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    Die Frau, unter der Joe Biden Präsident werden könnte

    Wider die Elogen der deutschen Presse.
    Dieser Artikel lohnt sich vom ersten bis zum letzten Buchstaben!

    Die Frau, unter der Joe Biden Präsident werden könnte

    Stefan Frank

    Joe Biden, der Präsidentschaftskandidat der amerikanischen Demokraten, hat die kalifornische Senatorin Kamala Harris – eine frühere Generalstaatsanwältin (Attorney General) des Bundesstaates Kalifornien – zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin ernannt. Aufgrund Bidens Alter (er wird im November 78) und seiner bekannten kognitiven Probleme kommt der Entscheidung viel größeres Gewicht zu als bei früheren Präsidentschaftswahlen. Sollte Biden im November gewinnen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Kamala Harris seine Nachfolgerin wird – und zwar eher früher als später, sehr wahrscheinlich lange vor dem regulären Ende von Bidens erster Amtszeit im Januar 2025. Ohne selbst gewählt worden zu sein oder auch nur an der parteiinternen Vorwahl der Demokraten teilgenommen zu haben (wegen ihrer miesen Umfragewerte warf sie noch vor der ersten Abstimmung das Handtuch), würde sie dann Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden.


    Das ist beängstigend, denn anders, als sie und ihre urplötzlich aus dem Nichts entstandene Gemeinde von Bewunderern es darstellen möchten, ist Kamala Harris alles andere als eine integre Person. In ihrer Zeit als Distriktstaatsanwältin von San Francisco (2004–2011) und später als Attorney General von Kalifornien (2011–2017) kämpfte Kamala Harris „mit aller Kraft darum, falsche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die durch aktenkundiges Fehlverhalten zustandegekommen waren, inklusive Manipulation von Beweismitteln, Falschaussagen und Unterdrückung wichtiger Informationen durch Staatsanwälte“. Dieses Urteil fällte die Juraprofessorin Lara Bazelon letztes Jahr in einem Gastbeitrag für die New York Times.
    Sabotierte Beweismittel

    Die groben Verfehlungen, die Bazelon anführt, sind zumindest in Kalifornien wohlbekannt. Da ist etwa der San Francisco crime lab scandal. 2010 – Harris leitete damals die Staatsanwaltschaft von San Francisco – wurde bekannt, dass Deborah Madden, Mitarbeiterin eines forensischen Labors, Kokain stahl und aus persönlicher Unzufriedenheit „absichtlich Beweismittel sabotierte“. Auch nachdem Mitarbeiter von Kamala Harris davon Kenntnis erlangt hatten, informierten sie nicht die Verteidiger der betroffenen Angeklagten. Und das, obwohl ersichtlich das Risiko bestand, dass Unschuldige auf der Grundlage von Maddens Falschaussagen und der von Madden sabotierten Beweismittel für immer hinter Gittern landen könnten.


    Laut einem Urteil des Supreme Court von 1963 sind Staatsanwälte verpflichtet, ihnen vorliegende Informationen, die die Glaubwürdigkeit von Zeugen infrage stellen, mit der Verteidigung zu teilen (Brady disclosure). Zu dieser Art von Information gehörte auch, dass Madden 2008 wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden war. Auch das erfuhren die Verteidiger nicht. Zeitungen schrieben, dass laut der für Drogendelikte zuständigen Staatsanwältin Sharon Woo „die höchste Ebene der Staatsanwaltschaft“ – also Kamala Harris oder ihre engsten Mitarbeiter – darüber informiert gewesen sei, „dass Madden kein verlässlicher Zeuge im Prozess war und dass ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Kriminallabors bestanden“. Die Staatsanwaltschaft habe „die verfassungsmäßigen Rechte von Angeklagten verletzt“, rügte Anne-Christine Massullo, die Richterin des Superior Court of San Francisco. Richterin Massulos „wiederholte Nachfragen“, warum die „üblichen rechtsstaatlichen Verfahren“ von Kamala Harris‘ Behörde nicht befolgt würden, seien dort auf „ein Maß an Gleichgültigkeit“ (a level of indifference) gestoßen, so Massulo weiter. Kamala Harris habe es „versäumt, Maddens Kriminalakte, ihre Entlassung aus dem Dienst und Informationen bezüglich ihrer Eignung als Laborkriminalistin zu arbeiten, offenzulegen“, so die Richterin. Mehr als 600 von Madden bearbeitete Fälle wurden eingestellt.


