenden Berichte des Bundesnachrichtendienstes waren weniger alarmistisch. Aber voller Fehleinschätzungen! Der BND sagte eine Übernahme Kabuls durch die Taliban zum Beispiel frühestens im September voraus.
    ► Am 12. Juli – einen Monat vor dem Fall Kabuls berichtet Ronzheimer in BILD: „In der Bevölkerung haben nicht mehr viele diese Hoffnung. Taliban kämpfen mittlerweile auch um große Städte wie Herat oder Mazar-i-Sharif.“
    ► Am 13. Juli berichtet der BILD-Vize direkt aus dem Taliban-Land: „Einer der Kommandeure steht stolz vor seinen Kämpfern: ‚Wir haben die Menschen, die unter der afghanischen Armee gelitten haben, befreit‘, behauptet er. ‚Wir sind froh, dass die internationalen Truppen weg sind und wir sind sehr hoffnungsvoll, dass schon bald Kabul fällt.‘“

    ► Am 14. Juli endet ein Ronzheimer-Report aus den Taliban-Gebieten mit der Frage: „Wie lange wird es Gebiete OHNE Taliban überhaupt noch geben?“

    Seehofer spottete, der BND schlief – und das Außenministerium? Dessen Beamte stritten sich mit Innen- und Verteidigungsministerium über die Rettung der Ortskräfte.
    Gestern musste BND-Chef Bruno Kahl (59) bei einer geheimen Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestags antreten – und die Arbeit seiner Behörde rechtfertigen.

    Nach BILD-Informationen erklärte Kahl den raschen Fall von Kabul mit dem Abzug der Amerikaner. Dass der bevorstand, war allerdings bekannt. Um die Folgen einzuschätzen, hätte es genügt, Zeitung zu lesen statt die schläfrigen Berichte des BND.

    https://www.bild.de/politik/inland/p...6066.bild.html

    ....das Schlimme ist aber, dass diese Politiker die Lage in Deutschland genauso wenig kennen und keinerlei Gefahr durch die Moslems erkennen wollen.
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  5. #15
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Dazu passt die Verteufelung der neuen Machthaber.
    Na ja, DAS ist ja wohl absolut gerechtfertigt! Noch geben sie sich zwar gemäßigt, aber hinter den Kulissen wird es wohl bald zu ersten Massakern und Inhaftierungen kommen. Warum sollten sie sich anders benehmen als ihre Vorgänger? Weil es eine neue Generation ist? Wohl kaum! Man muss das schon von zwei Seiten betrachten. Es gibt eine nicht unerhebliche Zahl dieser neuen Generation in der Zivilbevölkerung, die die westliche Lebensweise angenommen hat. Diese Menschen haben nun natürlich ein Riesenproblem mit den steinzeitlich orientierten Taliban-Arschlöchern. Sie werden gnadenlos unterdrückt werden. Es ist für diese Menschen besonders schlimm, weil es ja eigentlich normal für sie war. Wenn eine Frau von Kindheit an unter die Burka gezwängt wird, ist das zwar schlimm, aber sie kennt dann auch nichts Anderes. Wenn jemand aber frei aufgewachsen ist und dann unter den Müllsack gezwungen wird, ist das die Hölle!
    Diese Menschen tun mir unendlich leid, vor allem die Frauen! Die USA an vorderster Stelle haben sie schmählich im Stich gelassen! Das Beste wäre gewesen, sie wären dort überhaupt niemals einmarschiert als jetzt den Schwanz einzuziehen und sich davonzustehlen! Wenn schon, dann hätte das weitaus geordneter vonstatten gehen müssen UND unter Mitnahme der echten Helfer und Ortskräfte. Aber das ist eben typisch USA! In Vietnam haben sie es ja ähnlich gehandhabt.
    "...und dann gewinnst Du!"

  6. #16
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Die Taliban waren nie weg
    Warum war die Bundesregierung so überrascht vom schnellen Durchmarsch der Taliban? Jeder in Afghanistan sah, wie korrupt und unfähig die Regierung war und um wie viel stärker alte Parallelwelten sind.

