Stühlerücken beim WDR

Diversität geht nicht ohne Opfer
Der WDR hat offenbar aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und macht beim Thema Diversität ernst. Im Februar hatte sich der Sender noch massive Rassismus-Kritik eingehandelt wegen einer Talk-Runde und daraufhin gelobt, „noch diverser“ werden zu wollen.

Nun kommt der Diversitätszug ins Rollen. Unter dessen Räder ist die Moderatorin der WDR-„Lokalzeit“ aus Köln, Simone Standl, geraten. Die 59jährige hatte dort in dieser Woche ihren letzten Auftritt. Grund für die Trennung nach 17 Jahren sei, daß der Sender „diverser“ werden müsse, habe man ihr mitgeteilt, sagte Standl gegenüber dem Nachrichtenportal t-online.de.

Ein Sendersprecher äußerte: „Unter den ‘Lokalzeit’-Moderatoren und Moderatorinnen gibt es immer wieder Wechsel. Das ist normal – und das wissen auch die Moderatoren und Moderatorinnen. Die Sendung lebt davon, daß sie in regelmäßigen Zeiträumen Neues ausprobiert.“

WDR-Mitarbeiter zittern vor „Jugendwahn“
Standl hingegen glaubt, Altersdiskriminierung sei der Grund dafür, daß sie gehen muß. Das scheinen anonyme Aussagen von WDR-Mitarbeitern zu bestätigen. So herrsche beim Sender „Jugendwahn“. Ältere Angestellte zitterten, wer als nächster gehen müsse. Die Rede sei von einer unsichtbaren Altersschranke.

Mit Sümeyra Kaya übernimmt künftig nicht nur eine jüngere Frau den Posten bei der „Lokalzeit“ aus Köln, sondern auch eine mit Migrationshintergrund. Die Frage ist, wie viele Jahre ihr vom WDR gegeben werden, bis „was Neues ausprobiert“ werden soll oder es „noch diverser“ sein muß?

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