    Statt Reue zu zeigen, versuchte Kamala Harris – letztlich vergeblich – eine „Befangenheit“ der Richterin Massullo aus dem Umstand herzuleiten, dass deren Ehemann Strafverteidiger ist und einmal einen juristischen Vortrag über das Brady disclosure gehalten hat. Ein Jurist ist also seiner juristischen Arbeit nachgegangen, und darum sollte seine Ehefrau als Richterin nicht unbefangen Recht sprechen können? Konnte Kamala Harris ihre zynische Ablehnung des Rechtsstaats auf eine noch dreistere Art zeigen?


    Nichts änderte sich danach an der Praxis der Verletzung des Menschen- und Bürgerrechts auf einen fairen Prozess durch Kamala Harris‘ Anklagebehörde. Alex Kozinski, der Vorsitzende Richter des 9th U.S. Circuit Court of Appeals in San Francisco, stellte Harris 2013 ein vernichtendes Zeugnis aus: „Es gibt eine Epidemie von Brady-Verstößen im Land (Kalifornien; S.F.). Nur Richter können dem ein Ende setzen.“
    Kamala Harris‘ Opfer: Johnny Baca

    Dazu sollte Kozinski bald Gelegenheit bekommen: Er bekam es 2015 als Richter mit Staatsanwälten von Kamala Harris zu tun, die vor Gericht Meineide geleistet hatten, um einen offenbar Unschuldigen im Gefängnis zu lassen. Ein Mann namens Johnny Baca war wegen Mordes zu 70 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil gründete einzig auf der Zeugenaussage eines Mithäftlings, dem gegenüber Baca angeblich während der Untersuchungshaft seine Schuld eingestanden hatte. Für seine Aussage war dem Informanten eine Haftverminderung von drei Jahren in Aussicht gestellt worden. Der Jury gegenüber behauptete er aber, er habe nicht um Milde gebeten, es gebe keinen Deal über eine Haftverminderung. In einem Berufungsverfahren wurde der Staatsanwalt des ersten Verfahrens, Robert Spira, als Zeuge geladen. Er bestätigte die Lüge des Informanten, log also selbst – unter Eid. In einem weiteren Berufungsverfahren unter dem Vorsitz von Richter Kozinski wurden diese Lügen thematisiert.

    Wer Englisch spricht, sollte sich das Video des Prozesses ab Minute 18 oder zumindest ab Minute 28 ansehen. Es ist wie ein guter Gerichtskrimi – mit dem Unterschied, dass es um die Verstöße einer Person geht, die vielleicht bald US-Präsidentin sein wird.


    Richterin Wardlaw – neben Kozinski und Richter Fletcher einer der drei beteiligten Richter – nannte es „fundamental unfair“, dass in Kalifornien unter der Ägide von Kamala Harris jemand ins Gefängnis gesteckt wird, weil ein Mithäftling gegen ihn aussagt, dem die Staatsanwaltschaft dafür eine Belohnung versprochen hat (Minute 26:19). Staatsanwalt Vienna, der Untergebene von Kamala Harris, antwortete: „Es war unsauber. Und ich bestreite das nicht. Weiter ging der Wortwechsel so:


    Richterin Wardlaw: „Ist das die Praxis der Staatsanwaltschaft von Riverside County, Staatsanwälte aussagen zu lassen, die lügen – und das ist okay, weil es ja noch andere Beweise gibt?“
    Staatsanwalt Vienna: „Ich denke nicht, dass das sauber ist, Euer Ehren, und ich hoffe, ich habe das deutlich gemacht …“
    Richter Kozinski: „Es ist verstörend, dass keinerlei Schritte eingeleitet wurden. Man würde denken, dass wenn sie [die Anklagebehörde von Kamala Harris; S.F.] das herausfinden … dass sie dann außer sich sind und etwas dagegen unternehmen, um zu zeigen, dass das eine Verfehlung ist, aber die völlige Stille legt nahe, dass das die Art ist, wie es gemacht wird. Diesmal wurden sie erwischt, aber sie machen weiter, weil sie Staatsrichter haben, die dabei wegsehen. Das ist ein verstörendes Bild.“