    Kleine historische Exkurse sind manchmal hilfreich, um die Gegenwart zu verstehen. In der afghanischen Geschichte gibt es ein paar wichtige Feldschlachten, von denen man nicht nur gehört haben sollte, wenn man am Hindukusch länger bleiben möchte. Zum Beispiel die Schlacht von Maiwand oder das Gefecht von Gandamak, dessen historische Begleitumstände ausführlich hier beschrieben werden. Immer bekämpften sich zunächst afghanische Stämme untereinander, doch wenn eine fremde Macht auf den Plan trat, dann lehnten sich meistens alle gemeinsam gegen die Fremdherrschaft auf – mal mehr, mal weniger von außen unterstützt. Ein Ablauf wiederholte sich oft: Erst funktionierte es eine Weile mal recht, mal schlecht zwischen den Stämmen und den neuen Herren (Griechen, Mongolen, Briten, Sowjets, EU-NATO), nach einer gewissen Zeit aber beendeten die Stämme die Herrschaft der Neuankömmlinge, meist mit blutigen Aufständen. Wohl auch deshalb wird das Gebiet mitunter als „land of the untamed“ bezeichnet: Das Land der Unbezwungenen. Fremde (militärische) Kräfte haben am Hindukusch nie überdauert. Egal, ob sie in schlechter oder guter Absicht gekommen waren.

    Neue Taliban auf Versöhnungskurs?
    Nun ist es wieder einmal so weit, und wir erleben in diesen Tagen erstaunliche Szenen in und um Kabul.

    Die Taliban kontrollieren inzwischen den Weg zum Flughafen, dem letzten Stückchen des von fremden Truppen besetzten Landes. Dort fliegen die westlichen Staaten, die die Taliban seit 20 Jahren mit erheblichem Aufwand bekämpft haben, ihre letzten Mitarbeiter aus, wenn möglich auch die Ortskräfte. Viele haben es nicht mehr dorthin geschafft, bevor die Taliban-Kontrollposten nur noch Ausländer passieren ließen. Aber viele andere Afghanen belagerten den Flughafen stattdessen, um ausgeflogen zu werden. Bilder verzweifelter Angst sendeten die internationalen Fernsehkanäle vom Flugfeld. Schließlich droht doch die gleiche Schreckensherrschaft zurückzukehren, für die die Taliban in den fünf Jahren bis 2001 berüchtigt waren. Die Bilder geteerter Delinquenten nach dem Urteil eines Scharia-Gerichts aus einer zuvor von den Taliban eroberten Stadt schienen das zu bestätigen.

    Bizarr wirkt diese hektische Flucht der Westler schon, wenn man bedenkt, dass 1989, nach dem Abzug der Sowjettruppen, die von Moskau aufgebaute afghanische Armee immerhin noch drei Jahre gegen die Mujahedin kämpfte. 2021 dagegen hat sich die von den USA aufgebaute und pro Jahr mit sechs Milliarden Dollar finanzierte afghanische 300.000-Mann-Armee de facto kampflos den 55.000 bis 85.000 Taliban-Kämpfern ergeben.

    Im eroberten Kabul versuchten sich die Taliban am zweiten Tag nach der Machtübernahme in einem für sie ungewohnten Fach. Auf einer ausführlichen Pressekonferenz mühten sie sich, versöhnlich zu wirken und zu versichern, dass sie für Sicherheit und nationale Einheit sorgen würden. Eine große Amnestie werde es geben, auch für bisherige Staatsbeamte, die im Prinzip auch auf ihren Posten weiterarbeiten sollten.

    Sogar die einst von ihnen nahezu rechtlos gehaltenen Frauen würden ein paar Rechte genießen dürfen, natürlich nur im Rahmen der Scharia. Um Letzteres ging es in der ersten Frage, die tatsächlich eine Frau, eine ausländische Al-Jazeera-Reporterin stellen durfte.

    Alles nur Propaganda? Oder sind die Taliban innerhalb ihres rigiden Weltbildes zu Ansätzen pragmatischer Reförmchen fähig? Es sind ja nicht nur die Akteure von vor 20 Jahren, die nun wieder die Bühne betreten. Wobei das Bild nicht so ganz stimmt, denn sie waren ja nie wirklich weg.

