Türkische Stiftung beschlagnahmt von Deutschen gegründete Schule – Botschaft alarmiert

Die regierungsnahe türkische Maarif Stiftung hat in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba am Dienstag eine von Deutschen gegründete Privatschule unter ihre Kontrolle gebracht. Die Bildungseinrichtung gehört zur Gülen-Bewegung, die von der türkischen Regierung für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich gemacht wird.
Das Auswärtige Amt bestätigte gegenüber WELT, dass die deutsche Botschaft Addis Abeba vor Ort Gespräche mit den äthiopischen Behörden zu dem Vorfall geführt und sich für den Schutz der deutschen Privatinvestitionen eingesetzt habe.
WELT liegt ein Schreiben der Schulleitung an die Eltern der Schüler der „Intellectual Schools“ vor. Darin heißt es, Mitarbeiter der Maarif Stiftung hätten zusammen mit äthiopischen Bundespolizisten versucht, in „alle Zweigstellen unserer Intellectual Schools in Addis Abeba einzudringen“.

„Das Sicherheitspersonal und unsere Anwälte forderten diese Personen auf, einen Gerichtsbeschluss vorzulegen und hinderten sie daran, das Schulgelände zu betreten“, heißt es weiter. Die Personen seien jedoch mit Polizeigewalt auf das Gelände vorgedrungen uns hätten dann die Aufnahmen der Überwachungskameras gelöscht. Dann seien türkische Flaggen an den Schulgebäuden aufgehängt worden. Fotos zeigen, dass an der Schule in Addis Abeba auf einer Flagge das Logo der Maarif Stiftung prangt. Daneben hängt die türkische Flagge.
Bereits zuvor hatte die Maarif Stiftung laut Medienberichten die Kontrolle über mehrere Schulen der Gülen-Bewegung in Äthiopien übernommen.

Laut eigener Angabe stecken drei deutsche Investoren hinter insgesamt elf Gülen-Schulen in Äthiopien. Es handele sich dabei um ein „christlich-muslimisches Projekt“, das beim Auswärtigen Amt zuletzt den offiziellen Status als „Deutsche Schule im Ausland“ beantragt habe. Hauptgeschäftsführer Norbert Helmut Dinse wandte sich in einem Brief an die äthiopische Regierung. Darin heißt es, die Übernahme der Schulen sei „unrechtmäßig“. Eine solche Aktion gegenüber einer Bildungseinrichtung, die seit mehr als 15 Jahren Äthiopien diene, sei inakzeptabel.
Das Auswärtige Amt äußerte sich nicht weiter zu den Vorfällen.
Die Maarif Stiftung wurde 2016 gegründet und wird maßgeblich vom türkischen Bildungsministerium finanziert, um in Ländern, in denen türkische Minderheiten leben, im Sinne des türkischen Staates Kultur- und Bildungspolitik zu betreiben. In mehreren Ländern hat die Stiftung bereits die Kontrolle über Schulen der Gülen-Bewegung übernommen, die weltweit Hunderte Bildungseinrichtungen betreibt und in der Türkei als Terrororganisation gilt. Die Rechtsgrundlage für die Übernahme der Schule ist dabei zumeist fragwürdig.

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