    Hier (Minute 28:10) fängt Staatsanwalt Vienna an, nervös um Worte zu ringen.Richterin Wardlaw findet es befremdlich, dass ein Staatsanwalt im Zeugenstand lügt und dadurch die Glaubwürdigkeit eines Gefängnisinformanten stärkt, der Attorney General aber dadurch die Fairness des Verfahrens nicht beeinträchtigt sieht. Dadurch „billigte“ die Behörde von Kamala Harris die Lüge, so Wardlaw. Staatsanwalt Vienna versucht sich rauszuwieseln, doch ab Minute 29:45 wird Richter Kozinski sehr direkt:


    Richter Kozinski: „Lassen Sie es mich in andere Worte fassen. Sie arbeiten für den Attorney General, richtig?“
    Staatsanwalt Vienna: „Das tue ich, Euer Ehren.“
    Richter Kozinski: „Okay, und der Attorney General kann Klage erheben, hat die Befugnis, das zu tun, richtig?“
    Staatsanwalt Vienna: „Korrekt, Euer Ehren.“
    Richter Kozinski: „Ist der Attorney General sich der Situation bewusst?“
    Staatsanwalt Vienna: „DER Attorney General ist nicht mein direkter Vorgesetzter, Euer Ehren.“
    Richter Kozinski: „Es gibt nur einen Attorney General.“
    Staatsanwalt Vienna: „Okay.“
    Richter Kozinski: „Ist der Attorney General sich der Situation bewusst?“
    Staatsanwalt Vienna: „Ich habe keinen Bericht…“
    Richter Kozinski: „Sie werden ihr [Kamala Harris; S.F.] diese Information umgehend zukommen lassen.“
    Staatsanwalt Vienna: „Das werde ich, Euer Ehren.“
    Richter Kozinski: „Okay. Und sie – oder jemand von ihrer Behörde – könnte diese Fälle gerichtlich verfolgen, wenn sie denken würde, dass das eine ernste Angelegenheit ist, die von den örtlichen Behörden nicht wahrgenommen wird. … Ist das passiert? Wurden Ermittlungen eingeleitet, wurden irgendwelche Schritte unternommen, um zu zeigen, dass Kalifornien es nicht billigt, dass Staatsanwälte in den Zeugenstand gehen und die Jury in einem Strafverfahren anlügen? Ist irgendetwas dergleichen passiert?“
    Staatsanwalt Vienna: „In diesem Fall, Euer Ehren?“
    Richter Kozinski: „Ja, in diesem Fall.“
    Staatsanwalt Vienna: „Ich schätze, meine Antwort ist, ich glaube, abgesehen von der Kritik des Berufungsgerichts ist die Antwort nein.“
    Richter Kozinski: „Nun, das Berufungsgericht arbeitet nicht für den Attorney General, richtig?“
    Staatsanwalt Vienna: „Korrekt.“



    Richter Kozinski: „Also gibt es irgendeine Idee vonseiten des Attorney General, das als eine Angelegenheit des Staates zu verfolgen: dass, wenn jemand in den Zeugenstand geht und lügt, er es mit dem Attorney General zu tun bekommt und wegen Meineids angeklagt wird?“
    Vienna gab zu, dass Kamala Harris‘ Behörde keinerlei Ermittlungen eingeleitet hatte. Richter Fletcher schaltete sich ein und sagte, dass sie sogar obendrein mit „Zähnen und Klauen“ habe verhindern wollen, dass das Protokoll des Verfahrens gegen den Gefängnisspitzel (aus dem der schmutzige Deal hervorgeht) dem Berufungsgericht zugestellt wird. „Ich gebe zu, das sieht nicht gut aus“, sagte Vienna kleinlaut. Fletcher entgegnete: „Nein, das sieht furchtbar aus!“
    Trotz dieser irrwitzigen Demontage rechtsstaatlicher Grundsätze – die teils von Kamala Harris selbst, teil von ihrem Vorgänger zu verantworten sind – wollte Kamala Harris das Urteil gegen Baca aufrechterhalten. Sie änderte ihre Meinung erst, als Richter Kozinski vor laufender Kamera drohte, dass er Worte finden werde, die für einige Leute „nicht schön“ (not pretty) sein würden.
    Kamala Harris‘ Opfer: Cheree und Shayla Peoples