    Hier ist nicht der Platz, auf die historischen Gründe für die Entstehung der Taliban-Bewegung einzugehen, deshalb beschränke ich mich auf den Hinweis, dass das der pakistanische Autor Ahmed Rashid hervorragend in seinem Standardwerk „Taliban“ beschrieben hat.

    Unbedarftere Beobachter und die Bundesregierung fragen nun seit Tagen, warum die Aufständischen plötzlich wie Kai aus der Kiste in Kabul auftauchen und im Präsidentenpalast mit ihren Smartphones posieren konnten. Die Antwort ist kurz: Die Taliban waren nie verschwunden, nie in den ganzen zwanzig Jahren westlicher Besatzung. Und wenn das den politisch Verantwortlichen nicht klar war, dann haben sie offensichtlich jahrelang in einer Parallelwelt gelebt.

    Die afghanischen Stämme leben nach eigenen Gesetzen
    Die Taliban kommen aus der Stammesgesellschaft der Paschtunen, mit rund 50 Millionen Mitgliedern eine der weltweit größten Stammesgesellschaften, die sich aus verschiedenen Stämmen bzw. Clans zusammensetzt und die zugleich die größte ethnische Gruppe in Afghanistan verkörpert. Davon leben rund 40 Millionen in einem sprachlich und kulturell zusammenhängenden Gebiet, das sich seit mindestens 2.500 Jahren links und rechts der heutigen afghanisch-pakistanischen Grenze erstreckt.

    Nachdem die vom Westen unterstützten Mujahedin die kommunistischen Besatzer geschlagen hatten und Moskaus Truppen 1989 abzogen, kämpften die Kriegsherren noch drei Jahre gegen die afghanische Armee und danach gegeneinander. Das Chaos endete erst 1994/95 mit der Machtübernahme der Taliban, einer von Pakistan geförderten Aufstandsbewegung, deren Mitglieder u.a. dem Ghilzai-Stamm angehören. Viele waren in afghanischen Flüchtlingslagern im benachbarten Pakistan geboren und besuchten dort ultra-konservative Koranschulen. Der 2013 verstorbene Taliban-Chef Mullah Omar beispielsweise gehörte zum Ghilzai-Unterstamm der Hotak. Sein Sohn Mullah Mohammad Yaqoob, ein Mann in den Dreißigern, gehört zum engen Führungskreis der neuen Taliban.

    Die Stammeszugehörigkeit prägte auch die Gegenseite: Der frühere afghanische Präsident Hamid Karzai beispielsweise gehört zum Popalzai-Stamm, der wiederum zum Durrani-Stamm gehört.

    Dieser ist fester Teil der paschtunischen „Oberschicht“. Aus ihm kamen viele wichtige afghanische Persönlichkeiten. Auf beiden Seiten der Front in diesem Krieg um die Macht in Kabul einte die Protagonisten ein Stammesrechts-Verständnis, das den einmarschierten westlichen Truppen und ihrem zivilen Gefolge nicht nur fremd, sondern oft unverständlich ist.

    Alle Paschtunen-Stämme respektieren und leben das Paschtunwali, den Rechts- und Ehrenkodex der Paschtunen. Man könnte es auch salopp als eine Art paschtunisches Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) bezeichnen. Darin sind die meisten Fragen des Alltags geregelt. Teile davon wurden später in die afghanische Verfassung übernommen. Im Paschtunwali sind zum Teil recht archaische Regeln des Zusammenlebens festgeschrieben, die kaum mit westlichen Werten in Übereinstimmung zu bringen sind. Die afghanischen Stämme aber leben größtenteils danach. Der Versuch, ihnen im Rahmen von „nation building“ westliche Demokratie quasi im Schnelldurchgang „verordnen“ zu wollen, musste scheitern.

    Anstatt demokratiebeglückter Afghanen gibt es Korruption
    Wer die Brutalität der freud- und rechtlosen islamistischen Terrorherrschaft der Taliban ablehnte, fühlte sich 2001, als die fremden Truppen kamen, zunächst befreit, doch völlige Freiheit von den Zwängen traditioneller Regeln wollten viele Paschtunen nicht. Auch in den Regierungen, die nur dank fremder Truppenpräsenz agieren konnten, war solcher Wertewandel kaum populär. Die den afghanischen Staat unterhaltenden Besatzungsmächte wollten das nur lieber nicht in vollem Umfang wahrnehmen, denn daheim war von wohlklingenden Kriegszielen die Rede.

