Mehr Schüler mit Migrationshintergrund – Herausforderung für die Integration
Gut 40 Prozent aus Zuwandererfamilien


Herford (WB). Erstmals haben mehr als 40 Prozent aller Schüler im Kreis Herford einen Migrationshintergrund. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen an den allgemeinbildenden Schulen und Berufskollegs hat sich innerhalb von vier Jahren von 30 auf knapp 41 Prozent erhöht.






Besonders hoch ist der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an den Realschulen. Hier sind sie kreisweit mit 56 Prozent in der Mehrheit. An den Grundschulen sind es 49, an Gesamtschulen 44, Gymnasien 30, Berufskollegs 31 Prozent.

Das belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes. Der Kreis Herford liegt damit knapp drei Prozentpunkte über dem NRW-Durchschnitt. In Herford liegt die Quote bei 43 Prozent, in Hiddenhausen bei 36. Für die Integration bedeutet das – insbesondere in Corona-Zeiten – eine große Herausforderung.



Im zu Ende gegangenen Schuljahr hatten gut 15.000 der 37.000 Schüler in den neun Kommunen des Kreises eine sogenannte Zuwanderungsgeschichte – etwa 3100 mehr als 2015. Gemeint sind damit Schüler, die im Ausland geboren und nach Deutschland gekommen sind sowie Schüler, von denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren und nach Deutschland zugewandert ist und/oder deren Umgangssprache in der Familie nicht Deutsch ist.

Mehr Zuwanderung aus EU-Ländern


Besonders hoch ist deren Anteil an den Realschulen. Hier sind die Schüler mit Migrationshintergrund kreisweit mit gut 56 Prozent in der Mehrheit. An den Grundschulen sind es 49 Prozent, an Gesamtschulen gut 44 Prozent, Gymnasien 30 Prozent, Berufskollegs gut 31 Prozent. Deutliche Unterschiede gibt es allerdings zwischen den Kommunen: Sind an den Herforder Grundschulen Kinder mit Zuwanderungsgeschichte mit knapp 60 Prozent deutlich in der Mehrheit, liegt die Quote in Hiddenhausen hier bei gut 40 Prozent.


Zu den steigenden Zahlen hat der Zuzug von Flüchtlingsfamilien seit 2015 beigetragen. »Auch wegen Corona sind aus dieser Gruppe zuletzt aber deutlich weniger Menschen gekommen. Wir hatten eine höhere Zuwanderung von Arbeitsmigranten und ihren Familien aus anderen EU-Ländern«, sagt Tanja Schürmann, stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums beim Kreis Herford. Dort gibt es die Koordinierungsstelle Schule-Migration, die Kindern und Jugendlichen den Weg in die Schule ebnet.

Deutsch lernen im „Sprachbad“

An nahezu jeder Schule gibt es internationale Klassen, in denen die Schüler bis zu zwei Jahre zunächst einmal Deutsch lernen. Erst dann wechseln sie in den Regelunterricht. „Wegen Corona können das jetzt aber schon mal mehr als zwei Jahre sein“, erläutert Schürmann. Auch die Einschulung habe sich wegen der Pandemie bei einigen verschoben. Anders funktioniert dies an den Grundschulen: Dort werden die fremdsprachigen Kinder stundenweise oder im Blockunterricht aus ihren Regelklassen zusammengeführt, damit sie Deutsch lernen. „Für die Kleinen ist der Unterricht in Regelklassen wichtig: Dort lernen sie im ‚Sprachbad‘ mit Gleichaltrigen relativ schnell Deutsch und bleiben in einem gewohnten sozialen Umfeld.“


Im Frühjahr, zu Zeiten des Home-Schoolings, mussten auch die internationalen Klassen auf Online-Unterricht umstellen. „Mit dem VHS-Lernportal oder der Anton-App hat das ganz gut funktioniert. Wir konnten sehen, was die Schüler online erarbeitet haben.“ Zudem habe es für Lehrer Fortbildungen und unterstützende Angebote gegeben.
Laut Statistik sprechen 35 Prozent der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Kreis zu Hause vorwiegend nicht Deutsch.



https://www.westfalen-blatt.de/OWL/K...ndererfamilien