    Es ist ein menschlich anrührendes, trauriges Foto: Ein schwarzes Mädchen in einem gelben Sporttrikot liegt mit vor Erschöpfung geschlossenen Augen in einem Krankenhausbett. Am Bett steht die Mutter – dem Augenschein nach selbst chronisch krank –, sieht mit ernstem Blick ins Gesicht ihrer Tochter und hält deren Hand. Die Mutter heißt Cheree Peoples; ihre Tochter Shayla leidet unter Sichelzellenanämie, einer Erbkrankheit, die zu Schmerzkrisen sowie zu schweren Organschädigungen führt. Schon am Ende des ersten Lebensjahres haben manche betroffene Kinder keine Milzfunktion mehr. Die Patienten haben gegenüber Gesunden ein um 800-mal höheres Risiko, eine Blutvergiftung zu erleiden, die innerhalb von Stunden zum Tod führen kann.


    Ein anderes Foto: Zwei Polizisten führen eine schwarze Frau, die sie aus dem Bett geholt haben, im Schlafanzug und in Handschellen ab. Es ist wieder Cheree Peoples. Am 18. April 2013 wurde sie in Orange County, Kalifornien, verhaftet. Attorney General Kamala Harris hatte die Polizisten geschickt. Welches Verbrechen hatte Cheree Peoples begangen? Kamala Harris ließ Peoples verhaften, weil deren Tochter „mehr als 20 Tage unentschuldigt in der Schule gefehlt“ hatte. Um die Mutter besonders zu demütigen, hatte Harris‘ Büro die Presse informiert, sie musste bei ihrer Verhaftung durch ein Spalier von Fotografen. Harris hatte das Gesetz gegen Schulschwänzer selbst auf den parlamentarischen Weg gebracht.


    Ein Reporter des linksliberalen amerikanischen Blogs Huffington Post hat die Geschichte 2019 recherchiert. „Man könnte schwören, dass ich jemanden umgebracht hätte“, sagte Peoples, und erklärte, dass ihre Tochter häufig die Schule versäumt habe, weil sie zu starke Schmerzen hatte, um das Haus zu verlassen, oder weil sie zur Langzeitpflege ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Schule wusste das. Laut der Huffington Post lagen ihr Akten des Kinderkrankenhauses vor, aus denen hervorgeht, dass Shaylas Zustand unvorhersehbare Abwesenheiten und sonderpädagogische Unterkünfte erforderlich machen würde.
    Kamala Harris‘ Opfer: George Gage

    2015 setzte sich das Büro von Attorney General Kamala Harris dafür ein, eine Verurteilung wegen sexueller Übergriffe gegen einen ehemaligen Elektriker namens George Gage aufrechtzuerhalten. Der 79-jährige Gage war 1999 des sexuellen Missbrauchs der Tochter seiner Ex-Frau für schuldig befunden worden und verbüßte eine 70-jährige Haftstrafe. Gage legte Berufung ein, und ein Richter stellte fest, dass die Staatsanwaltschaft entlastende Beweise zurückgehalten hatte, darunter die Krankenakten der Klägerin und eine Erklärung von deren Mutter, in der diese ihre Tochter als „pathologische Lügnerin“ bezeichnete. Harris verhinderte ein neues Verfahren: Gage habe eine Frist versäumt. Er befindet sich immer noch im Gefängnis.
    Kamala Harris‘ Opfer: Daniel Larsen

    1999 wurde ein Neonazi-Gangmitglied namens Daniel Larsen wegen Besitzes einer versteckten Waffe verurteilt – zu 27 Jahren Gefängnis, weil er Vorstrafen wegen Einbruchs hatte. Polizisten hatten ausgesagt, sie hätten gesehen, wie Larsen vor einer Bar in Los Angeles ein 15 cm langes Messer unter ein Auto geworfen habe. Nach dem Prozess meldeten sich neun Augenzeugen (darunter ein Polizist, der privat vor Ort war), die bestritten, dass Larsen der Mann gewesen war, der das Messer hielt. Ein Richter stellte 2010 fest, dass Larsens erster Pflichtverteidiger keinerlei Zeugen befragt hatte, und hob die Verurteilung auf.