    Nach zwei Jahrzehnten zeigt sich nun eine Bundesregierung überrascht, dass quasi über Nacht in Afghanistan alles implodiert ist und die Taliban ein islamisches Emirat errichten wollen. Es wäre für die Regierenden vielleicht hilfreich gewesen, die Berichte der eigenen Mitarbeiter über die Zustände in Afghanistan zu lesen. Die deutschen Entsandten vor Ort haben sehr wohl mitbekommen, was im Lande passiert, doch in Berlin wollte man das offenbar nicht so genau wissen.

    Bis 2014 kam aus dem Auswärtigen Amt beispielsweise regelmäßig eine spannende Lektüre, die sogenannten Fortschrittsberichte. Im Bericht vom Januar 2014 wird beispielsweise ausführlich über Korruption berichtet: „Die afghanische Regierung und Justiz tun sich unverändert schwer damit, die für Korruption Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“ (Seite 19). Endlose Skandale, Veruntreuungen, Betrügereien und eine ausufernde Bürokratie pflastern den Weg der afghanischen staatlichen Institutionen von Beginn an, alles aufrechterhalten mit westlichen Steuermilliarden und der Begründung, eine Demokratie aufbauen zu wollen.

    Der nationale Korruptionsbericht vom vergangenen Jahr deckte auf, dass die Afghanen 2020 rund 2,25 Milliarden Dollar an Bestechungsgeldern zahlen mussten, eine Steigerung von 37 Prozent gegenüber 2018. Nach zwanzig Jahren westlichen Engagements am Hindukusch liegt Afghanistan auf Platz 166 (zweitvorletzter Platz) beim weltweiten Korruptions-Index. Geht es um die höchste Kindersterblichkeit, so liegt Afghanistan auf Platz 27 von 193 Ländern.

    Keine der in Afghanistan abgehaltenen Wahlen waren frei, fair und demokratisch. Es wurden Stimmen gekauft, Wähler eingeschüchtert und es wurde betrogen.

    Scharia-Gerichte der Taliban gibt es bereits seit 2007
    Auch der staatlichen Justiz vertraut ein Großteil der Afghanen nicht. 2018 hat eine Studie herausgefunden, dass die meisten der Befragten die Justiz ineffektiv, korrupt und als schwer zugänglich einschätzten. In diesem Bericht nachzulesen auf Seite 2, The justice gap.

    Wer seinen Streitfall nicht vor einem staatlichen Gericht klären konnte, dem boten die Taliban eine funktionierende Paralleljustiz an. Schon seit 2007 betrieben sie ein dreigliedriges Schatten-Justiz-System auf dem Land, das sich allmählich ausdehnte. Anhörungen wurden binnen Tagen anberaumt. Die Gerichte waren oft mobil unterwegs. Alle Urteile beruhten auf der Scharia. Gerade für Afghanen, die sich eine lange Reise zu staatlichen Gerichten nicht leisten konnten, wo sie zudem noch Bestechungsgelder an das Justizpersonal zahlen mussten, waren die Scharia-Gerichte der Taliban preiswert und leicht erreichbar (Seite 3, The evolution of Taliban justice). Mitunter haben Regierungsbeamte sogar bestimmte Klagen an Taliban-Gerichte verwiesen.

    Nur wenige Jahre nach 2001, als immer deutlicher wurde, dass die Taliban in Afghanistan weiterhin aktiv und gut vernetzt sind, hätte im Sinne einer Realpolitik klar sein müssen, dass man sie weder besiegen noch ignorieren kann. Sollte man mit den Aufständischen reden und versuchen, sie einzubinden? Wer solche Fragen stellte oder entsprechende Vorschläge formulierte, wurde auch in Deutschland regelrecht abgebügelt.

