In Tübingen wird die „Bundes-Notbremse“ greifen und Oberbürgermeister Palmer muss das Modellprojekt beenden. Ein Infektiologe, der das Projekt begleitet hat, ist wütend. Er sehe nicht ein, warum „jetzt wieder alle eingesperrt werden“.
„Ab Montag ist also auch bei uns alles dicht. Theater, Handel, Schulen und Kitas“, schrieb Palmer auf seiner Facebook-Seite. Diese Entscheidung habe die CDU-Wahlkreisabgeordnete Annette Widmann-Mauz der Presse mitgeteilt.
Der Tübinger Infektiologe Peter Kremsner hatte das Projekt als Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen wissenschaftlich begleitet. „Das Ende des Projekts ist nicht gerechtfertigt. Aus meiner Sicht sollte das Projekt weitergehen“, sagte Kremsner. Mit Blick auf die Bundesnotbremse fügte er hinzu: „Ich sehe nicht ein, warum jetzt wieder alle eingesperrt werden.“
Die Inzidenz im Landkreis sei zwar mit 180 eben viel zu hoch, schrieb Palmer. Er machte darauf aufmerksam, dass die Inzidenz in Tübingen konstant unter 100 sei seit zwei Wochen. „Der Anstieg findet nur außerhalb Tübingens statt und hat jetzt den Wert von 240 erreicht, während wir bei 91 stehen“, schrieb Palmer.
Die Tübinger Notärztin Lisa Federle ist sehr enttäuscht und traurig darüber, dass das von ihr mitunterstützte Corona-Modellprojekt nun vor dem Aus steht. „Es wäre besser gewesen, wenn man als Grundlage für die Entscheidung die Inzidenz in der Stadt genommen hätte anstatt die im Landkreis Tübingen“, sagte Federle der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die Menschen hätten nun keinen Anreiz mehr, sich testen zu lassen. „Somit können wir auch die Tests nicht mehr in der Form durchführen, wie wir das schon seit Monaten machen“, erklärte Federle.
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