Facebook löscht Heinrich Heine

Stralsund – Im „Land der Dichter und Denker“ geraten jetzt auch deutsche Klassiker ins Visier der Zensoren. Zumindest auf Facebook, der weltweit größten Internetplattform.

Es geht um Heinrich Heine (1797-1856), einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Von ihm stammt u.a. der bekannte Aphorismus:

„Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.“


Facebook-Nutzer Dirk Schwarzrock (59) hatte dieses Zitat kürzlich in seinem Profil veröffentlicht – und war dann bass erstaunt. Der Social-Media-Konzern entfernte die Heine-Worte mit dem Hinweis, dass der Beitrag gegen die Gemeinschaftsstandards zu Hassrede und Herabwürdigung verstoße.
Der Stralsunder Kaufmann: „Ich habe das Zitat daraufhin erneut gepostet, was wiederum zur Löschung führte. Zudem wurde ich als Nutzer erst drei und dann sieben Tage bei Facebook gesperrt.“

Dirk Schwarzrock fühlt sich an finstere DDR-Zeiten erinnert. „Ich bin über das Verbot des Heine-Zitates entsetzt“, sagt er. „1986 bin ich einst aus dem SED-Regime ausgereist, nachdem ich den NVA-Wehrdienst verweigerte und inhaftiert wurde. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass die freie Meinungsäußerung einmal wieder so eingeschränkt werden würde.“

Der Stralsunder will sich das nicht bieten lassen. Über Promi-Anwalt Joachim Steinhöfel (58) ließ er Klage beim Landgericht Stralsund einreichen. Gerichtssprecher Kai Klingmüller bestätigt: „Ein entsprechendes Verfahren wird bei uns geführt. Die Zustellung der Klage an die irische Verteidigung von Facebook ist bereits erfolgt. Der Streitwert wurde auf 1000 Euro festgesetzt.“

Nicht bezifferbar dürfte der ideelle Wert sein...

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