    Zu den Abbüglern zählte seinerzeit auch Markus Söder. Nur millimeterweise bewegte sich die deutsche Politik und gestand 2010 ein, dass mit den Taliban eine Versöhnung stattfinden müsste. Die beschönigende Bezeichnung „gemäßigte“ Taliban kann man allerdings getrost vergessen. Das lässt sich zwar politisch besser verkaufen, ist aber unsinnig. Die Aufständischen zu kategorisieren nach radikal, militant-radikal, radikal-islamisch oder gemäßigt, das machen nur wir hier Westen.

    Jetzt ist es für Verhandlungen ohnehin zu spät. Warum sollten die Taliban dem Westen nennenswerte Zugeständnisse machen? Das Land gehört ihnen wieder. Man kann höchstens versuchen, sie mit Geld und Anerkennung zu locken. Beides bietet die chinesische Führung auch, ohne sich darum zu scheren, wie die alten neuen Herrscher mit ihren Untertanen umgehen.

    Keine Verharmlosung des Taliban-Sieges
    Optimisten versuchen vielleicht, in die vergleichsweise versöhnlichen Töne auf der Taliban-Pressekonferenz so etwas wie Rücksicht auf den Westen hineinzudeuten.

    Wer keinen Platz in einem Flugzeug findet und auch keine Aussicht hat, sich einen Schleuser für den Weg in den Westen leisten zu können, den treibt jetzt die Frage um, wie radikal, wie extrem, wie brutal, wie blutig, wie entrechtend das neue Taliban-Reich konkret aussehen wird. Werden die Frauenrechte wieder komplett mit Füßen treten? Was wird aus den Mädchenschulen? Zahlreiche Fragen bleiben ungeklärt.

    Vielleicht haben die Taliban der zwanziger Jahre kein Interesse daran, erneut ein so schlimmes Horror-Regime zu errichten wie Ende der neunziger Jahre. Vielleicht haben die zwanzig Jahre auch diese Bewegung verändert.

    Ihre Öffentlichkeitsarbeit hat sich jedenfalls etwas modernisiert. Gab es damals von Taliban-Führer Mullah Omar nur ein schlechtes Schwarz-Weiß-Foto, so sind die führenden Taliban 2.0 deutlich sichtbarer. Sie sind mit Smartphones unterwegs, verhandeln mit den USA, treffen chinesische Minister, haben Sprecher und geben Pressekonferenzen. Auffällig ist das Bekenntnis der neuen Führung, dass von Afghanistan keine Gefahr für andere Länder ausgehen soll.

    Offenbar wollen die Taliban ihr Regime zunächst stabilisieren und neue Konflikte mit fremden Mächten meiden. Doch wenn sie sich moderner geben und sie vielleicht etwas weniger schlimm agieren, so ist das kein Anlass, sich den Sieg der Taliban über den Westen vielleicht noch schönzureden. Im Gegenteil. Denn dieser Sieg wird lange nachwirken.

    https://www.achgut.com/artikel/die_t..._waren_nie_weg
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  7. #17
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Interessant ist die Reaktion der islamischen Länder auf die Entwicklung in Afghanistan. Auch Erdogan hat sich positiv geäußert, obwohl offiziell auch türkische Truppen dem NATO-Einsatz angehörten. Und die deutschen Islamverbände? Aiman Mazyek ist klug genug die Fassade des moderaten Moslems aufrecht zu halten und hat sich kritisch geäußert. Allerdings ist sein Statement nicht von Sachverstand geprägt......

    Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, nannte die Ereignisse in Afghanistan ein „Desaster“. Die „allermeisten Muslime – und die Afghanen ohnehin – wollen keinen Steinzeit-Islam, gepaart mit Stammesdoktrin.“ Und die finde sich nun wieder an der Macht.

    .....eine von Unwissen geprägte Äußerung. 80% der Afghanen wollen die Taliban, wollen den islamischen Staat



    Aber er steht ziemlich alleine da. Die Freude der anderen Funktionäre verstört u.a. auch Cem Özdemir.......


    .....Der frühere Grünen-Chef beklagt verharmlosende Äußerungen von Verbänden zu den Ereignissen in Afghanistan.

