Wenn auf der bekannten Klaviatur gespielt wird und ein paar gute Menschen einen Verein gründen und Spenden sammeln, kommt manchmal so etwas dabei raus.

Wetter: Drei Jahre Haft für Brandstiftung im eigenen Laden

Ein Lebensmittel-Händler muss für drei Jahre in Haft. Das Amtsgericht Hagen sieht es als erwiesen an, dass der 35-Jährige seinen Laden in Wetter 2018 angezündet hat, um Versicherungsgelder und Spenden zu kassieren.






Das scheinbare Schicksal von Mohammad Moussa A. rüttelte 2018 die Menschen in Wetter auf. Eine Brandstiftung bei einem syrischen Gemüsehändler. Vorher habe er Drohbriefe erhalten, so der Händler damals.

(K)ein fremdenfeindlicher Anschlag

Er selbst war es, der einen fremdenfeindlichen Anschlag öffentlich aussprach. Das glaubten ihm die Menschen und so gab es seit April 2018 in Wetter eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Viele Schulen und Vereine spendeten an die Familie des Händlers. Ehrenamtliche bauten den Laden wieder mit auf.


Klare Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit hatte die Zivilgesellschaft mit zahlreichen Veranstaltungen gesetzt und auch die Politik war dabei: Bürgermeister und der gesamte Stadtrat kamen parteiübergreifend, um dem Mann ihre Solidarität zu bekunden.

Dubioser Gemüsehändler

Das Problem: Der 2015 nach Deutschland geflüchtete Syrer hatte das Feuer selbst gelegt. Davon ist das Amtsgericht Hagen überzeugt und hat ihn zu drei Jahren Haft verurteilt: Vortäuschen einer Straftat, Betrug, einfache und gefährliche Körperverletzung, so das Urteil.

Auf die Schliche sind ihm die Ermittler gekommen, weil er zur Tatzeit in Gelsenkirchen gewesen sein will. Tatsächlich aber war er noch vor der Feuerwehr am Tatort und hat Propangasflaschen aus seinem brennenden Laden getragen.
















Außerdem auffällig: Eine Sicherung war rausgedreht und somit das Licht und die Videoüberwachung ausgeschaltet. – Der Mann verstrickte sich schließlich in immer mehr Widersprüche. Erschwerend kommt hinzu, dass er Sozialleistungen in Höhe von mehreren zehntausend Euro erschlichen und andere Menschen bedroht und auch geschlagen hat.

Wetter ist geschockt

In Wetter sind seit dem Urteil viele geschockt. Etwa Anwohnerin Rilana Avranidis. Sie wohnt im ersten Stock direkt über dem ehemaligen Gemüseladen. 2018 war sie vom Brand nachts überrascht worden. Sie und ihre beiden Kinder erlitten Rauchgasvergiftungen, mussten ins Krankenhaus. Später hat sie dem Händler beim Wiederaufbau geholfen.


Heute ist der zweifachen Mutter klar: Das Leben ihrer Familie war dem Mann offensichtlich gleichgültig, als er seinen Laden anzündete. Das Amtsgericht Hagen spricht von einer „selbstsüchtigen Motivlage“.

Verein: Wir machen weiter

Auch für den Bürger-Verein "Wir in Wetter" ist der Fall eine herbe Enttäuschung. Der Verein hatte viele Aktionen nach dem gefälschten Anschlag für den Syrer und für mehr Weltoffenheit umgesetzt.


Und ist dabei auf einen Betrüger reingefallen, der seine Herkunft missbraucht hat, um sich als Opfer eines fremdenfeindlichen Anschlags zu inszenieren. Nicht nur die Versicherungssumme von mehr als 30.000 Euro hat er kassiert. Auch Spenden in Höhe von mehreren tausend Euro.



Der Verein „Wir in Wetter“ will mit seiner Arbeit für mehr Weltoffenheit weitermachen. Jetzt erst recht, meinen sie. Damit der Fall des Betrügers und Brandstifters nicht anderen schadet, die wirklich Hilfe brauchen.

https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhr...rteil-100.html