    Trotz des Urteils blockierte Kamala Harris Larsens Freilassung zwei Jahre lang. Nachdem Larsen schließlich entlassen worden war, legte Harris Berufung gegen seine Freilassung ein, indem sie wiederum technisch argumentierte: Er habe eine Frist nicht eingehalten. Larsen saß 13 Jahre lang unschuldig im Gefängnis. Wäre es nach Kamala Harris gegangen, wäre er weitere 14 Jahre in Haft geblieben (und dort vielleicht gestorben), obwohl er fälschlich wegen eines Verbrechens – Tragen eines Messers – verurteilt worden war, das er nicht begangen hat.
    Kamala Harris‘ Opfer: Jamal Trulove

    im Februar 2010, Kamala Harris war noch Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, wurde der 29-jährige Schwarze Jamal Trulove, ein ehemaliger Reality-TV-Star und aufstrebender Hip-Hop-Künstler, aufgrund der Aussage einer einzigen Zeugin wegen Mordes an dem 28-jährigen Seu Kuka zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt – zu unrecht, wie man heute weiß. Sieben Jahre lang saß der Vater von vier Kindern unschuldig im Gefängnis. Die Aussage der angeblichen Augenzeugin war von Anfang an dubios. Sie wollte Trulove aus ungünstigem Blickwinkel und vom zweiten Stock eines Hauses aus auf der dunklen, nächtlichen Straße erkannt haben – als ihr bei der Polizei aber eine Fotowand mit verschiedenen Männern gezeigt wurde, erkannte sie Trulove erst einmal gar nicht.


    Polizisten halfen nach, wie ein Berufungsgericht später herausfand. Sie manipulierten die Zeugin. Kamala Harris lobte die „tapfere Augenzeugin“ – ohne jedoch zu erwähnen, dass diese von der Staatsanwaltschaft im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms über 60.000 US-Dollar und eine neue Wohnung erhalten hatte. Der ganze Prozess beruhte nämlich auf der Fiktion, dass die Zeugin glaubwürdig sei, weil sie die Aussage unter immensem persönlichem Risiko gemacht habe. Eine Annahme, für die es nicht den Hauch eines Beleges gab, wie das Berufungsgericht befand. Es hob das Urteil auf und stellte fest, dass Staatsanwälte, die unter Kamala Harris in der Staatsanwaltschaft arbeiteten, die Zeugin gegenüber der Jury falsch dargestellt hatten. Wegen Fehlverhaltens der Polizei, einschließlich der Manipulation der Zeugin und der Fälschung von Beweisen, erhielt Jamal Trulove in einer Einigung von der Stadt San Francisco eine Entschädigung in Höhe von 13 Millionen US-Dollar.


    Das kanadische Magazin Vice dokumentierte den Fall später in einem Kurzfilm: I was wrongfully convicted by the office of Kamala Harris. Dem Reporter sagte Trulove, Kamala Harris sei vor Gericht zweimal erschienen, „um ihre Präsenz spürbar zu machen“. Der Polizei sei „jedes Mittel recht“ gewesen, um eine Verurteilung zu erreichen, und Kamala Harris sei „beinahe stolz auf die Verurteilung“ gewesen.
    Harris und ihre deutschen Bewunderer

    Das Ziel von Kamala Harris war es, so viele Menschen wie möglich ins Gefängnis zu bringen. 2010 prahlte sie damit, dass San Francisco unter ihrer Führung „die höchste Quote von Verurteilungen seit 15 Jahren“ habe. 2011 brachte Harris die USA nach Meinung einiger Beobachter an den Rand einer Verfassungskrise, als sie sich der Anweisung eines Bundesgerichts widersetzte, zur Linderung der Überbelegung der kalifornischen Gefängnisse (in denen bei einer Belegungsquote von 200 Prozent unhaltbare hygienische Zustände herrschten) 5.000 Häftlinge, die nicht wegen Gewalttaten inhaftiert waren und keine Gefahr für die Gesellschaft darstellten, freizulassen. Das Bundesgericht erwog, wegen „Missachtung des Gerichts“ gegen den Staat Kalifornien vorzugehen. Das Atlantic-Magazin schrieb damals über Kamala Harris‘ Manöver:


    „Die kalifornische Generalstaatsanwältin Kamala Harris, ein aufstrebender Stern in der Demokratischen Partei, der von einigen als potenzieller Kandidat für den Obersten Gerichtshof angesehen wird, hat die Einreichung einer Reihe zweifelhafter Anträge und Schriftsätze im Namen des Staates genehmigt oder zugelassen, während dieser versucht, sich aus seiner verfassungsrechtlichen Verpflichtung gegenüber den Insassen herauszuwieseln. Diese Gerichtsakten, die in den letzten zwei Wochen von Bundesrichtern zurückgewiesen und verspottet wurden, sind weitgehend frei von relevanten Fakten und eines Assistenten im ersten Jahr unwürdig, geschweige denn des Hauptanwalts des bevölkerungsreichsten Staates unseres Landes (Kamala Harris; S.F.)“



    Einer von Kamala Harris‘ Mitarbeitern argumentierte 2014, der Staat könne nicht auf die billige Arbeitskraft der Häftlinge verzichten, die zwischen 8 und 37 Cent pro Stunde verdienen (Harris behauptete später, sie sei von dem Argument „schockiert“).


    Ein anderer Fall aus dieser Zeit, ebenfalls wissenswert: Im Sommer 2014 ordnete ein Bundesrichter ein Moratorium der Todesstrafe in Kalifornien an, weil die dortige Praxis, zum Tode Verurteilte über viele Jahrzehnte eingesperrt und in Ungewissheit zu lassen, gegen das Verbot von grausamen und ungewöhnlichen Strafen verstoße. Kamala Harris legte erfolgreich Berufung dagegen ein.


    Im Hinblick auf die Unschuldigen, die Kamala Harris hinter Gittern gebracht hat oder dort belassen wollte, schreibt die eingangs erwähnte Jura-Professorin Lara Bazelon in ihrem Beitrag für die New York Times: „All dies ist eine Schande, denn der oberste Staatsanwalt des Staates hat die Macht und den Imperativ, Gerechtigkeit zu suchen“. Verfehlungen in der eigenen Behörde müssten zugegeben und wieder gut gemacht werden. Kamala Harris aber habe „juristische Feinheiten“ – wir Laien würden von Winkelzügen sprechen – zu „Waffen“ gemacht, „um Ungerechtigkeiten zu zementieren“. All das ist bekannt – spätestens seit der Fernsehdebatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber, in der Tulsi Gabbard Kamala Harris frontal angriff:


    „Sie hat über 1.500 Menschen wegen Marihuana-Verstößen ins Gefängnis gebracht und dann darüber gelacht, als sie gefragt wurde, ob sie selbst schon mal Marihuana geraucht hat (in diesem Video ab 0:24; S.F.). Sie hat Beweismittel blockiert, die einen unschuldigen Mann aus dem Todestrakt geholt hätten, bis Gerichte sie dazu gezwungen haben. Sie hat Menschen über ihre Strafzeit hinaus im Gefängnis gehalten, um sie als billige Arbeitskraft für den Staat Kalifornien zu benutzen. Und sie hat die Geldkautionspraxis nicht angetastet, die arme Menschen auf die schlimmste Art trifft.“



    Kamala Harris machte keinerlei Anstalten, irgendeine dieser schweren Anschuldigungen abzustreiten. Stattdessen rühmte sie nur ihre angeblichen Erfolge. Kein Wunder, dass sie bald darauf aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ausstieg, war sie doch vor den Augen der Welt bloßgestellt als das, was sie ist. CNN-Moderator Chris Cuomo kommentierte:
    „Harris war wohl nicht überrascht über diese spezifischen Anschuldigungen, aber sie hatte keine spezifischen Erwiderungen parat. Und Gabbard hat sich diese Anschuldigungen nicht etwa ausgedacht, sie sind nicht unbegründet, viele von ihnen stammen aus einer Kolumne von jemandem, der mit Senatorin Harris zusammengearbeitet hat.“



    Von diesem bösartigen Treiben von Kamala Harris und den Kontroversen über sie findet sich nichts in den Berichten (treffender: Elogen), die deutsche Zeitungskommentatoren über sie veröffentlicht haben, nachdem Joe Biden sie zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin erkoren hat. Einige Kostproben:


    Die Welt bezeichnete Kamala Harris als eine „Problemlöserin“ mit „Law-and-Order-Vergangenheit“. Carsten Knop stellte in der FAZ die sehr gewagte Behauptung auf, Harris stehe „für Recht und Gesetz“ und wisse, dass „am Ende die Wahrheit zählt“. Sie habe einen „spannenden Lebenslauf“, fügte er hinzu. Ralf Neukirch nannte sie auf Spiegel online „die richtige Wahl“. Als Attorney General von Kalifornien habe sie „eine harte Linie in der Strafverfolgung“ verfolgt – ein seltsamer Euphemismus, wenn es um lügende Staatsanwälte und die Inhaftierung Unschuldiger geht. Immerhin gab Neukirch zu, dass sich das „in der Praxis vor allem gegen Schwarze richtete“. Gegen solche Schwarze, die sich keinen Anwalt leisten können, der sie davor bewahrt, grundlos hinter Gittern zu wandern, sollte man hinzufügen. Den euphorischsten Fangesang auf Kamala Harris stimmte Welt-Autor Hannes Stein an:


    „Dann kam Kamala Harris. Und wer noch Zweifel hegte, ob Joe Biden mit dieser Frau die richtige Wahl getroffen hatte, der konnte sie bei ihrer kleinen Ansprache sehr schnell verlieren. … Höhepunkt der Rede war die hoffnungsvolle Zukunftsvision, die Harris entwarf: Sie versprach ‚Jobs, Jobs, Jobs‘, eine Wendung hin zu erneuerbaren Energien, eine von wissenschaftlichen Erkenntnissen getragene Seuchenbekämpfung. Einen Wiederaufbau Amerikas, bei dem es im Grunde um einen Neuaufbau gehe – ‚build back better‘. Aber das Eigentliche war nicht der Inhalt dessen, was Kamala Harris sagte, sondern der Stil: Sie wirkte jugendlich, frisch und kein bisschen verzweifelt. … Mehrere Male zitierte sie den Slogan ihrer Kampagne: ‚Kamala Harris for the people.' … Sie verkörpert die Zukunft Amerikas. Und noch hat das Wahlkampfteam von Donald Trump (außer der inhaltsleeren Beschimpfung, Harris sei ‚nasty‘, gemein) nichts gefunden, was er dieser Frau entgegensetzen könnte.“



    „Nichts gefunden“? Woher will Stein das wissen (wenn er nicht ins Wahlkampfhauptquartier der Republikaner eingebrochen ist und dort Wanzen platziert hat)? Es ist wohl eher so, dass Stein selbst nichts gefunden hat, „was er dieser Frau entgegensetzen könnte“, weil er, wie die allermeisten deutschen Journalisten, nicht im Traum daran denkt, nach so etwas überhaupt zu suchen. Man kann sich schon darauf gefasst machen, dass Kamala Harris von der Presse mit derselben Kritiklosigkeit bedacht werden wird wie einst Barack Obama, der in seiner Amtszeit kaum häufiger kritische Journalistenfragen gestellt bekam als der Sultan von Brunei.


    Da lob ich mir die Süddeutsche Zeitung, die ihre Leser mit der bekannten Sachlichkeit über „fünf Dinge, die Sie über Kamala Harris wissen sollten“ informierte:


    „Harris gilt als ausgezeichnete und leidenschaftliche Köchin. Auf Instagram finden sich Videos und Fotos mit selbstgebrutzeltem Truthahn oder Aufläufen, gerne indisch oder mediterran angehaucht. Auf YouTube gab es eine eigene Kochshow mit ihr. Wer mal VP-style nachkochen möchte: In Speck gebratene Äpfel auf Pfannkuchen à la Kamala Harris – ein Traum.“

    Ein anderes Rezept aus Kamala Harris‘ San Quentin Kitchen: Man schmore Unschuldige, die zuvor in halbgare Gerichtsverfahren gewickelt wurden, langsam zu Tode, würze sie mit erkauften Zeugenaussagen und streue anschließend Salz in die offenen Wunden der Justiz. Fertig ist die Platte der sieben Grausamkeiten à la Kamala Harris.

    https://www.achgut.com/artikel/die_f...werden_koennte
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Die Frau, unter der Joe Biden Präsident werden könnte

    Man sieht, nicht nur Merkel ist zu allem fähig.
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

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