    Der Grünen-Außenexperte Cem Özdemir erhebt schwere Vorwürfe gegen einige muslimische Dachverbände. „Wir erleben in der islamischen Welt einen Kampf jener, die die Werte der Aufklärung und Demokratie teilen, mit denen, die diese radikal ablehnen“, sagte Özdemir dem Handelsblatt.

    Dieser Kampf sei auch in Deutschland zu beobachten, sagte Özdemir. „Das laute Schweigen einiger in den Dachverbänden hierzulande finde ich fürchterlich.“ Wenn es Äußerungen gebe, dann seien diese eher verharmlosend oder gar verständnisvoll. „Das ist ein Ärgernis für die vielen Muslime in Deutschland, die an unsere europäischen Werte glauben und gerade auch mit den Frauen in Afghanistan mitfühlen.“

    Ihm falle auch auf, „wie sich die Hamas, der Iran und der türkische Präsident Erdogan geäußert haben, die erklären, welche theologische Verwandtschaft es zwischen der AKP-Regierung und den Taliban in Afghanistan gibt“. Das werde er nicht vergessen. Union und SPD sollten es auch nicht vergessen, mahnte der Grünen-Politiker.

    Laut Eren Güvercin, freier Journalist und Mitarbeiter der muslimischen Alhambra Gesellschaft, hat sich in Deutschland der Zentralrat der Muslime deutlich und kritisch zu den Taliban geäußert. Die Alhambra Gesellschaft ist ein Zusammenschluss von Muslimen, die sich als Teil der europäischen Gesellschaft verstehen. Sie macht Muslimen unter anderem Angebote zur politischen Bildung.

    Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, nannte die Ereignisse in Afghanistan ein „Desaster“. Die „allermeisten Muslime – und die Afghanen ohnehin – wollen keinen Steinzeit-Islam, gepaart mit Stammesdoktrin.“ Und die finde sich nun wieder an der Macht.

    Muslimische Verbände in der Kritik

    Der Zentralrat vertrete jedoch nicht einmal ein Prozent der muslimischen Gemeinden in Deutschland, sagte Güvercin dem Handelsblatt. Entschieden größer seien beispielsweise die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) und die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG).

    Die Ditib steht seit Jahren in der Kritik, weil sie vom türkischen Staat abhängig ist. In einigen deutschen Moscheen wurde etwa Ende 2019 für den Sieg beim Einmarsch der türkischen Armee in die kurdischen Gebiete Syriens gebetet. Die IGMG wird teilweise von Verfassungsschutzbehörden in Deutschland beobachtet und als islamistisch eingestuft.

    Auch der Zentralrat der Muslime ist jedoch für seine türkisch-nationalistischen Mitglieder kritisiert worden. So befinden sich unter den teilnehmenden Vereinen die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (Atib), die den rechtsextremistischen „Grauen Wölfen“ angehört und deshalb vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

    Der Liberal-Islamische Bund, der für sich in Anspruch nimmt, liberale Muslime zu vertreten, verurteilte den Vormarsch der Taliban: „Wir sind in Sorge um die afghanische Zivilbevölkerung, die ein Recht darauf hat, in Würde und Freiheit in einer Demokratie zu leben. All dies ist durch die menschenfeindliche Ideologie der Taliban gefährdet.“

    „Die Verbände müssen der Heroisierung der Taliban-Bewegung, die sich in den sozialen Medien beobachten lässt, entschieden entgegentreten“, forderte Experte Güvercin. Wenn radikale Bewegungen wie die Taliban das islamische Emirat ausriefen, dann erwarte er, „dass die großen muslimischen Verbände, die sich als Religionsgemeinschaft verstehen, sich zu diesem Thema auch theologisch positionieren und nicht nur die deutsche Außenpolitik kritisieren“.

    Özdemir kritisiert Außenminister Heiko Maas

    Özdemir forderte im Handelsblatt eine Aufarbeitung des Afghanistaneinsatzes – spätestens nach der Bundestagswahl. „Diese Aufarbeitung muss überparteilich und zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geschehen“, sagte Özdemir. Nur so könne man es in Zukunft besser machen.

    „Wir brauchen eine hochrangige Taskforce ‚Lagebild‘, die die gesamte Informationsbeschaffung und -auswertung unter die Lupe nimmt“, sagte der Grünen-Politiker, dem Ambitionen auf den Posten des Außenministers nachgesagt werden.

    Den jetzigen Außenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete Özdemir am Freitag als „Belastung für den Wahlkampf des SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz“. Maas versuche, „die ganze Schuld von sich zu schieben Richtung Kanzleramt“...........

    https://www.msn.com/de-de/nachrichte...out&li=BBqg6Q9
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  8. #18
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Noch ist nicht ganz Afghanistan an die Taliban gefallen. Es gibt noch eine Region die tapfer Widerstand leistet...

    Ahmad Massoud, Kommandeur einer Anti-Taliban-Koalition in Afghanistan, fordert vom Westen und insbesondere von Deutschland Unterstützung. „Der Westen sollte Druck auf die Taliban ausüben, damit sie die Gewalt sofort beenden und eine breit angelegte, inklusive Regierung akzeptieren“, sagte er dem ARD-Politikmagazin „Kontraste“. .... Die Anti-Taliban-Koalition des Kommandeurs sammelt sich derzeit im Pandschschir-Tal, rund 150 Kilometer nordöstlich der afghanischen Hauptstadt Kabul.

    Massouds gleichnamiger Vater hatte bereits als Kommandeur der Nordallianz gegen die Taliban gekämpft. Unter seinen Kämpfern, so Massoud Junior, seien auch Angehörige der afghanischen Armee und ihrer Spezialeinheiten. Unterdessen meldete der arabische Nachrichtensender Al Jazeera, dass die Taliban bekannt gegeben haben, sie hätten mehrere Hundert Kämpfer zum Pandschschir-Tal beordert, um dort die Kontrolle zu übernehmen.
    In dem Tal sollen rund 150.000 Menschen leben, die meisten davon gehören wie auch Massoud der ethnischen Minderheit der Tadschiken an, während die Mehrheit der Taliban ethnische Paschtunen sind. Die Provinz Pandschschir war auch während der ersten Herrschaft der Taliban nicht unter deren Kontrolle. Es ist aktuell die letzte Region in Afghanistan, welche nicht von den Taliban eingenommen wurde.

    https://journalistenwatch.com/2021/0...an-kommandeur/

    ....anstatt die verbliebene Opposition zu unterstützen, finanziert die Bundesregierung lieber die Taliban. Ohne Hilfe von außen, würde das Taliban-Regime kein Jahr überleben.
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  9. #19
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Interessant ist die Reaktion der islamischen Länder auf die Entwicklung in Afghanistan. Auch Erdogan hat sich positiv geäußert, obwohl offiziell auch türkische Truppen dem NATO-Einsatz angehörten. Und die deutschen Islamverbände? Aiman Mazyek ist klug genug die Fassade des moderaten Moslems aufrecht zu halten und hat sich kritisch geäußert. Allerdings ist sein Statement nicht von Sachverstand geprägt......




    .....eine von Unwissen geprägte Äußerung. 80% der Afghanen wollen die Taliban, wollen den islamischen Staat



    Aber er steht ziemlich alleine da. Die Freude der anderen Funktionäre verstört u.a. auch Cem Özdemir.......
    Dazu passend einen Ausschnitt einer Reportage aus Kabul. Es geht um Radsportlerinnen, die übrigens in voller islamischer Montur (Arme und Beine bedeckt, Kopf verschleiert, Helm auf dem Schleier) trainieren. An dieser Reportage sieht man, wie konservativ auch die modernen Bewohner Kabuls sind. Meilen von zivilisiertem Leben entfernt (was die Reportage verschweigt ist, dass das Training unter Militär- und Polizeischutz stattfindet):

    Eine Seitenstrasse in Kabul. Junge Frauen machen sich auf dem Weg zum Training. Ein ungewohntes Bild in der afghanischen Hauptstadt und das, obwohl sie alle Mitglieder der afghanischen Damen-Radsport-Nationalmannschaft sind.

    Vor den Toren der Stadt, weitab von mißbilligenden Blicken und abschätzigen Kommentaren (man sieht hier den Begleitwagen und zudem das Militär, das die Trainingsstrasse bewacht, denn es geht nicht nur um abschätzige Kommentare, sondern um die Gefahr von Leib und Leben der Sportlerinnen) trainieren die Frauen einmal in der Woche gemeinsam mit den Herren auf einer verlassenen Landstrasse. Ihre Räder gehören dem Verband; keine von ihnen hätte das Geld für eigenes Sportgerät. Die Radlerinnen betreten in Afghanistan nicht nur sportlerisches, sondern auch gesellschaftliches Neuland. Sie radeln an der Grenze dessen, was sich in dem konservativen islamischen Land für Frauen geziemt und was nicht. "Wir wollen raus aus unseren Häusern. (Das ist wörtlich zu verstehen, denn eine afghanische Frau hat außerhalb ihres Hauses nichts zu suchen). Ob es nun ein Studium ist oder der Sport, wir wollen uns beweisen. Wir wollen nicht länger in unseren 4 Wänden weggesperrt werden wie unter den Taliban. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es für Mädchen keine Möglichkeit gibt, sich einzubringen. Aber wir denken anders. Es gibt viele Hindernisse für Frauen, aber wir wollen es um jeden Preis schaffen." Trainiert wird das Team von Abdul Sadiki. Er sagt, viele seiner Fahrerinnen wären mit mehr Elan bei der Sache als ihre männlichen Kollegen: "Sie haben einfach einen besseren Drive. Sie interessieren sich sehr für den Sport. Ihre Rechte und ihre Möglichkeiten sind in Afghanistan begrenzt. Deshalb bringen sie sich hier mit Begeisterung und Enthusiasmus ein. (Sie leben ja sozusagen im totalen, ewigen Lockdown, auch ohne Corona...) Dennoch, die meisten seiner Schützlinge würden mit 20 Jahren verheiratet und kämen dann nicht mehr, sagt Sadiki. Ungeachtet aller Hürden konnte das Team im vergangenen Jahr aber schon zahlreiche Medaillen für Afghanistan erkämpfen.

    https://www.faz.net/aktuell/sport/af...-13470519.html

    Wohlgemerkt, in Kabul fernab der Taliban (zum damaligen Zeitpunkt), in denen ein angeblich "modernes" Leben geführt wird (bzw. wurde).
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  10. #20
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    AW: Afghanistan: Präsident geflohen, Taliban haben gesiegt

    So kleine Indizien scheinen durch Artikel immer wieder durch, Fingerzeige, an denen man die "Moderne" des "modernen Afghanistan" in Kabul sehen kann.

    Kabul habe 4 Millionen Einwohner

    obwohl die Metropole mit sonst schon mehr als vier Millionen Menschen
    aber keinen öffentlichen Nahverkehr, sehr offensichtlich. Den aber würde eine Metropole benötigen, in der die Menschen wirklich einer Arbeit nachgehen.

    Also befördern sich die Menschen wohl mit dem eigenen Pkw (das wäre aber nur eine Oberschicht, zumal die Straßen einer so großen Stadt - und die Straßen in Kabul sind oft nur Pisten angesichts dieses Verkehrs kollabieren würden) oder per Taxi (eigentlich undenkbar, aber so ist es tatsächlich):

    Es war gegen elf Uhr am Sonntag vor einer Woche, als Nerin Habibullah vom Einmarsch der Taliban in Kabul erfuhr. Da gab sie gerade Unterricht, Sonntag ist in Afghanistan ein Werktag. „Der Rektor rief alle zusammen und forderte uns auf, schnell nach Hause zu gehen. Also bin ich los. Zu Fuß“, berichtet Nerin Habibullah. „Es gab keine Taxis mehr, die Straßen waren voll, weil alle flüchteten. Es herrschte Chaos. Also bin ich losmarschiert. Zwei Stunden lang.“
    „Der Rektor rief alle zusammen und forderte uns auf, schnell nach Hause zu gehen. Also bin ich los. Zu Fuß“, berichtet Nerin Habibullah. „Es gab keine Taxis mehr, die Straßen waren voll, weil alle flüchteten. Es herrschte Chaos. Also bin ich losmarschiert. Zwei Stunden lang.“
    https://www.welt.de/politik/deutschl...erhungern.html
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

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